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Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
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jemand ausgeraubt!«
    Héctor lächelte.
    »War sie verängstigt?«
    »Ein bisschen, aber ich hatte den Eindruck, sie glaubte, es wäre unsere Schuld. Sie war irgendwie wütend.«
    Héctor sortierte die Fakten. Angerufen hatte Saúl Duque Amanda am Freitag. Samstagmittag hatten sie die Hunde gefunden. Nachmittags gingen sie sie begraben, und am Sonntag kehrten sie nach Hause zurück. Wenn noch etwas geschehen war, wovon sie nichts erzählten, musste es am Samstagabend gewesen sein.
    »Was meinen Sie, wie lange haben sie wohl gebraucht, um die Hunde zu begraben?«
    Die Frau antwortete nicht sofort.
    »Na ja, es waren mehrere Männer, aber sie waren es bestimmt nicht gewohnt, eine Grube auszuheben. Sie werden den ganzen Nachmittag damit zugebracht haben.«
    Héctor pflichtete bei.
    »Und wo haben sie sie begraben?«
    Dolors trat näher ans Fenster.
    »Der Weg da vorne, über den Sie gekommen sind, er geht weiter, bis er auf die Landstraße trifft. Und die alzina surera … Wie sagt man noch mal auf Spanisch?«
    »Korkeiche«, sagte Héctor.
    »Genau, die Korkeiche, an der die armen Tiere hingen, steht etwa zwei Kilometer von hier entfernt, neben einem alten Schuppen. Morgens sind sie natürlich zu Fuß gegangen, das war immer so bei diesen Spielchen.« Die Frau sagte es in einem Tonfall, als spräche sie vom Sandburgbauen am Strand. »Am Nachmittag sind sie dann mit dem Kleinbus hin. Den man auf dem Foto sieht.«
    Es war ein recht großer Wagen, für acht Personen. Wenn sie beschlossen hatten, dass die ganze Gruppe für das Begraben der Hunde zuständig war, wäre es logisch gewesen, zusammen hinzufahren, auch wenn er sich weder AmandaBonet noch Sílvia oder Manel mit einer Hacke in der Hand vorstellen konnte. Dolors Vinyals schien seine Gedanken zu lesen:
    »Alle haben mitgemacht. Die Frauen auch. Aber am meisten erschöpft waren die Männer. Noch am nächsten Tag haben sie sich beklagt. Sie sahen schlecht aus.«
    Sie mussten stolz gewesen sein, dachte Héctor, schließlich hatten sie ihren freien Nachmittag darauf verwendet, etwas nicht sehr Angenehmes zu tun, nur weil sie glaubten, es gehöre sich so. Bestimmt waren sie bei der Rückkehr erledigt, aber zufrieden.
    Lola hatte kaum etwas gesagt, doch auf einmal wandte sie sich an Frau Vinyals.
    »Dolors … Ich darf du sagen, ja? Erst jetzt fällt mir auf, dass wir gleich heißen.«
    »Ja, Kindchen. Lola, Dolors, Lolita … Der Name ist aus der Mode gekommen. Es gibt kein zwanzigjähriges Mädchen mehr, das so heißt, zumindest hier in der Gegend nicht.«
    »Wohl wahr.« Lola lächelte. »Es gibt immer weniger. Als du sagtest, sie seien etwas seltsam gewesen, meintest du da nur, dass sie sich mehr beklagten als andere?«
    »Nein, nein. Nicht nur deshalb. Wo habe ich nur meinen Kopf. Das war wegen der Fahrräder.«
    »Fahrräder?«, fragte Lola.
    Héctor wollte sich nicht einmischen.
    »Die Jungs, unsere Jungs, haben uns am Sonntagmorgen geweckt und gesagt, man hätte ihre Räder gestohlen. Meine Güte, war das ein Ärger, es waren gute Fahrräder, und teuer. Sie haben ein Heidengeld gekostet und waren noch neu. Joan und ich dachten schon, wir müssten ihnen wieder welche kaufen, aber als ich dann kurz vor Mittag herkam, um mich von der Gruppe zu verabschieden, standen die Fahrräder hier.«
    »Sie hatten sie einfach genommen? Ohne Erlaubnis?« Lola klang verwundert.
    »Also, ganz ohne Erlaubnis nicht. Bei ihrer Ankunft haben wir ihnen gezeigt, wo wir wohnen, falls sie etwas benötigen, und ihnen gesagt, wenn sie mal einen Ausflug machen wollen, können sie sie haben. Manchmal nehmen die Leute sie, aber sie geben uns vorher Bescheid, klar.«
    »Hatten Sie irgendeine Erklärung?«
    »Ein junger Mann mit dunklen Haaren, so ein hübscher, sagte mir, er und noch jemand hätten die Idee gehabt, am Sonntag in aller Frühe eine Tour durch die Berge zu machen, und sie wollten uns nicht wecken. Er hat sich entschuldigt, der Gute, und eigentlich war es am Ende ja auch nicht so wichtig, aber wie gesagt, unsere Jungs haben sich ganz schön erschreckt. Sie hätten zumindest eine Nachricht hinterlassen können. Aber ich sage Ihnen: Man reicht den kleinen Finger, und sie nehmen die ganze Hand. So ist es doch, oder?«
    »Waren die Fahrräder in einem guten Zustand?«, wollte Héctor wissen, nicht dass sich das Gespräch in Gemeinplätzen und Redensarten verlor.
    »Das Übliche. Meine Jungs putzen sie auch nicht jedes Mal, wenn sie damit gefahren sind, glauben Sie mir.«
    Dem war nicht

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