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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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kühl, oh, ein Kronkorken, die Füße bekommt man nie richtig sauber, die Schuhe werden voller Sand, zwei Schritte weiter ist es schon feucht und noch kühler - die Geräusche eines Seelöwen zu imitieren, hilft beim Eintauchen.
    Wo bist du?
    Hier.
    Ihr Haar roch nach See.
    Mein Gott, ist das schön!
    Wenn sie untertauchte, bekam er jedes Mal ein wenig Angst, wenn sie wieder auftauchte, Lust, wenn sie spritzte, fühlte er sich gestört, wenn sie vor Freude stöhnte, war er glücklich.
    Mein Gott, ist das schön! Ist das schön! Ist das schön!
     
    Ein Handtuch hatten sie nicht dabei, hier, nimm mein Unterhemd. Ist dir auch nicht kalt? Du klapperst vor Freude mit den Zähnen? Komm her zu mir! Geht’s dir jetzt besser?
    Sehr viel besser.
    Später lief sie mit ausgebreiteten Armen durch den dunklen Garten, berührte mit den Händen die Pflanzen.
    Riechst du das?
    Was?
    Dill.

    Sie wanderte im Dunkeln umher, betastete und beschnupperte alles. Erbsen, Tomaten, Dahlien, Brombeeren. Er tastete auf der Terrasse nach einem Stuhl, setzte sich.
    Wo bist du?
    Hier.
    Sie ging weiter im Garten auf und ab oder stand hier und da auf der Stelle. Er rief sie immer wieder, und sie sagte immer wieder: gleich. Bis er schließlich im Gartensessel einschlief.
    Später weckte sie ihn, er trottete ihr hinterher ins Haus und fiel ins Bett.

SAMSTAG

Der Tag
    Am Samstag kehrte dann tatsächlich so etwas wie paradiesische Ruhe ein. Ein Mann, eine Frau, in einem Garten. Vorerst noch nicht nackt. Als Kopp erwachte, war Flora natürlich schon längst nicht mehr neben ihm. Hinaus auf die Terrasse. Ein Rest morgendlicher Kühle war noch da, aber nur noch wie ein schwaches Spinnennetz, eine halbe Stunde vielleicht noch, dann reißt es, und dahinter ist wieder die Hitze. Hinter den Kiefern stand schon weiß die Sonne.
    Der Garten bei Tageslicht. So üppig, wie man es auf diesem Sandboden nicht erwarten würde. Eine Hecke aus Brom- und Stachelbeeren, davor büscheweise Tomaten, Erbsen, Rosenkohl, dichte Reihen Zwiebeln, Möhren, Salat (hochgeschossen), mannshoher Dill, ein riesiger Meerrettich (aber Kopp weiß nicht, dass es das ist), außerdem Blumen, deren Namen er ebenfalls nicht kennt, er vermutet Fingerhut, Stockrosen, Dahlien. Ein Apfelbaum, ein Walnussbaum, ferner Eichen und Kiefern, aber die gehören nicht mehr zum Grundstück - aber wo war sie ?
    Flo? Wo bist du?
    Hier, sagten die Dillpflanzen.
    Was machst du da?
    Ich arbeite im Garten.
    Sie kam näher, besah sich jede Pflanze einzeln, zupfte an ihnen herum.

    Weißt du, dass ich das schon die ganze Nacht mache?
    Du machst das schon die ganze Nacht?
    Im Traum. Ich habe die ganze Nacht geträumt, dass ich im Garten arbeite. Ich bin richtig müde davon. Aber gut müde. Ich glaube, ich bin lachend aufgewacht. Ich habe an meinen Händen gerochen, ob sie nach Zwiebeln riechen. Ich hatte nämlich Zwiebeln angefasst.
    Und? Haben sie nach Zwiebeln gerochen?
    Nein. Ich war so enttäuscht, ich hab’s nicht ausgehalten, ich bin in den Garten gerannt und habe schnell Zwiebeln angefasst. Hier, riech mal.
    Sie lachte, hielt ihm die Hand, in der keine trockenen Pflanzenteile waren, unter die Nase. Er roch an ihr, aber sie roch nach Dill.
    Apropos Zwiebeln: Gibt es eigentlich was zu essen?
    Gleich.
    Sie warf die trockenen Pflanzenteile auf den Komposthaufen und ging in den Schuppen. Kam wieder heraus, mit irgendetwas in der Hand.
    Was ist das?
    Ein Vierkant.
    Wozu?
    Um den Wasserhahn mit dem Schlauch aufzuschließen. Normal gießt Gaby aus den beiden Regenwassertonnen, aber die sind jetzt leer.
    Du hättest doch nicht etwa mit dem Eimer gegossen?
    Doch, das hätte sie. Aber, wie gesagt, es ist kein Wasser da. Au!
    Gib mal her, lass mich! Hier, bitte schön.
    Danke schön.
    Sie hielt den Daumen vor das Ende des Schlauchs, um den Strahl zu teilen.

    Vorsicht mit den Liegen, ich will heute noch den ganzen Tag drauf liegen.
    Zu Befehl.
    Sie goss außer den Liegen alles, was sie erreichen konnte, auch die Bäume, die bereits zum Wald gehörten, schleppte den grünen Schlauch hinter sich her - Eine Schlange! Immer muss man das denken: Schlauch = Schlange. Grün, mit einem schwarzen Streifen - sie sah in die fliegenden Wassertropfen und lächelte.
    Kopp, der sie beobachtete, lächelte ebenfalls.
    Als sie ihm schon zu lange mit dem Wasser und den Pflanzen, ohne ihn, war, zog er sich nackt aus und rief:
    Hierher!
    Sie lachte und richtete den Wasserstrahl auf ihn. Sie teilte ihn mit dem Daumen, um ihn nirgends zu

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