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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Lindenbaum,
hinten ein Halteverbotsschild, morgens erscheint dort häufig eine Pfütze. Die Wirtin des Fuchs und Storch , der Stampe unten im Haus - »Oft kopiert, nie erreicht!« -, kippt, nachdem sie am Morgen den Laden gewischt hat, wusch!, das Wasser aus der Tür, als wären wir auf dem Dorf. Kopp mag das Fuchs und Storch und die Wirtin, ihr Name ist Bine. Die anderen Bewohner beklagen sich, so eine Bier-und-Buletten-Stampe ist doch nicht (mehr) unser Niveau!
    Während Kopp noch dabei war, sich aus dem Gurt zu schälen und das Obige zu denken, hatte Flora schon den Schalthebel auf Parken gestellt, die Lichter gelöscht, war ausgestiegen, war fast schon am Haus. Kopp musste noch das Köfferchen vom Rücksitz holen, den Wagen abschließen, ihn sich noch einmal anschauen. Er wäre gerne wenigstens einmal noch um ihn herumgegangen, aber sie hielt schon die Haustür auf, wartete in apathischer Ungeduld, den Kopf am Türblatt abgelegt. Es ist eine schwere, gebremste Tür, sie musste sich mit ihrem gesamten Gewicht dagegenstemmen, ihre Knie wurden zu einem X zusammengedrückt. Als wären die Beine unterhalb der Kniescheiben etwas schmutzig.
    Kommst du?
    Im Fahrstuhl lehnte sie sich statt an die Tür an ihn, sie sahen in den Spiegel.
    Die Kopps.
    »Zwei Personen warten in der Fabrikstraße.«
    Das ist ein Spiel. Jedes Mal, wenn sie zusammen Fahrstuhl fahren.
    Mach mal ein kommerzielles Gesicht.
    Kann nicht, bin zu müde.
    Oben angekommen, stieß sie sich von ihm ab, kam auf die eigenen Beine, und ab da war es dann wieder eine einzige Raserei.

    Die Sachen hatte sie schon gepackt (Wann war das geschehen? Kopp weiß es nicht), jetzt kontrollierte sie alles noch einmal, lief hin und her, treppauf, treppab, Kopp vermutete, überflüssigerweise, sie war einfach so aufgedreht, andererseits fehlte ihm auch der Überblick, vielleicht muss man vor einer Abreise ins Wochenende so viel herumlaufen. Am Ende holte sie eine Kühlbox unter der Treppe hervor.
    Was ist da drin?
    Essen.
    ??? Dann begriff er: Du hast Essen vor mir versteckt?
    Sonst wäre es weg gewesen und wir hätten draußen nichts gehabt.
    (Also, das ist wirklich etwas übertrieben …)
    Wollen wir wirklich schon heute Nacht fahren? Es ist zappenduster und du bist müde … (= ein Nervenbündel …)
    Aber sie hielt es keine Sekunde länger in dieser Stadt aus! Sie lud sich beide Taschen und die Kühlbox auf und war schon wieder an der Tür, er musste ihr hinterherlaufen.
    Jetzt gib wenigstens eine her, wie sieht denn das aus?
     
    Darius Kopp und Flora Meier lernten sich im Herbst 1999 kennen. Für den Nachmittag war ein Sturm angekündigt gewesen. Ein normaler Herbststurm, kein Orkan, der Bevölkerung wurde dennoch geraten, die Blumentöpfe vor 15 Uhr von den Balkonen zu räumen. Aber es war schon längst 18 Uhr, als schließlich die ersten Windböen in der Stadt ankamen. Sie schubsten Kopp und Juri vor sich her, die kicherten, obwohl sie noch nicht betrunken waren. Gab es wieder etwas zu feiern oder hatten sie nur Hunger oder Appetit oder waren sie einfach neugierig: sie waren an diesem frühen Abend unterwegs, um in einem spanischen Restaurant das erste Mal in ihrem Leben Kampfstiersteak zu essen. Sind das die, die den Kampf verloren
haben, oder die, die man für den Kampf gezüchtet hat, die es aber nie in die Arena geschafft haben? Sie aßen, bis sie beinahe aus ihren Hemden platzten. Das heißt, das passierte tatsächlich. Vor dem Kampfstiersteak hatten sie eine große Vorspeisenplatte, danach nahmen sie noch eine Crema Catalana, und wie Kopp danach etwas tat, was man in (besseren) Restaurants (ist denn das hier ein besseres?) für gewöhnlich nicht tut, wie er sich mit glänzend geleckten Lippen wohlig streckte, platzte, nein, kein Knopf ab, womöglich noch mitten ins Gesicht einer pikierten Gnädigen, die in Blond, Rosa und Gold am Nachbartisch saß, es riss der Stoff, am höchsten Punkt des Bauches, an der Naht der Knopfleiste entlang, ratsch, 4 cm lang. Johlend taumelten sie auf die Straße hinaus, und merkten erst gar nicht, dass es sie nicht vor lauter Lachen und Beschwipstheit (kräftiger Rotwein) schwindelte, sondern dass der Wind an ihnen zerrte, und dass sie nicht etwa über so viel Völlerei in Schweiß geraten waren, sondern es Regen war, der, wie man sagt: auf sie einpeitschte . Als sie es dann merkten, gefiel ihnen auch das, jauchzend liefen sie zwischen/unter den Windböen und Regenhieben auf ihre Autos zu. Dazu trennten sie sich nach einer Weile,

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