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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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schuldbewusst vor ihr - Was wäre ich nur ohne dich? Derselbe. Mit anderen Konsequenzen - sie nahm seinen Kopf in beide Hände, wischte den Schweiß von seiner Stirn und küsste ihn. Zuletzt auf den Mund. Ließ ihn los und lachte.
    Warum lachst du?
    Du bist komisch.
     
    Schließlich hatte sie ihn doch irgendwie zusammengekratzt, auch er riss sich zusammen und war endlich unterwegs. Montag, ein Arbeitstag, 3x8=24, und wie viel davon schon verloren? Beim Gehen tat das Steißbein weh. Nicht immer, manchmal, ohne Regelmäßigkeit, so, dass man es zwischendurch vergessen konnte, damit man beim nächsten Mal umso unangenehmer überrascht war. Ein höhnischer Schmerz. Zudem schien auch das Hemd, das er schlussendlich angezogen hatte, am Hals zu eng zu sein. Obwohl im Grünstreifen keiner war, fühlte sich Kopp zu sehr beobachtet, als dass er sich getraut hätte, hinzufassen, lockern , in der S-Bahn dann sowieso. Ignoriere es. Denk an etwas anderes. Nutze die erhöhte Position, den Blick in fremde Höfe und Stuben, um dich von Neuem zu sortieren.
    1. ,
    2. ,
    3. ,
    Außerdem 4., endlich einen neuen VAD (Value Added Distributor)
mit ein bisschen Sachverstand finden, oder wenigstens einen für Drop & Ship, damit endlich die Kartons wegkommen und man mehr Übersicht hat.
    Nicht zu vergessen 5., generell Ordnung schaffen, die Abrechnungen machen, Reisen und Ausstände.
    Als er auf der Rolltreppe hinauf ins Licht fuhr, war er fertig damit, aber seine Laune wollte sich immer noch nicht bessern. Das Steißbein, der Hals, der Kopf, die Fersen (die Schuhe!), überall latente Schmerzen. Er kniff mürrisch die Augen zusammen.
     
    Wie ist das möglich, Herr Lasocka? Wie kann einer, der mich anruft, auf Ihrem Anrufbeantworter landen? Wieso nicht auf meinem Handy, wo ich es doch extra so programmiert habe?
    Das konnte Herr Lasocka natürlich nicht wissen. Er konnte nur Vermutungen anstellen: Vielleicht hatte er Ihre Durchwahl nicht?
    Wer hatte meine Durchwahl nicht?
    Das hatte Herr Lasocka nicht genau verstanden. Der Herr sprach mit Akzent.
    Die erste Nachricht war:
    Bin in der Stadt, willst du mit in ein Konzert? Mathieu will nicht. Gute Plätze. Göteborgs Symfoniker. Dann drei Worte, die Herrr Lasocka nicht verstand. (Messiaen, Eötvös, Skrjabin.)
    Die zweite war:
    Das Konzert gestern war gut, heute Abend habe ich keine Zeit, aber wie wär’s Montagmittag? Das war der Alex.
    Welcher Alex? (Mürrisch, immer noch mürrisch. Ich sollte aufhören damit. Lasocka ist nett und kann außerdem für nichts.)
    Sie hörten die Nachrichten noch einmal gemeinsam ab, und endlich hatte Kopp einen Anlass zu strahlen. Ach, Aris ! Aris Stavridis! Aris Stavridis hat angerufen! Er ist in der Stadt! Er
will sich Montagmittag mit mir treffen! Wie spät ist es jetzt? 10:30?! Danke, Herr Lasocka, meinen überschwänglichen Dank!
     
    Rein ins Büro, runter mit der Krawatte, wohin damit, da ist ein Garderobenständer, Kopp warf und traf(!), das hob seine Laune noch ein wenig mehr. Lächelnd stand er am Ende des Pfads am Fenster und sah hinaus.
    Aris Stavridis.
    Liebster Exkollege aus dem ehemaligen Büro Paris, dort zuständig für Vorderasien und Nordafrika. Der mich bei meinem allerersten Sales Meeting in Sunnyvale ausgesucht hat, mein Führer durch Ober- und Unterwelt zu sein. Alltäglicher ausgedrückt: mein väterlicher Freund. Der schon im Hot Tub saß, als ich im Innenhof des Hotels ankam. Der Hof war trostlos, zwei Palmen in Töpfen, rundherum Wände aus Pappe, wie amerikanische Wände eben sind, dahinter die Straße, und Kopp nahm das auch alles wahr, aber ich bin nicht jemand, der sich durch so etwas die Laune verderben lässt (ein Hot Tub ist gut , egal, wo er steht). Kopp wüsste nicht mehr zu sagen, ob er Stavridis überhaupt gegrüßt hatte, wenigstens mit einem Kopfnicken, bevor er sich neben ihn plumpsen ließ. Grinsend saß Darius Kopp im heißen Sprudelbad und sah in den Himmel, diesen Jetlag-Himmel, und war froh und dankbar. Darüber schlief er ein, und als er aufwachte, sah er, dass Stavridis bei ihm sitzen geblieben war, weil er ihn nicht wecken wollte, aber allein lassen konnte er ihn auch nicht, nicht, dass du mir noch ertrunken wärst. Übrigens, ich bin Aris aus dem Büro Paris.
    Danke, dass du mir das Leben gerettet hast.
    Danke, sagte Aris, dass ich dich jetzt jedem so vorstellen kann: Das ist Darius aus dem Büro Berlin, dem ich das Leben gerettet habe, damit a) alle lachen können und b) dich deswegen
nicht mehr vergessen und c)

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