Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
Vom Netzwerk:
Tag legte, wie sie die Intelligenz vergönnt, wenn sie sich mit einer gewissen Klasse paart. Sie saß wie gleichgültig in dem Vernehmungsraum und hatte nur einen raschen Seitenblick zur Tür geworfen, als er hereinkam.
    »Sie wollen wieder über die toten Hunde sprechen, Inspektor?«, fragte sie spitz. »Hätte ich gewusst, was das an Erklärungen zur Folge hat, hätte ich dafür gesorgt, dass sie dort hängen blieben.«
    »Wissen Sie was, Frau Alemany? Ich glaube, das ist das erste Mal, dass Sie mir die Wahrheit sagen.«
    »Und Ihre komischen Andeutungen bin ich auch leid, Inspektor. Wenn es etwas gibt, dessen Sie mich beschuldigen können, dann bitte. Wenn nicht, lassen Sie mich gehen. Ich habe zu tun.«
    »Dafür zu sorgen, dass die anderen nicht reden, nehme ich an. Aber ich fürchte, dafür ist es zu spät. Manel hat nicht Ihr Format, das liegt auf der Hand. Solange er sich in Sicherheit fühlte, war es ihm egal. Aber als er sah, dass er zwischen Hammer und Amboss geriet …«
    »Sie täuschen mich nicht, Inspektor Salgado. Wenn Manel die Wahl hat zwischen Hammer und Amboss, wählt er den Amboss. Niemals den Hammer.«
    Héctor lachte.
    »Sie haben recht. Das Schöne an Redewendungen ist, dass sie bildlich sind, man weiß also nie so recht, woran man ist. Aber ich versichere Ihnen, Manel Caballero hat es mit einem sehr harten Hammer zu tun.«
    Sie wurde blass.
    »Warum erzählen Sie mir nicht einfach Ihre Version, Frau Alemany? Sie sind müde, müssen es sein … Lohnt sich das wirklich? Eine so große Last?«
    Sílvia schwankte. Er konnte sehen, wie der Zweifel in ihren Augen aufschien und wie die Versuchung immer größer wurde. Aber der Stolz überwog.
    »Ich bin sicher, dass mein Bruder schon auf dem Weg ist. Und wohlbegleitet. Ich glaube also, Inspektor, dass ich bald hier herauskomme und ausruhen kann.«
    »Ach ja? Werden Sie, wenn Sie sich schlafen legen, das Gesicht von Gaspar vergessen können? Das von Sara? Von Amanda? Drei tote Menschen, Sílvia, dazu noch die arme Frau von Gaspar und seine kleine Tochter … Sie sind Mutter.«
    »Noch so ein Klischee, Inspektor. Als würde das Muttersein eine Frau zu einem besseren Menschen machen. Es gibt gute und schlechte Mütter. Gute und schlechte Töchter.« Héctor wusste nicht, worauf sie sich bezog, aber offensichtlich hatte er einen empfindlichen Punkt berührt. »Und hören Sie auf, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben für das, was Gaspar seiner Familie angetan hat. Wenn ich meine eigene verstehen will, habe ich genug zu tun.«
    Endlich hatte er Sílvia Alemany aus der Reserve gelockt, die Bitterkeit in ihrem Ton war nicht zu überhören. Für Héctor war es der Moment, den Einsatz zu erhöhen, wenn auchvorsichtig, damit sie sein schlechtes Blatt auf der Hand nicht erriet.
    »Es war ein Fehler, die Fahrräder zurückzugeben, Sílvia. Ein ziemlich dummer Fehler. Das passt gar nicht zu Ihnen.«
    Sie schien in Gedanken noch woanders zu sein, bei ihrer Familie. Schließlich sagte sie:
    »Die Fahrräder waren intakt. Es gab keine Spu…« Sílvia verstummte, aber es war zu spät, und Héctor beendete den Satz für sie.
    »Es gab keine Spuren des Unfalls, nicht wahr?«
    »Welcher Unfall?« Ihre Stimme klang fast brüchig.
    »Der Unfall auf dem Rückweg, nachdem Sie die Hunde begraben hatten.« Der Bluff funktionierte, Héctor konnte es spüren. »Ich glaube, Sie alle waren guter Laune, zufrieden mit sich, mit der bewältigten Aufgabe. Sie waren nicht darauf gefasst, dass das Schicksal Ihnen einen Strich durch die Rechnung machte. Ich glaube tatsächlich, dass der erste Akt dieser Farce ein bloßer Unfall war. Irre ich mich?«
    Sílvia Alemany hatte nicht mehr die Kraft, es weiter zu leugnen. Sie schloss die Augen, holte tief Luft und begann zu sprechen.

40
    Die acht betrachten ihr Werk mit einer Befriedigung, wie sie die Tatsache vergönnt, etwas sehr Konkretes geschafft zu haben, mit körperlichem Einsatz und echtem Schweiß. Ein Gefühl, das sie tatsächlich kaum gewohnt sind, denn ihre Arbeit hat wenig damit zu tun.
    »Fertig«, sagt Brais, seufzt und reibt sich die Hände. Er hat am meisten von allen gegraben und weiß, dass seine Handflächen am nächsten Tag voller Blasen sein werden, aber die Anstrengung hat ihm gutgetan. Sie ist belebend.
    Das einzig Sichtbare, was von diesen erbarmungslos geopferten Tieren bleibt, ist die umgegrabene Erde, etwa hundert Meter von dem Baum entfernt. Ohne die Hunde sind die Äste der Korkeiche wieder harmlos,

Weitere Kostenlose Bücher