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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Ulfsson nicht. Dabei hielt er sich, was die Kapazität moderner Überwachungssatelliten betraf, doch immerhin für etwas mehr als allgemeingebildet. Die ungeduldigen Fax-Mitteilungen aus dem Pentagon sprachen jedoch eine deutliche Sprache.
    Carl war ausgerückt und teilte jetzt mit, daß er es mit voller Absicht getan hatte. Außerdem weigerte er sich, seine Position anzugeben, und zwar mit Hinweis darauf, daß die Palästinenser in seiner Gesellschaft kein Vertrauen zu den USA hätten.
    Überdies teilte er mit, daß er sich ungefähr vierundzwanzig Stunden vom Ziel entfernt befand, was immer das bedeuten mochte. Damit konnte er vernünftigerweise wohl nur meinen, daß die Gruppe das Ziel in vierundzwanzig Stunden erreichen würde.
    Jedoch wollte er seine Position erst angeben, wenn er es entweder zerstört oder festgestellt hatte, daß es zu gut bewacht war. Folglich hegte er den Verdacht, daß die amerikanische Air Force zuschlagen könnte, sobald das Pentagon seine Position erhielt. Und da wollte er vielleicht nicht in der Nähe einiger uniformierter und bewaffneter Araber sein?
    Das war natürlich möglich. Samuel Ulfsson graute jedoch davor, einen solchen Gedanken dem außerordentlich USA- orientierten und außerordentlich ungeduldigen Ministerpräsidenten vorzutragen, der sich zweifelsohne bald wieder melden würde. Er durfte jedoch auch nicht versuchen, die Regierung des Landes hinters Licht zu führen. Das war eine absurde Vorstellung. Also nur auf Fragen antworten. Das war das einzige, was er tun konnte.
    Als er oben in sein Büro kam, lagen wie erwartet zwei knallrote Telefonzettel zuoberst auf seinem Schreibtisch. Seine Sekretärin hatte beim letzten Anruf aus Rosenbad vor einer Viertelstunde wahrheitsgemäß gesagt, daß der Chef in der Funkzentrale sitze, um mit Personal Kontakt aufzunehmen, das in dienstlichem Auftrag in Nordafrika unterwegs sei. Er solle sofort zurückrufen.
    So blieb ihm nichts anders übrig. Es würde nicht weniger unangenehm werden, wenn er wartete. Er riß den Hörer an sich und gab die Nummer ein, die er auswendig kannte.
    Er wurde sofort mit dem Ministerpräsidenten verbunden.
    »Hast du inzwischen Kontakt mit Hamilton gehabt?« fragte der Ministerpräsident, der ohne jeden Gruß gleich zur Sache kam.
    »Ja«, erwiderte Samuel Ulfsson, ohne etwas von seiner Unsicherheit zu verraten.
    »Und? Wie ist die Lage?« fragte der Ministerpräsident auffordernd.
    »Die Lage ist so«, sagte Samuel Ulfsson und holte tief Luft, »daß der Eingreiftrupp jetzt unterwegs ist und sich etwa vierundzwanzig Stunden vom Ziel entfernt befindet.«
    »Was? Die haben sich jetzt schon auf den Weg gemacht?«
    fragte der Ministerpräsident optimistisch.
    »Nein, nicht jetzt. Sie scheinen sich schon vor ein paar Tagen aufgemacht zu haben«, erwiderte Samuel Ulfsson und verschluckte unmerklich, womit er hatte fortfahren wollen; er durfte nicht von seiner Taktik abweichen, nur wahrheitsgemäß auf die Fragen zu antworten, die ihm gestellt wurden.
    »Vor ein paar Tagen?« fragte der Ministerpräsident nach einem erstaunlich langen Schweigen. »Sie haben sich schon vor mehreren Tagen auf den Weg gemacht?«
    »Das ist korrekt, ja«, erwiderte Samuel Ulfsson, als wäre das nichts Besonderes.
    »Aber das verstehe ich jetzt nicht«, sagte der Ministerpräsident mit deutlich hörbarer Irritation. »Nach amerikanischer Auffassung sollten sie immer noch in dieser befestigten Oase sitzen, Sarra, oder wie sie heißt.«
    »Dann ist die amerikanische Auffassung falsch. Die Gruppe ist also schon seit mehreren Tagen unterwegs und befindet sich rund vierundzwanzig Stunden vom Ziel entfernt«, entgegnete Samuel Ulfsson.
    »Und wo exakt befinden sie sich?« fragte der Ministerpräsident scharf.
    »Das kann ich leider nicht beantworten. Sie sind in der Sahara, draußen in der Wüste, ungefähr vierundzwanzig Stunden vom Ziel auf libyschem Territorium entfernt. Das ist alles, was ich sagen kann«, erwiderte Samuel Ulfsson, ohne im mindesten verwirrt zu klingen.
    »Was soll das heißen?« fauchte der Ministerpräsident irritiert.
    »Kannst du oder willst du ihre Position nicht angeben?«
    »Ich kann es nicht. Ich habe nach der Position gefragt, aber Hamilton hat mitgeteilt, daß man in der Gruppe beschlossen habe, die Position erst dann zu melden, wenn sie entweder das Ziel zerstört oder die Region verlassen haben.«
    »Nimm wieder Kontakt mit ihm auf und richte ihm aus, daß es ein direkter Befehl von mir ist, sofort die genaue

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