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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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nach. Wofür gibt es das Internet?
    Es soll für eine Universität in der Osttürkei …

    Warst du da? Hast du es gesehen?
    (Nein, ich habe mir nur in Istanbul den Bauch vollgeschlagen.)
    Aber selbst wenn du irgend etwas gesehen hättest: die Sache ist zu unsicher. By the way ist das nicht die erste derartige Nummer deines Freundes. (Immer dieses your friend . Wie eine Brandmarke. Übertreibung. Ein Vorwurf.) Was meinst du, warum er geflogen ist?
    Es wäre wirklich eine Universität gewesen, sagte Stavridis später am Telefon.
    Kopp tat es furchtbar leid.
    Das braucht es nicht, sagte Stav. Es ist doch nur Business. Es wird andere Gelegenheiten geben.
     
    Der Gedanke an Anthony ließ das Lächeln aus Darius Kopps Gesicht schmelzen. Andererseits bot er ihm auch die Gelegenheit, ins Hier-und-Jetzt zurückzukehren. Er wandte sich vom Fenster ab. Wie spät ist es? Fast schon um 11. Stavridis’ Ankündigung hatte natürlich einen Einfluss auf den geplanten Tagesablauf, aber nur geringfügig. Ich wäre ohnehin mittagessen gegangen. Dass es bis dahin nur mehr (geschätzt) 2 Stunden waren, motivierte Kopp zusätzlich. Er setzte sich hin.
     
    Öffne Startseite, siehe, sie hat sich in den letzten 12 Stunden nicht verändert, verlasse Startseite, öffne Suchmaschine. Suche: Bedrossian + Saitakan + WIFI.
    Damit verging die nächste Stunde. Anfangs war es gut. Es ist gut, wenn man zunächst Sachen herausfindet, die man bereits herausgefunden hat. Das vermittelt einem das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. So las Kopp noch einmal das Wichtigste über die Brüder: Geburtsdaten, sportliche Laufbahn, Werbeverträge, Charity-Aktivitäten. Obgleich sie in der
Schweiz leben, stehen sie ihrer Heimatstadt Saitakan mit Rat, Tat und Mitteln zur Verfügung, u. a. durch den Plan, die Stadt »kommunikativ zu vernetzen«. Das wären dann also wir. Eine längere Zeit hielt sich Kopp damit auf, sich durch mehrere Websites mit Informationen zum gegenwärtigen Stand der Versorgung der armenischen Bevölkerung mit drahtlosen Netzen zu hangeln. Das war anstrengend, denn das meiste war auf Englisch, wahlweise auf Russisch, und Kopps Englisch ist leider, leider nicht so gut, dass es ihn nicht nach einer Weile anstrengen würde, es zu benutzen. Und ich sollte aufhören, in meinem Lebenslauf zu behaupten, ich könnte - da ich es in der Schule gelernt habe - Russisch. Nein. Aber er blieb dran, kaute sich durch den Breiberg von (teilweise widersprüchlichen) Zahlen, fand Namen von Firmen und Personen, konnte sie aber, ermangelst eingehender Kenntnisse der örtlichen Gegebenheiten mit kaum etwas in Verbindung bringen. Wie es schien (behauptet wurde), gab es durchaus noch Lücken, die man füllen konnte, diese wurden jedoch - Wer hätte etwas anderes erwartet? - zunehmend kleiner und weniger. Die Konkurrenz hatte Besseres zu tun, als zu schlafen. Auch das wussten wir bereits vor einem Jahr. Auch zahlreiche Informationen über Armenien, die Region im Allgemeinen haben wir schon eingeholt. Der Konflikt in Georgien führt dazu, dass ab und zu Glasfaserkabel durchgetrennt werden, und die Internetversorgung unterbrochen wird. Dies bezog sich auf einen Fall in Jerewan (Yerevan, Eriwan). Luftaufnahmen zeigen die wunderschöne, kreisförmige Anlage der Innenstadt mit dem atemberaubenden Berg Ararat im Hintergrund. Die Berglandschaft um Saitakan ist nicht minder schön, ein Fluss durchschneidet die Stadt - Wie heißt er, wie lang ist er, wo ist seine Quelle, wo seine Mündung? - Trauerweiden am Ufer. Oh, auf dieser Seite gibt es sogar einen Service, mit dem man live Erdbeben erleben
kann! Farben zeigen das Alter und die Stärke des Bebens an. Was WIFI anbelangte, war die einzige nähere Information, dass 1 Min im Web des Hotels Awan Dsoraget 8 AMD kosten. Die visuelle Suche nach WLAN-Antennen an Gebäuden oder anderen prominenten Punkten war selbstverständlich sinnlos. Selbst wenn da etwas war, verschmolz es bei dieser Auflösung mit dem Hintergrund. Darius Kopp konnte trotzdem nicht anders, als die Augen anzustrengen, bis sie schmerzten.
    Als ob es nicht egal wäre, ob sie unsere Komponenten verbaut oder vergraben haben.
    Eben nicht.
    Während er nicht anders konnte, als in seinem Herzen erfreut zu sein über die Schönheit der Landschaft - Schöner, viel schöner als Sunnyvale. Eines Tages sollten wir doch dahin, Flora - konnte Kopp ebenfalls nicht anders, als zunehmend betrübt und besorgt zu sein über die Unauffindbarkeit der Spuren seines eigenen

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