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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Wand malen (Ein Hase, Schatz. Ein Reh, im Höchstfall), aber wenn ein Feuer ausbricht, sind wir definitiv geliefert, das ganze Holz ist doch trocken wie Zunder. Aber vor allen Dingen stört Darius Kopp, dass er sich auf dem Land: langweilt. Ich langweile mich sonst nie. Wenn ich mich langweile, gehe ich a) ins Internet, b) etwas essen oder trinken, c) zu einer kulturellen oder anderen Veranstaltung, d) gucke ich fern, und schon merke ich es nicht mehr. Das permanente Angebundensein an den Datenstrom ist mir nicht lästig und überfordert mich keinesfalls. Wenn nichts davon da ist - das überfordert mich. Schwamm drüber, dass es im Wald keine Ausschänke und keine Multiplexe gibt, aber es gibt auch keinen Fernseher, kein Internet, und noch nicht einmal ein Telefon. KEIN TELEFON! Dabei gäbe es die Möglichkeit. Aber die Besitzerin von Haus und Garten, eine gewisse Gaby - mit Ypsilon!, zur Zeit abwesend, da ihre alte Mutter besuchend - gefällt sich darin, nach ihrem fordernden Alltag in einer PR-Agentur (!) für jedermann unerreichbar am Busen der Natur zu ruhen. Nicht einmal das Handy funktioniert zuverlässig. Man muss mit einem klapprigen alten Damenfahrrad zu einem Hügel auf freiem Feld fahren, um seine Nachrichten zu synchronisieren. Möge Gaby eines nicht allzu fernen Tages
an einem unbemerkten Herzkasper krepieren. - Woraus klar geworden sein dürfte, wessen Freundin diese Gaby genau genommen ist, und wer nicht ihr Freund ist.
    Dabei kann Kopp normalerweise gut mit Frauen. Er kann ebenso gut mit ihnen wie mit Männern, ich bin des Menschen Freund, aber diese Gaby, nein, das funktioniert nicht.
    Wo hatte Flora sie aufgetan?
    Auf der Straße. Sie war ihr vor einiger Zeit innerhalb eines Tages (eines Samstags) zweimal begegnet. Zum ersten Mal auf dem Markt, am Stand eines Biobauernhofs. Kopp bemerkte sie erst, da fütterte sie Flora schon. Eine kleine Scheibe Brot, darauf irgendein (wie sich später herausstellte: veganer) Aufstrich. Gaby hielt Flora das Essen direkt an den Mund, mit den Fingern, also nicht so, wie es sich gehört, mit dem Tablett. Sie fütterte sie, wie jemanden, den man sehr gut kennt.
    Kennt ihr euch?
    Nein.
    Du hast ihr aus der Hand gefressen.
    Tatsächlich?
    Es war sofort eine Intimität zwischen den beiden, die Kopp sogar noch größer vorkam als die, die sich zwischen Flora und ihm eingestellt hatte. Wir hatten immerhin noch einen Anlauf von, sagen wir, 2 Stunden. Das hier waren noch nicht einmal 2 Minuten. Kopp konnte sich und kann sich bis heute nicht helfen: er wurde auf der Stelle eifersüchtig und ist es immer noch. (Bevor ich dich kannte, wusste ich nicht, dass ich ein eifersüchtiger Mann bin. Ich bin ein eifersüchtiger Mann.)
    Dementsprechend stand er mit betonter Zurückhaltung daneben, während sie sich unterhielten. - Wo lag der Bauernhof, wie war es da, kam Gaby gar von dort, kannte sie die Betreiber nur gut, waren sie Nachbarn, machte sie das hier nur aus Spaß an der Freude, was hatten sie für Produkte, wie wurden sie hergestellt?
- Kopp beobachtete die anderen Standverkäufer, die selbstgefilzte Hüte auf dem Kopf trugen. Wurzelzwerge. Tut mir leid, ich kann das nicht ernst nehmen. Gaby, wenigstens etwas, trug keine Kopfbedeckung.
    Später, da war Kopp nicht mehr dabei, trafen die Frauen noch einmal aufeinander. Gaby stand vor einer Bierkneipe und fragte den Besitzer, ob sie Blumen in den brachliegenden Kasten neben seiner Tür pflanzen dürfe. Seitdem sind sie Freundinnen.
    Ich bin nicht eifersüchtig, ich frage dich ganz neutral: Dir ist schon klar, dass sie verliebt in dich ist?
    Sie ist nicht lesbisch, klar?! Nicht jede alleinstehende Frau jenseits der 40 ist eine Lesbe!
    Wer hat das behauptet? Und warum weinst du?
    Ich weine nicht! … Sie ist nicht nur meine einzige Freundin, sondern auch noch eine mütterliche , wieso kapierst du das nicht?
    (Wie könnte ich ein Totschlagargument nicht kapieren?) Ab da versuchte er, nett zu sein.
    Eines Tages wurde er aber doch aus der Reserve gelockt. Wie so häufig, entzündete sich alles an einer Kleinigkeit. Als er am Abend nach Hause kam, war Gaby schon da, saß am Tisch, hatte schon gegessen, jetzt fläzte sie sich, ein Weinglas in der Hand, breitbeinig auf ihrem Stuhl (ob man will oder nicht, einen Blick muss man dorthin werfen, wo sich die vier Nähte der Jeans treffen), während Kopp ihre Reste haben durfte, warum war er auch drei Stunden zu spät.
    Schamlose Übertreibungen, wohin man schaut. Auf der einen Seite konnte er

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