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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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wiederaufgenommen.»
    «Genau.»
    «Nun schau sich einer diese kleinen Bastarde an! Aber wir hier in England wussten ja schon immer, dass sie eigentlich nie damit aufgehört hatten. Ihr wart da, ehrlich gesagt, ziemlich leichtgläubig.»
    Winkler lehnte sich wieder in seinem Sessel zurück, als müsste er über etwas nachdenken. Dabei funkelten seine Augen noch mehr als sonst.
    «Und jetzt habt ihr einen Maulwurf in Teheran. Kompliment! Ist er vertrauenswürdig?»
    «Ich glaube schon. Zumindest sein Material ist es. Arthur Fox wird nicht müde, das zu betonen.»
    Winkler verzog das Gesicht. «Ich mag diesen Mann nicht, Harry. Er ist ein Blender.»
    «Wem sagst du das? Aber der Präsident hört trotzdem auf ihn. Fox hat das Weiße Haus über unseren Informanten in Teheran informiert und einige Leute dort so verrückt gemacht, dass sie lieber heute als morgen eine Bombe auf Natanz werfen würden.»
    «Sind die denn komplett übergeschnappt?»
    «Noch nicht. Deshalb bin ich ja hier. Der Direktor möchte, dass ich unseren Mann wie einen echten, normalen Agenten behandele und herausfinde, was er weiß. Aber dazu muss ich ihn erst finden. Wir haben vor Ort keine Möglichkeit dazu und brauchen Hilfe. Und zwar eure.»
    «Wie reizend», sagte Winkler. «Wir mochten es ja schon immer, wenn ihr Amerikaner bedürftig und verletzbar seid. Das bringt eure weibliche Seite zum Vorschein.»
    «Leck mich, Adrian. Aber ich nehme mal an, das heißt ja.»
     
    Sie holten einen Stadtplan von Teheran und breiteten ihn auf Winklers Schreibtisch aus. Keiner von beiden war je dort gewesen, aber durch das viele Bildmaterial, das sie aus der Stadt gesehen hatten, fühlten sie sich dort fast wie zu Hause. Winkler legte seinen Finger auf einen Punkt in der Mitte des Plans, ganz in der Nähe des Firdausi-Platzes.
    «Hier liegt unsere Botschaft, in der Jomhuri-ye-Islami-Straße. Von dort aus können wir Funksignale anpeilen. Hat euer Mann denn eine Kommunikationsausrüstung?»
    «Nein. Ich sagte dir doch, dass wir ihn noch nie gesehen haben. Alles, was wir haben, ist eine E-Mail -Adresse. Aber die Art seiner Informationen legt nahe, dass er in einem der Nuklearlabors arbeitet. Vielleicht in dem großen im Norden von Teheran, vielleicht aber auch in einer der Nebenstellen, die sich als private Unternehmen tarnen.»
    Winkler tippte auf einen Punkt am nördlichen Stadtrand, ganz in der Nähe eines alten Sanatoriums für Tuberkulosekranke, das jetzt eines der größten Behandlungszentren für Aids-Patienten in Teheran war.
    «Genau hier», sagte Winkler. «Das ist Ground Zero für Fox und seine Freunde. Wenn es nach ihnen ginge, würden sie diesen Ort hier in Schutt und Asche legen – und euren Jungen vermutlich gleich mit.»
    «Habt ihr jemanden dadrinnen?»
    «Nein. Das sagen wir euch jedes Mal, wenn ihr uns danach fragt.»
    «Ich weiß, aber jetzt frage ich dich wieder. Und dieses Mal muss ich es wirklich wissen. Habt ihr jemanden?»
    Winkler zwinkerte ihm lächelnd zu. Irgendjemandem musste man schließlich vertrauen.
    «Ja, haben wir», gab er zu. «Einen Physiker, der dort hin und wieder beratend tätig ist. Er hat keinen offiziellen Ausweis, deshalb wird er bei jedem Besuch aufs Neue überprüft. Aber er kann Dosimeter und andere Instrumente mitnehmen.»
    «Hat er vielleicht etwas installiert?»
    «Du meinst Mikrophone oder so? Nein. Das traut er sich nicht. Wir versuchen ihn langsam an solche Dinge heranzuführen.»
    «Wo habt ihr ihn denn angeworben?»
    «Vor fünf Jahren, als er an der Universität in Utrecht promoviert hat. Er wollte schon damals für uns arbeiten, aber als er zurückkam, haben sie ihn so durch die Mangel gedreht, dass er danach den Kontakt abgebrochen hat. Das machen sie mit allen Studenten, die aus dem Ausland zurückkommen. Wir haben ihn vorgewarnt, aber das hat nichts geholfen. Letztendlich war es vielleicht sogar gut für uns. Schließlich ist es immer noch das Sicherste, überhaupt keinen Kontakt zu haben, oder? Wir haben ihn von ein paar Iranern, die seine Familie kennen, beobachten lassen, und als wir dann hörten, dass er angeblich streng geheime Dinge machte, über die er mit niemandem sprechen durfte, dachten wir: Bingo! Wir haben ihn mitten in diesem verdammten Teheran auf offener Straße wieder angesprochen, und damit hatten wir ihn in der Hand, und das wusste er auch.»
    «Genial. Kein Wunder, dass ihr uns nichts davon erzählt habt.»
    «Sein Spezialgebiet war die Auswirkung von Röntgenstrahlen auf Plasmen,

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