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Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
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dass der Inspektor weitersprach.
    »Gaspar und du, ihr seid ein paar Jahre auseinander.«
    »Zehn.«
    »Seine Freunde kennst du nicht, nehme ich an.«
    »Na ja, ich kannte die aus unserem Viertel, aber als er dann mit Susana zusammen war, hat Gaspar sie kaum noch beachtet.« Sie deutete ein müdes Lächeln an. »Susana mochte uns nicht besonders.«
    Héctor hatte es schon geahnt, als er Mars Aussage las, und er sagte sich, wenn er am Händchen der Schwester in Gaspars Persönlichkeit eindringen wollte, sollte er die Differenzen in der Beziehung des Ehepaars weiter ausleuchten.
    »Wie lange waren sie zusammen?«
    »Ich weiß nicht … fünf oder sechs Jahre. Warten Sie.« Sie rechnete im Kopf nach. »Ja, fünf. Sie haben in dem Jahr geheiratet, als ich mit dem Studium fertig war. Da kannten sie sich erst ein paar Monate.« Sie lächelte. »Sie haben sich schnell entschlossen.«
    »Und sich gut verstanden?«
    »Ja. Das heißt, sie hatte alles im Griff, und er war damit einverstanden. Auch eine Art, sich gut zu verstehen, nehme ich an.«
    »Dann hatte Susana die Hosen an …«
    »Mehr als das, sie konnte sich ganz schön aufregen, wenn die Dinge nicht so gemacht wurden, wie sie es sich vorstellte. Gaspar wollte sie nicht verärgern, und irgendwann ist er zu dem Schluss gekommen, dass es das Beste war, alles genau so zu tun, wie Susana sagte.«
    »Du mochtest sie nicht?«
    Ihr Blick schweifte davon, ganz flüchtig nur, kaum zu sehen.
    »Ich finde es schrecklich, schlecht von Toten zu sprechen. Erst recht in diesem Fall … Aber so war es, ich mochte Susana nicht. Es war mir egal, dass sie meinen Bruder bevormundete, das war ihre Sache. Richtig wütend gemacht hat mich nur, wie sie mit meinen Eltern umgesprungen ist. Vor allem seit der Geburt von Alba.«
    »Habt ihr die Kleine oft gesehen?«
    »Oft?« Mar schüttelte den Kopf. »Meine Mutter musste fast um eine Audienz bitten, um ihre Enkelin zu sehen. Nie passte es. Ich sage das wirklich nicht gerne.«
    Das wusste Héctor. Es war die normale Reaktion, dochbei einer Ermittlung war kein Platz für Rücksichtnahme auf jene, die nicht mehr da waren. Im Gegenteil, es galt ihre Geheimnisse zu lüften, ihre Fehler zu ergründen, ihre Irrtümer ans Licht zu holen. Die Opfer hatten ihr Leben verloren, und damit auch ihre Privatsphäre.
    »Was glaubst du, ist passiert?«, fragte Héctor.
    »Ich weiß es nicht. Als ich reinging …« Sie zuckte zusammen und senkte den Blick, als sähe sie die Szene wieder vor sich. »Als ich reinging, dachte ich, jemand hätte eingebrochen. Sie wissen schon, diese rumänischen Banden.«
    Sie schien gleich in Tränen auszubrechen, und Héctor fragte, ob sie eine Pause machen wolle. Sie schüttelte den Kopf. Sie hatte schönes, dunkles Haar. Ihre Miene war angespannt, aber es war genau dieser Ausdruck, der ihren eher nichtssagenden Gesichtszügen einen gewissen Reiz verlieh. Mar Ródenas gehörte, genau wie ihr Bruder, zu dieser großen Gruppe von Menschen, die weder hübsch noch hässlich waren. Ihnen fehlte es an Tiefe, hatte Ruth immer gesagt. Doch in solchen Situationen schenkten die unterdrückten Gefühle ihnen Kraft und etwas, was der Schönheit nahekam.
    »Ich wusste, dass Sie davon sprechen würden, Inspektor«, sagte sie und schaute ihn an. »Wissen Sie was? Unsere Wohnung ist wie ein Friedhof, und meine Eltern sind wie zwei lebende Tote. Meine Eltern … Mein Gott, vor einer Woche war bei der Werkstatt meines Vaters auf einmal etwas ans Tor geschmiert. ›Mörder‹ stand da, ›Hurensohn‹. Als wäre er der Mörder! Ausgerechnet mein Vater, der uns gegenüber nie auch nur mal laut geworden ist.«
    Héctor blickte betrübt. Ja, auch das gehörte zu solchen Fällen: das Unverständnis, die willkürliche Beschimpfung.
    »Ist denen nicht klar, dass wir einen Sohn verloren haben, einen Bruder? Eine Enkeltochter?«
    Mar brach jetzt in Tränen aus. Aber es war kein erlösendes Weinen, sondern ein bitteres, wütendes.
    Héctor fühlte sich schlecht. Er hasste diesen Teil seiner Arbeit. Seelen zu quälen, wenn auch ungewollt.
    »Wir können hier aufhören«, murmelte er.
    »Schon gut, es geht schon wieder.« Mar nahm eine Papierserviette und wischte sich das Gesicht ab. »Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja. Was ich gesehen habe.« Sie räusperte sich. »Mein Bruder war im Esszimmer, mit dem Kopf auf dem Tisch. Die Pistole lag auf dem Boden, neben ihm. Ich dachte, er wäre allein, weil von der Kleinen nichts zu hören war. Das ist lächerlich,

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