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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Explosion fünf Minuten vor der Mitteilung. Das kann doch stimmen? Fünf Minuten vom Job bis zum Funkgerät, sozusagen? Nun, sie haben so jedenfalls die Position, einundzwanzig Grad Ost, zweiundzwanzig Nord, aber sie sagen, daß atmosphärische Störungen in der Region es im Augenblick unmöglich machen, ein klares Bild von dem zu gewinnen, was dort unten geschieht.«
    Alle Anwesenden stürzten sich auf die große Karte des südlichen Libyen, die neben der Tür an der Wand hing. Sie dachten über die Position nach, der Karte zufolge weit draußen im Nichts, und maßen die Entfernung zur letzten bekannten Position bei der Oase Sarra.
    Dann setzten sie sich nachdenklich. Es gab mehrere Dinge, die sie nicht verstanden.
    »Wie zum Teufel hat er die Satelliten reingelegt?« fragte Åke Stålhandske. »Und warum?«
    »Ich kann weder die eine noch die andere Frage beantworten«, bemerkte Samuel Ulfsson resigniert. »Wir wissen nur, daß er es getan hat. Er hat die Bombe gesprengt, und das Pentagon bestätigt Ort und Zeitpunkt. Das wissen wir jetzt. Den Rest begreife ich auch nicht.«
    »Wie zum Teufel verschwindet man in der Wüste?« grübelte Luigi laut.
    Bevor jemand Zeit fand, sich an einer Antwort zu versuchen, läutete das Telefon. Samuel Ulfsson sah ironisch auf seine Armbanduhr.
    »In Washington ist es erst acht Uhr abends. Da muß jemand unseren Ministerpräsidenten geweckt haben«, sagte er vielsagend und nahm den Hörer mit einer scherzhaft majestätischen Geste ab, die alle im Raum sofort zum Schweigen brachte.
    »Samuel Ulfsson«, meldete er sich knapp und entschlossen und lauschte dann, bevor er den Anwesenden eine fröhliche Miene zuwandte.
    »Ja, es stimmt. Wir haben soeben die Bestätigung erhalten, sowohl von unseren Leuten als auch aus Washington. Die Bombe ist gesprengt, das steht jetzt fest.«
    Dann lauschte er zunehmend peinlich berührt einer erregten Suada und antwortete verlegen, er wisse es nicht. Es werde noch weitere vierundzwanzig Stunden dauern, bevor er zu diesem Punkt Auskunft geben könne, und darauf wurde das Gespräch recht schnell beendet.
    Er legte den Hörer mit einem Seufzer auf und blickte eine Zeitlang grübelnd vor sich hin, bevor er sich wieder an die anderen wandte.
    »Der Ministerpräsident ist froh, daß die Bombe gesprengt ist. Er ist aber stinksauer, weil wir nicht sagen können, wo Carl ist«, faßte er kurz zusammen.
    »Ich verstehe das Ganze nicht, verdammt«, sagte Åke Stålhandske grübelnd. »Jetzt dürfte es doch nur noch darum gehen, sie so schnell wie möglich da rauszuholen, aber das geht ja nicht, wenn Carl Versteck spielt.«
    »Nein«, bestätigte Samuel Ulfsson resigniert. »Das geht nicht. Die Amerikaner haben zwei AWACS-Maschinen in der Region, die aber im Augenblick absolut nichts sehen.«
    Er warf einen Seitenblick auf die Mitteilung aus dem Pentagon, bevor er fortfuhr.
    »Sie haben zwei Maschinen zum Betanken in der Luft dort unten, Hubschrauberverbände und alles, was dazugehört. Aber sie sehen nichts.«
    »Carl muß ja einen Grund haben«, wandte Luigi unschlüssig ein.
    »Aber natürlich. Aber was für einen?« fragte einer der Funker, die inzwischen genausoviel wußten wie alle anderen im Raum.
    »Ich könnte mir denken«, überlegte Samuel Ulfsson, »daß es damit zu tun hat, daß unser Trupp unleugbar aus verschiedenen politischen Interessen zusammengesetzt ist. Die Palästinenser waren die Voraussetzung dafür, daß wir überhaupt hinkommen konnten. Folglich müssen sie auch einiges zu sagen haben und vertrauen unseren amerikanischen Freunden vielleicht nicht so recht?«
    »Aber Carl kann sich doch nicht vorstellen, einfach so aus der Sahara hinauszuspazieren?« wandte Åke Stålhandske ein. Darauf standen alle auf und gingen wieder zu der Karte an der Wand.
    Die Wirklichkeit war jedoch immer noch die gleiche, eine unendliche Wüstenlandschaft. Eine Zeitlang stellten alle vermutlich etwa die gleichen Überlegungen an. Carl konnte sich unmöglich mit Hubschraubern zum Ziel begeben haben. Das war vollkommen unmöglich. Das Pentagon hätte es dann jedenfalls schon gewußt. Per Flugzeug war es noch undenkbarer. Auch Fahrzeuge auf der Erde wären beobachtet worden.
    Aber es war unmöglich, zu Fuß zu gehen. Nach und nach resignierten sie angesichts des Mysteriums und begaben sich wieder ins Zimmer. Jemand schüttelte prüfend die letzte und inzwischen nachweislich leere Thermoskanne.
    »Es gibt wirklich nichts, was wir tun können; erst wenn wir uns in

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