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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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vom Markt weg. Noonday Technologies, Miclicor, Mackenzy, Finlay and Peace, und, als neueste Errungenschaft: die Eloxim-Kontrollbox, herzlich willkommen! Im Übrigen ist das ein schönes Produkt, 7 Millionen sind ein Spottpreis dafür, wenn du mich fragst, der Finne hätte selbst richtig reich werden können damit, aber das wäre Arbeit gewesen und Risiko, nicht alle sind wir dafür prädestiniert, kein Grund, so ein trauriges Gesicht zu machen. Sei nicht traurig, so ist das Leben, wusstest du nicht, dass so das Leben ist?
    Ich bin nicht traurig, ich weiß, dass so das Leben ist. Ich denke nur nach.
    Und? lallte Stavridis, der mittlerweile außerhalb seines Korridors angekommen war, es bemerkte, und prustend lachen musste. Uuuund? wiederholte er deutlicher, auf Deutsch. Was denkst du?
    Dass so das Leben ist, sagte Darius Kopp.
    Aris Stavridis lachte, als wäre das der beste Spruch gewesen, den er seit Langem gehört hatte. Er ließ seine fleischige und sehr warme Hand auf Kopps Schulter fallen.

    Ich kann dich gut leiden, sagte Stavridis. Genauer gesagt sagte er: Je t’ai à la bonne, was Kopp natürlich nicht verstand.
    Er verlor Stavridis ein Jahr später, als man das Büro in Paris zumachte. Den Stein hatte Stav selber ins Rollen gebracht, indem er fragte, ob es nicht möglich wäre, dass er seine Region von Athen aus betreute. Als Grund nannte er, dass seine Mutter dort im Sterben liege.
    Und, stimmte das?
    Ja.
    Was er den Chefs nicht auf die Nase band, aber Kopp erzählte, war, dass zugleich auch seine zweite Ehe im Sterben lag. Die Französin, für die er in Paris wohnte, hatte genug von ihm bekommen, auch so etwas kommt vor. Die Kinder sind schon groß, ich muss jetzt nicht mehr da bleiben. Obwohl er Paris mochte. Egal. Athen mochte er auch. Und noch mehr Istanbul, aber das war nicht das Thema.
    Dann passierte etwas nicht so Erfreuliches. Man überlegte, rechnete nach und stellte fest: da die Firma in den letzten Jahren ihr Engagement in Nordafrika und Vorderasien, genauer gesagt, in allen muslimisch geprägten Staaten, zurückgefahren hatte, war Stavridis’ Wirkungsbereich auf Istanbul, Griechenland, Georgien und Armenien zusammengeschrumpft, und für so einen kleinen Markt einen Extramann zu beschäftigen, ist Nonsens. In Paris mit zwei anderen - ihre Namen sind: Bernard und Amélie - mitsitzend fällt es nicht so auf. Allein in Griechenland fällt es auf. Also bekam Kopp Istanbuler, Griechen, Georgier und Armenier unter dem Label »Osteuropa« zugeschlagen. (Heißt das jetzt, ich bin befördert ? Die Antwort kannst du dir selber geben.) Wenig später bekam er die französische Schweiz dazu, Frankreich und der Mittelmeerraum kamen zu London und das Büro in Paris wurde geschlossen.
    έτσι είναι η ζωή, sagte Aris Stavridis.

    Der deswegen keine Minute aufgehört hat, sich um seine Leute zu kümmern. Der Kopp auch seitdem immer wieder Möglichkeiten zuschanzte. Zuletzt einen Deal mit Istanbul.
    Warst du schon mal in Istanbul, Flo?
    Du weißt, dass ich das nicht war.
    Die Schönheit des Bosporus sollte jeder einmal gesehen haben. Laut Stavridis war es bei so einem großen Geschäft, 1500 APs, unabdingbar, dass Kopp persönlich nach Istanbul kam, um eine Präsentation zu machen. Der türkische Ansprechpartner, ein Herr Bülent, ein schöner junger Mann, war Kopp von Anfang an sympathisch, und noch mehr, nachdem dieser ihn und Aris seiner warmherzigsten Gastfreundschaft teilhaftig werden ließ. Sie führten ihn durch Zelte, deren Himmel Goldstoff und deren Seiten mit Bäumen bestickt und dessen Boden mit feinsten persischen Tapeten belegt war, zeigte ihm Waffen und Barthaar des Propheten und luden ihn schließlich zu einem prächtigen Festmahl ein. Dabei lenkten sie das Gespräch auf verschiedene Gegenstände, und auf welchen Gegenstand auch immer die Rede kam, sprach Herr Bülent mit so viel Kenntnis, Verstand und gutem Geschmack, dass die gute Meinung, welche sich Kopp gleich anfangs von ihm gefasst hatte, vollends bestärkt wurde.
    Are you kidding with me? fragte Anthony. Die Firma des Freundes deines Freundes hat engste Beziehungen zu Syrien. Weißt du, was passiert, wenn mit Hilfe unserer Produkte abhörsichere Funknetze in Syrien oder, hoppala, wie ist das passiert, im Iran auftauchen? Ob sie umlabeln oder nicht, ist irrelevant. Wir reden hier nicht von Chips und Cola. So etwas kommt raus. Und übrigens wäre es an dir gewesen, das zu wissen. Oder, wenn man es schon nicht weiß, schaut man

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