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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Natur, Genuss. Danach döst du wieder ein bisschen und bist am Ende rundherum zufrieden.
    Ein bisschen lachte sie. Deine positive Art, deine Glücksfähigkeit, Liebster, tröstet mich immer so schön. (Wenngleich es an der Grundkonstellation - meiner - nichts ändern kann. Egal jetzt. Jetzt, egal.) Sie wollte es wenigstens versuchen. Wart, ich wasch mir erst die Hände. Ein bisschen Erde bleibt unter den Fingernägeln zurück, das macht nichts, das ist sogar schön. Sie ließ sich auf die Liege plumpsen, wie er es sich nicht erlauben kann, und nahm wieder das Buch.
    Was danach geschah, weiß Darius Kopp nicht, denn innerhalb der nächsten Minute war er eingeschlafen.
    Er erwachte, weil sie ihn mit der Ecke des Buchs in den Oberarm piekte.
    Komm, wir fahren baden!
     
    Und da fuhr sie auch schon, wie der Wirbelwind, ihr Rock flatterte. Das entschädigte Kopp ein wenig, der auf dem vermeintlich robusteren der beiden zum Grundstück gehörenden klapprigen Damenfahrrädern hinter ihr her strampelte. Schön,
eine Ehefrau zu haben, die gerne Röcke trägt. Das ist so weiblich . Männlich dafür ist, sich bei körperlichen Aktivitäten keine Blöße zu geben - was mir an Freude fehlt, mache ich durch Kraft wieder wett - aber das war gar nicht so einfach. Die Hitze, das miese, rostige Rad, und, nicht zu vergessen, der Bauch, dieser Dom - denn so wäre es richtig, eine Kathedrale hat eine ganz andere Form. Solange man im Wald unterwegs ist, geht es noch, es ist nur auf allfällige Zweige zu achten, die einem die Brille von der Nase und das Auge aus dem Kopf schlagen können. An den Wurzeln ist trotz größter Aufmerksamkeit kein Vorbeikommen, schüttel mich, rüttel mich. Er biss die Zähne zusammen.
    Nach dem Wald kamen offene Felder, der Weg bestand aus nicht gerade mit größter Sorgfalt aneinander geteerten Betonplatten, oder es war schon zu lange her, dass das geschehen war. Rauer, heller Beton in sengender Sonne, die Felder abgeerntet, das hohe Gras am Rand vertrocknet, aber - angenommen, Kopp interessierte sich für weitere Details - ihm blieb kaum die Zeit, vielmehr, kaum die Kraft dazu, sie näher zu beobachten, denn nun fuhr Flora in einem Tempo, als wäre morgen, ach was, innerhalb der nächsten Stunde der See aus, als wäre es die allerletzte Möglichkeit, jemals in ihm zu baden. Die Strecke war hügelig und zwar weit mehr, als es angenehm war. Eine Endmoränenlandschaft, wie Kopp noch sehr gut aus der Schule weiß. - Ja, Schatz, das sagst du jedes Mal, nun werde ich es auch nicht mehr vergessen, bis ich sterbe. - Er krümmte sich, trat mit gesenktem Kopf in die Pedale, trotzdem drohte er stehenzubleiben, bevor er oben ankam, es sei denn, er ging aus dem Sattel. Auch das hätte er als sich eine Blöße geben empfunden - Wieso ist dir das so wichtig, es sieht dich doch keiner. Doch - er blieb trotzig sitzen. Das Rad quietschte bei jedem Tritt zum Herzerbarmen, Kopp sah zur Kette, sah, dass
sie nichts als trockener Rost war, daneben, im unteren Dreieck des Rahmens, baumelte eine kleine Spinnwebe. Es war sogar eine kleine Spinne drin! Lebt sie noch? Nicht wahrscheinlich. Ich bringe eine tote Spinne einen Hügel hinauf. Da ging er aus dem Sattel.
    Sie fuhren zwei Hügel hinauf und wieder hinunter, über eine nagelneue Holzbrücke über einem fast ausgetrockneten kleinen Wasserlauf, noch einen Hügel hinauf, an einem alten Friedhof vorbei, durch ein kleines Dorf, in einen anderen Wald hinein, wieder heraus, wieder durch ein Dorf, über Pflastersteine, vor der Kirche bogen sie ab, an Scheunen vorbei, einen Abhang hinunter, wieder in einen Wald hinein, und dann waren sie endlich da.
    Diesmal waren sie nicht allein. Familien mit Kindern, Jugendliche, alle Welt. Aus Rücksicht auf die anderen entledigten sie sich diesmal nicht aller ihrer Kleidung. Sie schwammen. Am anderen Ufer, hinter Bäumen, war jetzt, da es Tag war, der Kirchturm zu sehen, davor ein anderer Strand, dort wurde eine Bühne für eine spätere (großes weißes Banner, schwarze Buchstaben:) BEACHPARTY aufgebaut.
    Als sie aus dem Wasser kamen, wurden sie von einem Mann, einer Frau und einem Kleinkind (alle nackt) begrüßt, die Kopp vollkommen unbekannt waren. Ach so, die Wurzelzwerge. Ohne ihre Mützen erkennt man sie nicht wieder. Man unterhielt sich einige Minuten über nichts, Kopp hörte nur mit halbem Ohr hin. Nicht, dass er stattdessen anderswohin gehört hätte. Er hörte nirgends hin, oder höchstens zum Quietschen der Wasserpumpe im

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