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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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operatives Nachrichtendienstnetz zu Lande in Libyen ist ja nicht, was es sein sollte, wenn ich mich vorsichtig ausdrücken und kein Geheimnis verraten soll, was ich bestimmt nicht tue. Also?«
    »Sir! Ich glaube, es gibt eine Chance, angesichts der Tatsache nämlich, daß wir von schwedischer Seite ja unleugbar in die Sache verwickelt sind«, begann Carl und bremste sich dann, da ihm plötzlich aufging, daß sein Ministerpräsident einen apoplektischen Wutanfall bekäme, wenn er ihn jetzt hören könnte.
    »Also, ich bin davon überzeugt, daß der palästinensische Nachrichtendienst das Erkenntnisproblem lösen könnte. Wenn Sie es wünschen, werde ich Ihnen vortragen, weshalb ich es glaube. Aber kann ich in meinem Gedankengang fortfahren, Sir?«
    »Ja, bitte, seien Sie so freundlich. Ich bin allergisch gegen Vorträge, sofern ich sie nicht selbst halte«, sagte Scowcroft mit einem Kopfnicken.
    »Well, Sir«, sagte Carl und gab sich erneut Mühe, seinen Optimismus zu unterstreichen, »die Palästinenser können es also schaffen. Ihre Regierung kann die Palästinenser aus einer Reihe von Gründen kaum bitten, es zu tun. Der militärische Nachrichtendienst Schwedens hat jedoch ausgezeichnete Verbindungen zu ihnen. Das hängt mit der Zeit vor dem Amtsantritt der jetzigen schwedischen Regierung zusammen. Soll ich fortfahren, Sir?«
    Scowcroft nickte nachdenklich, und Carl holte tief Luft, bevor er mit seiner Konspiration gegen die eigene Regierung fortfuhr. Er hatte nämlich das entschiedene Gefühl, genau das zu tun, zu konspirieren.
    »Well, ich glaube, wir können sie dazu überreden, den Job für uns zu übernehmen. Ich glaube außerdem, daß wir sogar noch einen Schritt weitergehen können. Ich glaube nämlich, daß wir mit bestimmtem Personal der Palästinenser das Ziel zerstören können.«
    »Teufel auch, Jungchen…« seufzte Scowcroft. »Du nimmst es mir nicht übel, wenn ich dich Jungchen nenne, oder?« Er hob amüsiert die Augenbrauen.
    »Natürlich nicht, Sir«, erwiderte Carl schnell.
    »Wenn wir jetzt also hier sitzen und das Problem diskutieren, was man mit Kernwaffen auf Abwegen tun soll, meinst du, wir sollten uns für eine Problemlösung entscheiden, als handelte es sich um eine low intensity crisis. Ist es das, was du mir sagen willst?«
    »Ja, Sir«, entgegnete Carl, ohne eine Miene zu verziehen. Er wollte nicht zeigen, was er fühlte oder von dem Gespräch oder der Anrede hielt. »Ich meine natürlich, dies könnte Versuch Nummer eins auf einer Skala sein, auf der die Zerstörung Libyens mit allen unkontrollierbaren Folgen Punkt zehn sein würde. Nur die USA könnten Libyen zerstören. Schweden kann mit palästinensischer Hilfe nur die Bombe finden und sie zerstören. Ungefähr so habe ich es gemeint, Sir.«
    »Ja, denn wir können ja kaum zu Arafat laufen und ihn um einen Gefallen bitten. Der Präsident würde mir, na du weißt schon was, abschneiden, wenn ich so etwas vorschlüge. Aber wie stehst du zu deinem Chef? Würde er sich freuen, wenn du ihm vorschlägst, wir sollten die Arafat-Karte spielen?«
    Scowcroft machte den Eindruck, als begreife er, welch entscheidende Frage er jetzt gestellt hatte. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, warf einen schnellen Seitenblick auf die Uhr und schenkte Carl zum ersten Mal während dieses Gesprächs einen Blick, der einige Sympathie verriet und auf etwas anderes hindeutete, als daß er Carl nur für einen dieser kleinen Laufburschen hielt, die in den Regierungsgebäuden Washingtons hin und her rennen und manches vorschlagen, was nur ihren Hinterhof in dieser Welt angeht.
    »Ich vermute, daß Sie eine vollkommen aufrichtige Antwort auf diese Frage wünschen, Sir«, erwiderte Carl niedergeschlagen.
    »Ja, bitte, gerne, Admiral, das macht es leichter«, nickte Scowcroft.
    »Dann muß ich Ihnen bedauerlicherweise sagen, Sir«, seufzte Carl, »daß mein Chef, also der schwedische Ministerpräsident, wahrscheinlich einen Tobsuchtsanfall bekommen wird, wenn jemand aus meiner Abteilung vorschlägt, wir sollten mit, wie Sie es so vielsagend ausgedrückt haben, Arafat zusammenarbeiten.«
    »Aha. Da sehen Sie, Admiral!« schloß Scowcroft, stand auf und streckte gleichzeitig die Hand aus. »Wir wollen ja absolut nicht, daß dieser angenehme Besuch hier in der Stadt, den Ihr Ministerpräsident uns soeben abgestattet hat, mit einem Tobsuchtsanfall endet, oder? Ich fürchte also, daß wir alles in die Hände der US Air Force legen müssen. Admiral! Es war sehr

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