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Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
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Madrid, Galicien, Tarragona …«
    »Glaubt man, dass sie eine Art Netz aufbauen?«
    »Genau das. Es sind nun mal schlechte Zeiten, Martina, da wird Geld überall gerne entgegengenommen. Und niemand stellt allzu viele Fragen.«
    »Sprichst du von Korruption?«
    »Korruption, Not … Armut letztlich. Der beste Katalysator für das Verbrechen: Armut der neuen Reichen, vor allem unter denen, die auf keinen Fall wieder arm sein wollen.« Héctor zog die Schultern hoch. »Einzelheiten weiß ich kaum welche. Wie es aussieht, rollt die Sache gerade erst an. Aber vielleicht haben wir diesmal die Nase vorn. Zumindest sind wir über ihre Bewegungen im Bilde, das ist schon mal was. Und im Innenministerium gibt es den festen Willen, zu verhindern, dass ihre Geschäfte florieren. Um jeden Preis.«
    Martina Andreu sagte nichts, aber aus ihrer Haltung sprach deutlich, dass sie nicht verstand, was sie mit dem Ganzen zu tun hatte.
    »Dieser feste Wille findet nun seinen Ausdruck in Mitteln für eine Sondereinheit, mit Calderón an der Spitze und Beamten aus den verschiedenen autonomen Polizeien. Ich glaube, Savall nannte sie ›integrierte Einheit‹.« Er lächelte.
    »Und?« Martina schaute ihn nur weiter fragend an.
    »Und sie wollen, dass du dabei bist. Besser gesagt, sie möchten, dass du den Teil koordinierst, der uns betrifft. Du bekommst eine kleine Gruppe Beamter zugeteilt und berichtest Calderón direkt.«
    Martina Andreu drückte sich an die Stuhllehne, als hätte jemand sie geschubst.
    »Aber …« Diplomatie war nicht ihre Stärke, noch nie, und so fragte sie jetzt geradeheraus: »Wäre es nicht logischer, wenn du das übernimmst? Oder irgendein anderer Inspektor?«
    Salgado zog die Brauen hoch, immer noch lächelnd.
    »Also … Martina, machen wir uns nichts vor. Du weißt, dass ich hier bloß auf der Ersatzbank sitze.« Mit einem Schütteln des Kopfes brachte er den drohenden Protest der Unterinspektorin zum Schweigen. »So ist es. Und fertig. Ich habe es mir selbst eingebrockt.« Er schlug sich an die Brust. »Mea culpa. Mach dir deswegen keine Sorgen.«
    »Klar mache ich mir Sorgen. Das ist nicht gerecht, und …«
    »Martina, nein! Wie in den Tangos, das Leben ist nicht gerecht. Wenn jemand das Gegenteil glaubt, tut er mir leid. Ich habe Omar zusammengeschlagen, das ist eine Tatsache, und in meiner Akte wird daraus Neigung zur Gewalt, ohne Raum für weitere Erklärungen. Außerdem«, seine Stimme wurde ernster, »ist da die Sache mit Ruth.«
    Martina wandte den Blick ab. Sie konnte den Namen nicht mehr hören, auch wenn sie es ihrem Vorgesetzten gegenüber niemals zugäbe. Sie schätzte Héctor sehr, aber so verblendet, wie er nach einer Antwort gesucht hatte, war sie fast erleichtert gewesen, als Savall der Geduldsfaden riss und er ihm den Fall aus der Hand nahm. Gerecht war das nicht, aber wie er selber sagte, das Leben war es auch nicht.
    »Du musst dir nur überlegen, ob dich die Aufgabe reizt oder nicht.« Sie wussten beide, dass das Unsinn war. Wenn der Kommissar es vorgeschlagen hatte, gab es nichts zu überlegen. »Martina, das ist eine Chance. Du weißt es.«
    Héctor war sich bewusst, oder zumindest ahnte er es, dass da noch mehr war. Savall hatte Martina Andreu, eine Frau, die er persönlich und beruflich schätzte, aus der Ecke der Geächteten herausholen wollen. Andreus Name verband sich mit dem seinen, im Guten wie im Schlechten, vor allem in Letzterem, und für die Karriere der Unterinspektorin war es das Beste, wenn man diese Verbindung so bald wie möglich kappte. Das würde er ihr natürlich nie so sagen. Martina war loyal, und sie würde einen Riesenaufstand machen, wenn sie so etwas auch nur vermutete.
    »Für mich ist es eine schwierige Situation«, sagte sie. »Du weißt, dass Rafa immer noch arbeitslos ist, nicht?«
    Er nickte. Der Mann der Unterinspektorin war Bauingenieur und hatte, als die Immobilienblase platzte, die Folgen gleich zu spüren bekommen.
    »Ich weiß nicht, ob es ein guter Moment ist.«
    Héctor verstand sie, aber er betrachtete es als seine Pflicht, ihr zu widersprechen.
    »Martina, dann zieh ihn nicht noch weiter runter. Gib nicht eine gute Gelegenheit dran für eine falsch verstandene Loyalität. Das bringt euch nichts, weder ihm noch dir.«
    »Du kannst dir nicht vorstellen, was es heißt, dass er zu Hause hockt.« Sie sprach nicht gerne über Persönliches, auch nicht mit ihm. »Er ist gereizt, ärgert sich bei jeder Kleinigkeit über die Kinder. Manchmal denke ich, ich

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