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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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denn, Herr General? Jemand von Tohid oder einer der anderen Firmen? Etwa der junge Wissenschaftler, der in Deutschland studiert hat?»
    «In ein paar Stunden wirst du es sehen, mein Bruder», sagte Al-Majnoun. Sein Farsi klang durch den arabischen Akzent abgehackt und kehlig, ungeheuer unkultiviert, wie mit Gift versetzt. «In ein paar Stunden bist du der große Held. Und ich verschwinde wieder.»
    Mehdi fasste sich an den Ziegenbart und zwirbelte die längeren Härchen, bis sie so fest verdrillt waren wie ein feines Drahtseil.

34   Maschhad/Iran
    Das Forschungszentrum Ardabil versteckte sich in einem verlassenen Industriegebiet unweit der Technischen Universität, etwas oberhalb der nördlichen Umgehungsstraße. Es war von einer Mauer umgeben und mit einem Sicherheitstor versehen, doch sonst wies praktisch nichts darauf hin, dass sich auf dem Gelände eine besondere Einrichtung verbarg. Vielleicht lag es ja daran, dass es den USA und Israel – und selbst Kamal Atwan – so lange entgangen war. Besonders strenge Geheimhaltung ist oft auch besonders verräterisch, und manchmal erweist es sich als die beste Tarnung, sich gar nicht erst zu tarnen.
    Reza wartete bereits am Tor. Er küsste seinen Freund auf die Wangen, umarmte ihn herzlich und küsste ihn dann gleich noch einmal. Seit Karim ihn das letzte Mal gesehen hatte, war Rezas Bart dichter und sein Bauch deutlich runder geworden, doch abgesehen davon hatte er sich kaum verändert. Vor allem hatte er immer noch denselben spitzbübisch-klugen Ausdruck in den Augen. Er spielte Schach, liebte komplizierte Rätsel und war ein besessener Computerspieler. Kein Wunder, dass sie ihn hier auf Eis legten. Er war der Einwechselspieler – der zwölfte Mann in der Mannschaft, der auf dieser entlegenen Reservebank wartete, bis einer der aufgestellten Spieler ein schweres Foul beging.
    Sie standen bereits vor dem Pförtnerhaus, und Reza fragte Karim nach seinem alten Zugangsausweis. Karim reichte dem Sicherheitsbeamten das Dokument, und der gab die Ausweisnummer in sein Computersystem ein.
    «Dieser Pass ist nicht mehr gültig», sagte er.
    «Natürlich nicht», erwiderte Karim mit gezwungenem Lachen. «Es ist ja auch ein alter Ausweis. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen auch den geben, den ich in Teheran verwende.»
    Der Sicherheitsmann musterte Karim so eindringlich, dass der junge Wissenschaftler unwillkürlich sein schwarzes Sakko enger um sich zog. Er kam sich nackt vor unter dem stechenden Blick. Der Wachmann trat einen Schritt näher an ihn heran und betrachtete ihn noch genauer. Dann lächelte er das skeptische, orientalische Lächeln der Bewohner von Maschhad.
    «Haben Sie nicht früher hier gearbeitet?»
    Karim nickte. «Ja, aber das ist schon einige Zeit her. Inzwischen bin ich bei Tohid in Teheran. Ich bin hier, um Verwandtezu besuchen, und da dachte ich mir, ich schaue auch bei meinem alten Freund Reza vorbei.»
    «Sie erinnern sich also noch an die alten Freunde aus Maschhad? Normalerweise vergesst ihr hochnäsigen Teheraner doch gleich wieder, dass es uns überhaupt gibt.» Der Wachmann litt anscheinend unter einem Minderwertigkeitskomplex, freute sich aber sichtlich über diesen früheren Mitarbeiter, der die Nase nicht so hoch trug wie die anderen und sein altes Labor wiedersehen wollte.
    «Salam, salam. Rooz beheyr. Khosh amadi.»
Willkommen, willkommen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Nachmittag. Es ist uns eine Freude, Sie hier zu haben.
    Damit öffnete er die automatische Tür, hielt dann aber noch einmal inne und drehte sich zu Karim um.
    «Tut mir leid, Bruder, aber haben Sie vielleicht eine Kamera bei sich oder sonst etwas, mit dem man Aufnahmen machen könnte?»
    Karim schwieg. Was war die richtige Reaktion darauf?
    «Nein», antwortete er.
    «Sind Sie ganz sicher?» Der Wachmann blieb freundlich, war aber auf der Hut.
    Karim spürte das Spezialgerät schwer in seiner Jackentasche und konzentrierte sich auf das einzig Wichtige: Das geheime Werkzeug durfte nicht entdeckt werden.
    «Mein Handy hat eine Fotofunktion. Soll ich es Ihnen hierlassen?»
    «Ja, bitte.»
    Karim gab ihm das Nokia-Handy, das er sich in Teheran gekauft hatte und das mit einer dieser neuen Drei-Megapixel-Kameras ausgestattet war.
    «Vielen Dank, Herr Doktor.» Der Wachmann reichte ihm den Abholschein, mit dem er das Handy wiederbekommen würde.
    «Und jetzt komm», sagte Reza. «Ich muss dir unbedingt den neuen Anbau im Labor zeigen.»
     
    Marwan näherte sich von Norden her. Er

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