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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Sie waren Cool Britannia hoch drei.
     
    Auf seinem BlackBerry fand Harry eine dringliche Nachricht von Marcia Hill, die in Washington für ihn die Stellung hielt. Sie bat ihn, so bald wie möglich zurückzurufen. Harry beschloss, dies zu ignorieren. Er wollte keine elektronischenBeweise darüber hinterlassen, wo er dieses Wochenende verbrachte. Was immer es war, es würde warten müssen.
     
    Adrian und Harry hatten an diesem Sonntagnachmittag noch eine letzte Station vor sich. Das dritte Mitglied von Adrians Team erwartete sie mitten im Zentrum von London, an einem unbefestigten Pfad im Hyde Park. Adrian stellte seinen Rover in Knightsbridge ab, gleich hinter der Kaserne der Königlichen Leibgarde, und führte Harry dann über die Rutland Gate in den Park. Die Mittagssonne stand hoch am Himmel, ihre Strahlen glitzerten auf dem tintenschwarzen Wasser der Serpentine. Am Reitweg, der an der Rasenfläche vorbeiführte, blieben sie stehen. Harry sah den Pfad entlang, entdeckte aber nur eine attraktive Frau auf einem eleganten braunen Pferd. Vermutlich eine dieser pferdenärrischen Society-Ladys mit einer schicken Wohnung am Sloane Square. Er schaute in die andere Richtung, quer durch den Park bis zum Albert Memorial, um dort nach dem letzten Mitglied des Spezialkommandos Ausschau zu halten.
    «Jackie», rief Adrian der Frau auf dem braunen Hengst zu. «Willst du nicht von deinem hohen Ross heruntersteigen und uns guten Tag sagen?»
    Die Frau schwang sich vom Pferd und nahm ihre schwarze Reitkappe ab. Ein Schwall blonden Haars ergoss sich über ihre Schultern. Mit ihrer hautengen Reithose und den hohen Lederstiefeln, die Gerte in der einen, die Zügel in der anderen Hand, wirkte sie nicht mehr bloß attraktiv, sondern geradezu atemberaubend schön. Sie schob die Reitgerte unter ihren Gürtel und reichte Harry die Hand.
    «William Fellows», stellte Harry sich vor. Das Pferd wurde etwas unruhig und machte Anstalten, sich aufzubäumen, als er sich der Reiterin näherte. Doch sie rief es mit einem nachdrücklichen Ruck am Zügel wieder zur Ordnung.
    «Sehr erfreut», sagte sie.
    Harry konnte den Blick kaum von ihr abwenden.
    «Jackie ist schon eine Augenweide, was?», bemerkte Adrian, der ebenfalls näher gekommen war. Die junge Frau zeigte sich keineswegs gekränkt, sondern lächelte nur. «Das ist ihre beste Tarnung: Sie ist einfach wahnsinnig attraktiv.»
    «Wie geht das denn?», fragte Harry, während sich die Frau mit der Reitgerte an den Unterschenkel klopfte. «Unauffällig ist das ja nun nicht gerade.»
    «Eben.» Adrian sah sich rasch um, um sicherzugehen, dass auch niemand in Hörweite war. «Genau das ist der springende Punkt, mein Freund. Stell dir eine schöne Frau aus dem Westen vor, die mit einem deutschen Pass nach Teheran reist. Sie trifft sich dort mit ihrem iranischen Liebhaber, einem Geschäftsmann, der sie hin und wieder im Hotel aufsucht, und ansonsten besucht sie Restaurants und Partys im Nordteil der Stadt. Sie schläft lange und frühstückt im Bett. Vielleicht geht sie sogar zum Reiten in den Jockey Club, wo viele reiche Iraner verkehren. Und jetzt frage ich dich: Was könnte offensichtlicher und unverdächtiger sein? Jackie bedient so ziemlich jedes Vorurteil und Klischee einer westlichen Frau, das ein durchschnittlicher iranischer Geheimdienstdödel nur haben kann.»
    «Und seine Ängste noch dazu», ergänzte Jackie. «Das darfst du auch nicht vergessen. Aber wenn ich alles richtig mache, fällt denen nicht einmal auf, dass sie überhaupt Angsthaben müssen. Ich werde mich mehr oder weniger frei in der ganzen Stadt bewegen können, weil sie ganz genau zu wissen glauben, wer und was ich bin. Männer sind so leicht zu manipulieren.»
    «Morgen um zehn in Brixton», sagte Adrian zu ihr. «Die Jungs werden auch dort sein. Dann gehen wir die Details des Einsatzplans durch.»
    Jackie drehte ihr Haar zu einem Knoten und setzte die Reitkappe wieder auf. Das Pferd hatte sich längst von ihnen abgewandt und kaute am stoppligen Gras herum. Jackie stellte den linken Fuß in den Steigbügel und schwang sich elegant auf den Rücken des Tieres. Ihr Hintern wirkte unter dem elastischen Stoff der Reithose glatt und fest. Nachdem sie sich im Sattel zurechtgesetzt hatte, trabte sie davon.
    «Wow», sagte Harry.
    «O ja.» Adrian seufzte. «Sie ist ein Traum. Und dabei mutig wie eine Löwin. Es fällt mir schwer, sie auf diesen Einsatz zu schicken. Die Operation ist gefährlich, und sie wird sie leiten. Wenn

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