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Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
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diesmal offenbar echt.
    »Eine der Prüfungen bestand in einer Schatzsuche. Es wurden zwei Mannschaften gebildet, und wir machten uns auf den Weg. Das Ziel war eine Hütte, die relativ weit von unserem Haus entfernt lag. Daneben stand dieser Baum.«
    »Verstehe.«
    »Wir sind fast gleichzeitig dort angekommen. Beide Mannschaften, meine ich. Zum Schluss gab es sogar einen Wettlauf zwischen César und Brais.« Sie sagte es augenrollend, als spräche sie von zwei Jungs, die einem Ball hinterherlaufen. »Als wir es aus der Nähe sahen, war uns alle Lust vergangen.«
    »Wissen Sie noch, ob jemand ein Foto gemacht hat?«
    Sílvia schüttelte den Kopf, als schiene ihr allein der Gedanke abwegig.
    »Warum sollte jemand das tun? Das ist schrecklich.«
    »Ich weiß es nicht, aber jemand hat es getan. Und das Foto Sara geschickt, warum auch immer.«
    Sílvia wirkte so überzeugend, dass Salgado schon an seiner Einschätzung zu zweifeln begann.
    »Ich kann Ihnen dabei nicht helfen, Inspektor. Aber glauben Sie mir, wir waren alle sehr mitgenommen von dem Anblick. Sie mögen es für albern halten, aber so etwas mit eigenen Augen zu sehen hat uns erschüttert.« Sie holte tief Luft. »So sehr, dass wir beschlossen haben, sie zu begraben.«
    »Zu begraben?«
    Sie lächelte.
    »Von heute aus betrachtet klingt es lächerlich, ich weiß. Aber in dem Moment hatten wir das Gefühl, dass wir sie nicht dort zurücklassen können. Unter freiem Himmel, mit einem Strick um den Hals. Unser Haus lag weitab vom Ort, und ich bezweifle, dass jemand bloß wegen der Hunde gekommen wäre.«
    »Tierquälerei ist strafbar«, sagte Héctor. »Jemand wäre gekommen, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Vermutlich haben Sie recht. Aber daran hatten wir nicht gedacht. Es war noch Vormittag, und am Nachmittag, als wir mit dem Programm fertig waren, sind wir zurückgegangen und haben sie begraben. Ich glaube, wir waren angesteckt von der Theorie. Teamgeist, gemeinsame Aufgaben.«
    Der spöttische Unterton war Héctor nicht entgangen.
    »Das heißt, Sie sind zurückgelaufen, haben sie abgehängt und dort begraben.«
    »Ja.« Sie zuckte mit den Schultern. »Es fällt mir schwer zu glauben, dass einer von uns nach all der Plackerei ein Foto gemacht hätte und dann so geschmacklos gewesen wäre, es Sara zu schicken.«
    »Wird von Umweltgruppen Druck ausgeübt auf ihr Unternehmen?«, fragte Héctor. »Wegen Tests an Tieren und …«
    »Unsere Produkte sind hundert Prozent ökologisch, Inspektor. Wir führen keine Tierversuche durch. Klar gibt es immer irgendeine radikale Gruppe, die uns mit anderen Herstellern in einen Topf wirft, aber das ist schon lange nicht mehr passiert.«
    Héctor saß da und dachte nach. Was Sílvia Alemany sagte, klang einleuchtend, auch wenn die eigentliche Frage unbeantwortet blieb. Wer hatte das Foto gemacht? Und vor allem, warum hatte er es, kurz bevor sie auf den Metrogleisen starb, ausgerechnet Sara Mahler geschickt?
    »Dann lassen Sie uns ein bisschen spekulieren, Frau Alemany, rein hypothetisch. Wenn Sie auf jemanden setzen müssten: Wer, würden Sie sagen, hat das Foto gemacht?«
    Sílvia hob die Schultern.
    »Das ist nicht fair, Inspektor.« Als sie sah, dass er sie stur weiter anblickte, fuhr sie fort: »Was ich Ihnen jetzt sage, wird Ihnen wie ein Versuch erscheinen, die Sache in andere Bahnen zu lenken. Aber, um ehrlich zu sein, ich glaube, der Einzige von uns, der dazu in der Lage gewesen wäre, war Gaspar Ródenas. Nein, nicht, was Sie jetzt denken. Aber Gaspar gehörte verschiedenen Tierschutzvereinigungen an, und womöglich wollte er mit einem Foto den Vorfall anzeigen.«
    Héctor bejahte. Das war gut möglich, auch wenn in Ródenas’ Akte zu Umweltschutz oder Tierschutz kein Wort stand.
    »Es wird Sie verwundern, dass mir das bekannt war, aber nach der Tragödie habe ich mir seine Personalakte angesehen. Verstehen Sie bitte, es war ein Schock für uns, dass jemand, den wir Tag für Tag sahen, auf einmal zum Mörder und Selbstmörder wurde. Also habe ich mir die psychologischen Tests angesehen und die Berichte aus den Jahren seiner Firmenzugehörigkeit. In einem war davon die Rede, deshalb erinnere ich mich.«
    »Deutete bei diesen Tests irgendetwas darauf hin, was dann passierte?«
    Sílvia Alemany schüttelte den Kopf.
    »Könnte man so etwas anhand eines simplen Fragebogens voraussehen, hätte die Polizei keine Arbeit mehr, meinen Sie nicht?«
    Dem war wenig hinzuzufügen, und Héctor nahm Sílvia Alemanys Angebot an,

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