Der einzige Sieg
diesem russischen Roulette schon einmal mitgespielt. Angesichts der Möglichkeit, daß einer von euch drei sterben sollte, habe ich es aus sozialen Gründen für richtig gehalten, dich zu wählen. So einfach ist das.«
»Und was ist mit dir selbst?« wandte Göran Karlsson unschlüssig ein. Die Antwort Carls hatte ihn erschüttert.
»Genau«, sagte Carl und grinste, um anzudeuten, daß er zu einem entspannteren Gesprächston zurückkehren wollte. »Ich bin auch noch da. Aber ich habe meist ein verdammtes Glück!« Er schlug Göran Karlsson freundschaftlich auf den Rücken und gab ihm durch eine Geste zu verstehen, daß sie zu den anderen in dem »Beduinenlager« auf der Rückseite der Felsformationen zurückgehen sollten.
»Wir haben jetzt eine Lagebesprechung mit dem CO«, lächelte er erklärend und hielt gleichzeitig warnend den Zeigefinger hoch, um zu zeigen, daß er keine kritischen Bemerkungen über den commanding officer des Trupps hören wollte.
Mouna hatte die anderen unter der größten Zeltbahn versammelt und eine einfache Skizze des Ziels an einen Felsbrocken gelehnt. Als die beiden Schweden sich unter einigen Grimassen zu ihnen gesetzt hatten, vernahmen sie ironische Kommentare der Männer, deren Hinterteile besser an Dromedare angepaßt waren. Danach entwickelte sie schnell, professionell und in zwei Sprachen ihren Plan.
Als Göran Karlsson nach einiger Zeit aufging, daß das, was sie vortrug, haargenau den Instruktionen entsprach, die Carl ihm schon gegeben hatte, erkannte er beschämt, daß der Oberstleutnant so klug gewesen war, das Vorhaben mit dem alliierten Kollegen zu besprechen, damit beide sich einig waren, ohne daß sie ihre Autorität vor den anderen verlor.
Als sie geendet hatte, forderte sie die Anwesenden auf, Fragen zu stellen. Nur die Palästinenser hatten Fragen, und die erste Frage galt dem Eindringen in die Militärbaracke. Mit der Vorgabe, möglichst viele Leben zu schonen, sei es natürlich unmöglich, sagte einer, damit anzufangen, daß man gleichzeitig Handgranaten durch alle Fenster werfe. Ob man in dem Fall die Handgranaten nicht durch Tränengas ersetzen könne? Sie hätten ja Tränengas in der Ausrüstung?
Mouna übersetzte die Frage höflich ins Englische und beantwortete sie dann schnell, zunächst auf arabisch, dann auf englisch.
Auch Tränengas sei ungeeignet. Dann würden die Männer schnaubend und prustend und mit Waffen in den Händen aus der Baracke kommen, gleichzeitig wild in alle Richtungen schießen und vermutlich eher einander als den sehenden Feind treffen. Das sei also nicht möglich. Die Baracke müsse in einem einzigen entschlossenen Einsatz genommen werden, sobald man wisse, daß der Wachposten ausgeschaltet sei.
Wie stellen wir es an zu verhindern, daß sie Verstärkung holen, wenn die Gefangenen nicht getötet werden dürfen? lautete die nächste Frage.
Mounas schnelle Antwort lief darauf hinaus, daß sie natürlich den Ort nicht verlassen dürften, bevor sie sämtliche Funkeinrichtungen zerstört hätten. Sie würden nur ein brauchbares Fahrzeug zurücklassen, nämlich das, mit dem die Gefangenen Hilfe holen könnten, wenn sie sich befreit hätten. Das werde mindestens sechs Stunden Vorsprung bedeuten, und das müsse genügen. Ferner sei wichtig, daß die da drüben keine Vorstellung davon bekämen, wie der feindliche Trupp hergekommen sei. Es sei deshalb angeraten, sich den Kamelduft abzuwaschen, bevor der Kampf beginne.
Diese letzte Bemerkung löste bei den Anwesenden Jubel aus. Dann ging Mouna noch einmal alles von vorn durch, zeigte gelegentlich auf verschiedene Männer und bat sie, ihre Aufgaben zu wiederholen.
Göran Karlsson war von Carl zwar ziemlich zusammengestaucht worden, doch als er sah, wie Mouna ihre Befehlsgewalt ausübte, gewann er schon nach kurzer Zeit den Eindruck, daß sie ihren Job beherrschte.
Nach der Lagebesprechung begannen die Männer, die Ladung auszupacken, die den Weg auf den drei Lasttieren in der Mitte der Karawane zurückgelegt hatte. Carl und Göran Karlsson rissen die Sabotageausrüstung an sich und begannen, sie zusammenzusetzen, damit alles vor dem Abschluß der Operation einsatzbereit war.
Es gab drei schallgedämpfte amerikanische Automatikwaffen, die Carl an sich nahm und demonstrativ auf Mouna, Göran Karlsson und sich verteilte. Es war den Anwesenden klar, was diese Geste bedeutete: Nur diese drei Kameraden mit schallgedämpften Waffen hatten das Recht zu töten, bevor es zu einer allgemeinen
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