Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
Vom Netzwerk:
bringen, besorgen wir uns jetzt ein paar eiskalte Killer, die aus dem Nichts auftauchen, ebenso schnell wieder verschwinden und in der Zwischenzeit tun, was zu tun ist, ohne dass irgendjemand weiß, wie das passieren konnte. Und falls doch mal jemand eine Frage stellen sollte, sagen wir einfach nur: ‹Sorry, das sind Staatsgeheimnisse, darüber können wir wirklich keine Auskunft geben.› Das ist unser
Increment
. Die ganz große Illusion.»

22   Brixton
    Die fünf Verschwörer trafen sich am Montagmorgen in einem Lagerhaus unweit der Brixton Road, mitten im westindischen Ghetto Südlondons. Dem Schild über der Tür zufolge residierte dort eine Import-Export-Firmanamens
Gentle Winds
. Adrian rief alle Beteiligten ins Besprechungszimmer neben einem mit Pappschachteln und Paketschnur vollgestopften Versandraum im hinteren Teil des Gebäudes. «Mr.   Fellows» durfte als Ehrengast in einem gepolsterten Ledersessel Platz nehmen. Neben ihm saß der Stabschef des SIS, der an diesem Tag eine alte Cordjacke mit abgewetzten Aufnähern an den Ellbogen und ein blaues Jeanshemd ohne Krawatte trug. Er leitete die Sitzung mit sanfter Autorität und wirkte dabei zugleich entspannt und konzentriert. Man merkte ihm an, dass er bereits häufiger mit den Mitgliedern dieses Teams gearbeitet hatte und sie ihm rückhaltlos vertrauten.
    Die drei Einsatzkräfte trugen bereits die Kleidung, die sie auch im Iran anhaben würden. Hakim, der Pakistani aus dem Norden Londons, trug ein einfaches Baumwollhemd und eine Hose, wie man sie überall im Nahen Osten an Wanderarbeitern aus Südostasien sieht. Der draufgängerische Motorradheld vom Vortag war verschwunden, und an seine Stelle war ein junger Mann getreten, der leicht unterwürfig mit dem Kopf wackelte und dabei stets ein respektvolles Lächeln auf den Lippen hatte. Marwan, der Jemenit aus Barking, hatte einen billigen braunen Anzug und eine graublaue Polyesterkrawatte angelegt und war damit der Inbegriff des arabischen Geschäftsmannes, der versucht, das schnelle Geld zu machen. Auch ihm war es gelungen, den ehrgeizigen Sportler zu verstecken, der er noch tags zuvor gewesen war. Der Anzug war so weit geschnitten, dass er darin eher stämmig als muskulös wirkte.
    Doch Jackie war es, die man am wenigsten von allen wiedererkannte. Anstelle der atemberaubenden Reitkleidungvom Sonntagnachmittag trug sie einen weiten grauen Gabardinemantel, der ihr bis zum Knie reichte, und ein schwarzes Kopftuch, das ihre blonde Mähne fast vollständig verbarg. Ihre Augen hatte sie hinter einer Sonnenbrille versteckt, und ihre Lippen glänzten knallrot. Im Besprechungszimmer angelangt, knöpfte sie ihren Mantel auf. Darunter kam eine tief ausgeschnittene Seidenbluse mit buntem Leopardenmuster zum Vorschein.
    «Sehr gelungene Arbeitskleidung, Leute», lobte Adrian. «Genau richtig.» Er wandte sich an den Pakistani, der ganz bescheiden auf einer Armlehne hockte und sich nicht gestattete, wie die anderen in einem Sessel zu lümmeln.
    «Hakim, deinen Papieren zufolge bist du mit einer vorübergehenden Aufenthaltsgenehmigung bei einem Bauprojekt in Shiraz beschäftigt, das in einem halben Jahr beendet sein wird. In Teheran hältst du dich auf, um Material zu kaufen. Das ist alles schon mit dem pakistanischen Bauunternehmen in Lahore abgesprochen. Und die Baustellenverwaltung in Shiraz hat deinen Namen und deine Ausweisnummer, falls irgendwer danach fragen sollte. Was allerdings nicht passieren wird.»
    «Klingt wasserdicht», sagte Hakim. «Was für Sprachen kann ich?»
    «Urdu, Englisch und dazu noch ein bisschen Farsi und Arabisch. Vorher hast du in Dubai gearbeitet. Auch das ist abgeklärt, falls es irgendwen interessieren sollte. Und iss nächste Woche ein bisschen weniger, Junge. Du siehst viel zu gut genährt aus.»
    «Die südasiatische Hungerkur hat bereits begonnen, Sahib», sagte Hakim und wackelte ein wenig mit dem Kopf.
    «Marwan, ich bin beeindruckt, wie zwielichtig du aussiehst. Genau die Sorte halbseidener Araber, der sich in Teheran herumtreibt, um sich ein paar Tomans zu verdienen. Wo hast du bloß diese scheußliche Krawatte her? Du bekommst einen jemenitischen Pass – nicht deinen eigenen, versteht sich, sondern den von diesem Saleh, den du beim letzten Mal im Irak verwendet hast. Okay?»
    «Klar, Boss. Natürlich. Wollen Sie kommen in Geschäft? Ich machen Ihnen sehr gute Preis. Was brauchen Sie? Ich verkaufe Teppiche, Pistazien, alte Autos, alles, was Sie wollen. Sehr gute

Weitere Kostenlose Bücher