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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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was uns natürlich sehr interessiert hat. Schließlich ist das eine Schlüsseltechnologie für den Bau der Wasserstoffbombe.»
    «Das darf doch nicht wahr sein! Arbeiten die daran etwa auch?»
    «Das wissen wir nicht. Wenn man unserem Jungen glauben kann, dann überlegen sie es sich noch. Sie vertrauen ihm allerdings nicht völlig, weil er nicht in den Revolutionsgarden ist. Aber wir setzen ihn nicht unter Druck, weil das möglicherweise seine Tarnung auffliegen ließe, und warten, bis er näher an die wirklich entscheidenden Informationen herankommt. Vor einem halben Jahr haben wir versucht, ihm in Dubai einen von diesen neuen Sendern zukommen zu lassen, aber er hat keine Ausreiseerlaubnis bekommen. Vielleicht darf er demnächst nach Katar, doch er fürchtet, dass sie ihn überhaupt nicht mehr außer Landes lassen. Was wiederum ein gutes Zeichen sein könnte.»
    «Wie heißt er?», fragte Harry.
    «Bei aller Freundschaft, Harry, aber das geht zu weit.»
     
    «Wir brauchen eine gezinkte Karte», schlug Adrian vor. «Etwas, das du deinem Ali zuspielst und das unser Ali bemerkt. Kannst du mir folgen?»
    Ihr Gespräch dauerte nun schon mehr als eine Stunde, in der sie versucht hatten, sich einen Aktionsplan zurechtzulegen. Harry hatte Adrian noch einmal haarklein alles erzählt, was er über Doktor Ali wusste, und Winkler hatte ihm mit einer gewissen Ungeduld zugehört. Dem unternehmungslustigenFunkeln in seinen Augen nach zu schließen konnte er es kaum erwarten, konkrete Maßnahmen zu ergreifen.
    «Gezinkt in welcher Hinsicht?», fragte Harry.
    «Ich meine etwas, das deinen Jungen dazu bringt, Spuren zu hinterlassen, denen meiner folgen kann. Nehmen wir mal an, du sagst ihm, er solle in dem Bereich, in dem er arbeitet, nach etwas suchen, das mein Junge weiß.»
    «Nach etwas, das mit Plasma und Röntgenstrahlen zu tun hat. Erkundigungen einholen, wie man das bei Kollegen tut.»
    «Genau. Und meinem Jungen sagen wir, dass er uns mitteilen soll, wenn jemand solche Fragen stellt. Wie findest du das?»
    «Nicht schlecht. Aber wird dein Ali dann nicht Verdacht schöpfen? Und wer garantiert uns, dass er nicht längst umgedreht worden ist? Ich möchte nicht riskieren, dass meiner deshalb auffliegt.»
    «Keine Sorge, der ist so sauber wie der Erzbischof von Canterbury. Noch sauberer sogar! Unser Ali ist nichts weiter als ein verängstigtes Kind. Aber ich verspreche dir, dass wir ganz vorsichtig sind. Wir werden ihm noch ein paar andere Anfragen stellen, damit er keine Lunte riecht. Mach dir keine Sorgen, Harry.»
    «Ich mache mir eben gerne Sorgen. Das ist so entspannend.»
    Harry trat ans Fenster und blickte hinaus. Ein paar Kilometer flussabwärts drehte sich das London Eye so langsam, dass man es kaum bemerkte. Harry wünschte, die Welt würde sich genauso langsam bewegen.
    «Wie schnell kannst du mit deinem Jungen in Kontakt treten?», fragte Harry.
    «Von Angesicht zu Angesicht?»
    «Ja. Ich glaube nicht, dass man so ein Vorhaben schriftlich kommunizieren kann.»
    «Wenn dieses Treffen im Ausland sein soll, dann vielleicht in ein oder zwei Monaten. Das hängt davon ab, ob sie ihn noch reisen lassen. Und wenn sie das tun, muss er verdammt aufpassen, damit er sich nicht verdächtig macht.»
    «Das dauert viel zu lange. Wir müssen jetzt etwas unternehmen.»
    «Vielleicht könnten wir ein Treffen in Teheran organisieren. Wir haben ein paar sichere Häuser, von denen unsere Leute glauben, dass sie noch sauber sind. Aber ich mache so was nur äußerst ungern. Wenn wir unseren Informanten enttarnen, haben wir gar nichts mehr.»
    «Tu es trotzdem, Adrian. Wenn das funktioniert, sind wir drin.»
    «Muss es denn wirklich ein persönliches Treffen sein?»
    Harry nickte. «Der einzige Lügendetektor, der wirklich funktioniert, ist der Blick in die Augen des Gegenübers. Wenn es nicht notwendig wäre, würde ich dich nicht darum bitten.»
    «Dazu muss ich erst den Chef fragen», sagte Adrian ernst.
    «Er wird tun, was immer du ihm sagst.»
    «Hör auf, mir Honig ums Maul zu schmieren, Harry, das ist nicht nötig.»
    «Das heißt also ja?»
    Adrian nickte. «Es ist ein Schuss ins Blaue, aber ich schätze mal, es ist das Beste, was du hast. Wenn du nicht herausfindest,wer euer Ali ist, dann ist er nutzlos für euch. Und wenn die Iraner tatsächlich diese Bombe bauen, dann solltet ihr am besten gestern erfahren, wer er ist. Auf was soll unser Mann also achten, was wird euer Mann möglicherweise von ihm wissen wollen?»
    «Da muss ich

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