Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
sollen?«
    fragte Göran Karlsson verwirrt, als er die Mitteilung eintippte.
    »Nein«, sagte Carl. »Wir wollen jetzt kein Risiko eingehen. Ich erkläre es dir später.«
    Sie blickten wie verhext auf ihr Funkgerät, und es dauerte fast eine Minute, bis die Antwort auf dem Display erschien:
    Basis an Trident. Gratuliere. Mitteilung Green Dragon Dead soeben abgegangen. Wie zum Teufel sollen wir euch rausholen, wenn ihr nicht sagt, wo ihr in vierundzwanzig Stunden seid?
    »Sam hat nicht unrecht mit dem, was er sagt«, sagte Göran Karlsson.
    »Sende folgende Mitteilung«, sagte Carl, als hätte er Göran Karlssons Worte nicht gehört. »Trident an Basis. Wir brechen jetzt auf. In vierundzwanzig Stunden teilen wir Position zum Abholen mit. Ende.«
    »Ist das alles, was ich senden soll?« fragte Göran Karlsson, obwohl er die Mitteilung schon eingetippt hatte und gerade auf den Sendeknopfdrücken wollte.
    »Ja«, entgegnete Carl kurz. »Dann machen wir den Laden hier dicht und nehmen das nächste Kamel in die Freiheit.«
    Er wandte sich um und ging demonstrativ durch das Geröll zu den anderen, die jetzt so gut wie abmarschbereit zu sein schienen. Göran Karlsson gehorchte nach einigem Zögern und eilte dann hinterher. Fünf Minuten später waren sie unterwegs in die Dunkelheit.
    Die Nacht war nicht klar, was ihr Tempo auf ein Minimum reduzierte. Überdies pfiff ihnen ein zunehmender Gegenwind ins Gesicht, so daß sie ihre dicken Wollmäntel immer enger um sich ziehen mußten. Sie waren auf dem Weg in einen Wüstensturm, der sich als verheerender Sandsturm erweisen würde, wenn sie die Sandwüste erreichten. Sie gingen genau in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Und dort lag ein Meer aus Sand, der jetzt bis in mehrere Kilometer Höhe aufgewirbelt wurde und sich ihnen entgegenstürzte.
    Samuel Ulfsson fühlte sich zutiefst bewegt. Es war zwei Uhr nachts, und er hatte das Funkgerät in sein Amtszimmer bringen lassen. Jetzt befand er sich in Gesellschaft mehrerer Personen mit Bartstoppeln und dunklen Ringen unter den Augen, denen aus verschiedenen Gründen bekannt war, was irgendwo da draußen vorging. Die Anwesenheit der beiden Funker war selbstverständlich. Luigis und Åkes Anwesenheit war weniger selbstverständlich, doch Samuel Ulfsson hatte in einer Mischung aus sozialen und operativen Überlegungen beschlossen, daß er notfalls alles in die Schlacht werfen mußte, was an Reserven verfügbar war, wenn dort unten Verstärkungen gebraucht wurden. Vermutlich waren aber die rein sozialen Motive entscheidend gewesen, als sollte sich die Familie vor einer großen Entscheidung versammeln.
    Der Raum war voller Rauch und überquellender Aschenbecher, da Samuel Ulfsson unablässig geraucht hatte. Überall standen leere Thermoskannen und Plastikbecher mit abgestandenem kaltem Kaffee.
    »Teufel«, flüsterte Åke Stålhandske tief erschüttert. »Wir haben es geschafft. Wir haben ihre Wasserstoffbombe gesprengt. Teufel auch! Dieses Ding, das sie an uns vorbeigeschmuggelt haben, aber jetzt ist das Scheißding gesprengt. Du glaubst doch nicht, daß Carl sich einen Scherz mit uns erlaubt?«
    Samuel Ulfsson, an den die letzte Frage gerichtet gewesen war, unterdrückte instinktiv den Impuls, laut loszulachen.
    »Nein«, sagte er mit bemühtem Ernst. »Green Dragon Dead. Diese Mitteilung hat einen Inhalt, der vollkommen klar ist. Die Bombe ist gesprengt. Wie gesagt, wir haben es geschafft. Jetzt kommt es nur darauf an, daß die Jungs mit heiler Haut davonkommen.«
    »Warum gibt er seine Position nicht an?« fragte Luigi gequält und strich sich über die Augen. Die Anspannung nach dem langen Warten des Abends ließ allmählich nach. Er erkannte erst jetzt, daß es für sie, die hier oben gesessen und auf ein Funkgerät gestarrt hatten, vielleicht unerträglicher gewesen war als für die, die dort unten waren und die ganze Zeit gewußt hatten, was gerade passierte.
    »Er muß ja einen Grund für seine Halsstarrigkeit haben«, überlegte Samuel Ulfsson, zuckte gleichzeitig jedoch die Achseln, um zu zeigen, daß er wirklich keine Ahnung von diesem Grund hatte.
    Bevor jemand im Raum wieder etwas sagen konnte, begann die gesondert eingerichtete Faxlinie mit Direktkontakt zum Pentagon zu arbeiten. Samuel Ulfsson stand auf, trat an das Gerät und las schweigend, als das einzige Blatt Papier ausgespuckt worden war.
    »Ja«, sagte er, während er weiterlas und sich zu den anderen umdrehte. »Das Pentagon bestätigt eine kräftige

Weitere Kostenlose Bücher