Der Einsatz
seinerseits den Kopf.
«Khar kose!» ,
murmelte er. Fotze deiner Schwester. Diese rohe Bemerkung, die selbst aus dem Mund eines Vernehmungsbeamten völlig fehl am Platz war, erschreckte Molavi zutiefst.
«Für heute sind wir fertig, aber das heißt nicht, dass wir Ihnen nicht beim nächsten Mal andere Fragen stellen werden. Unangenehmere Fragen, fürchte ich. Vielleicht werden sie Ihnen auch von unangenehmeren Männern als mir gestellt. Das tut mir leid, aber wir müssen nun einmal herausfinden, wo die Lügen sind.
Alhamdollah.
Es ist Gottes Wille.»
Der Vernehmungsbeamte fragte Molavi, ob er seinen Ausweis dabeihabe, und der junge Mann bejahte. Wie alle Iraner trug er ihn immer bei sich. Nur für den Fall des Falles. Der Vernehmungsbeamte bat ihn daraufhin, ihm den Ausweis zur Sicherheitsverwahrung auszuhändigen. «Das macht uns die Sache einfacher», sagte er. Molavi fragte, wann er seinen Ausweis wiederbekäme, doch der Vernehmungsbeamte blieb die Antwort schuldig.
Als Mehdi Esfahani mit seiner Befragung fertig war, verließ er das Gelände am Flughafen und fuhr in seinem Privatwagen nach Westen in Richtung Karai. Er folgte einer Wegbeschreibung, die man ihm gegeben hatte, zu einer Villa in einem der neu errichteten Vororte in der Nähe von Bahonar, wo die Quds ihr Trainingslager hatten. Anfangs verfuhr er sich undkam deshalb zu spät bei der Villa an. Die Fensterläden waren verschlossen, und als niemand antwortete, nachdem er an die Tür geklopft hatte, glaubte Mehdi Esfahani schon, am falschen Ort zu sein. Aber dann wurde die Tür einen Spalt geöffnet, und im Halbdunkel des Hausflurs konnte er ein von Operationsnarben entstelltes Gesicht erkennen.
Das Innere der Villa war finster und roch muffig wie ein alter Pappkarton. Staubflocken tanzten wie Plankton in den wenigen, dünnen Lichtstrahlen, die durch die Schlitze in den nicht mehr ganz dichten Fensterläden hereindrangen und bei Mehdi Esfahani den Eindruck erzeugten, als befände er sich in einer von geheimnisvollem Dämmerdunkel erfüllten Unterwasserwelt.
Al-Majnoun setzte sich auf eine verschlissene Couch und bat seinen Besucher, ebenfalls Platz zu nehmen. In der Dunkelheit glühte etwas. Es war der Kopf einer Wasserpfeife, an der Al-Majnoun mit tiefen Zügen sog. Er bot Esfahani ein Mundstück an, das an einem gewundenen Schlauch befestigt war, doch der Besucher lehnte ab. Das Blubbern der Wasserblasen, das bei jedem von Al-Majnouns Zügen zu hören war, erinnerte an das Atemgeräusch eines Tiefseetauchers. Eine Minute lang sagte er kein Wort und rauchte nur, was auch immer in der Pfeife war. Dann legte er das Mundstück beiseite und fing an zu reden. Seine Stimme klang heller als gewöhnlich.
«Was hat er gesagt?», wollte Al-Majnoun wissen. Die Stimme war beinahe piepsig, als ob er statt Rauch Helium eingeatmet hätte.
«Zu viel und gleichzeitig zu wenig, Herr General», antwortete Esfahani.
«Sprich nicht in Rätseln, Bruder Inspektor. Weiß er etwas? Ist ihm klar, warum die Tests nicht funktionieren?» Die Stimme klang jetzt wieder tiefer. Offenbar ließ die Wirkung dessen, was Al-Majnoun geraucht hatte, schon wieder nach.
«Ich glaube nicht. Falls doch, dann ist er ein sehr guter Lügner.»
Al-Majnoun fluchte laut und trat so heftig gegen die Wasserpfeife, dass sie mit einem lauten Klirren zerbrach.
«Natürlich ist er ein guter Lügner, du Narr. Er ist schließlich Iraner. Aber weiß er irgendetwas?»
Mehdi Esfahani wusste nicht, was die richtige Antwort auf diese Frage war. Erwartete man von ihm, dass er den jungen Mann verräterischer Aktivitäten bezichtigte oder dass er ihn davon freisprach? Al-Majnoun gab ihm keinen Anhaltspunkt, wo die Wahrheit in dieser höchst geheimen Untersuchung lag, sodass Esfahani es nur vermuten konnte.
«Ich denke, dass er sich irgendetwas zuschulden hat kommen lassen», sagte Esfahani. «Das sehe ich in seinen Augen. Sie sind zu stolz, und sie kennen ein Geheimnis. Wenn er nichts getan hätte, müsste er größere Angst haben. Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen. Morgen haben Sie das Protokoll meiner Befragung vorliegen, dann werden Sie selbst sehen, was er mir gesagt hat. Er weiß, dass die Tests fehlgeschlagen sind, und scheint nicht allzu unglücklich darüber zu sein. Aber ich glaube nicht, dass er weiß, warum das passiert ist.»
Im Dämmerdunkel meinte Esfahani zu erkennen, dass Al-Majnoun nickte. Er schien über irgendetwas nachzudenken.
«Und wie soll es nun weitergehen, Bruder
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