Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
Ausweise zeigen. Wir fangen mit Ihnen dort an«, sagte Carl und zeigte auf einen Mann mittleren Alters.
    »Wir haben keine Ausweise«, entgegnete der Mann, auf den Carl gezeigt hatte, mit leicht zu durchschauender Angst hinter seiner vorgetäuschten Arroganz.
    »Ach nein«, sagte Carl und schaltete seinen Sender für die interne Kommunikation ein. Er rief die Basis und fragte, ob die beiden Russen angekommen seien. Als er die Nachricht erhielt, sie seien gerade eingetroffen, bat er, mit einem von ihnen zu sprechen. Er fragte den Mann nach Ausweisen und anderen Dingen, die bei der bevorstehenden Reise in die Welt von Wert sein konnten. Er bekam einige Beschreibungen und verließ den Raum. Er folgte den Anweisungen, die er erhalten hatte, und fand schnell die bescheiden eingerichtete Doppelkabine der Russen. Er kramte ihre Pässe und einige persönliche Habseligkeiten hervor, um die sie gebeten hatten, Brieftaschen, Fotos von den Familien sowie einige andere Dinge, und stopfte alles in eine Pilotentasche, die im Zimmer stand. Als er ging, schloß er hinter sich ab.
    Als er in den Versammlungsraum zurückkehrte, brachte CNN gerade Werbung von Hotels in Jönköping, in deren Zimmern man CNN empfangen konnte. Dazu wurden Fotos aus Göteborg gezeigt. Carl hielt die beiden russischen Pässe hoch und zeigte sie den sieben anwesenden Personen.
    »Hier sind zwei Pässe«, sagte er kurz. »Ihre russischen Kollegen werden mit uns weiterreisen. Was mit Ihnen geschieht, ist vorläufig noch unsicher. Wir werden jedoch jeden erschießen, der sich nicht ausweisen kann. Wir wollen also noch mal von vorn anfangen, Monsieur?« endete er mit einer Handbewegung zu dem Mann, der ihm schon einmal mit französischem Akzent geantwortet hatte. Der Mann erhob sich unsicher, warf den anderen Seitenblicke zu, zuckte die Achseln und deutete dann auf das Innere der Baracke.
    Carl nickte und zeigte mit der Hand, daß der andere vorgehen solle. Eine Minute später hielt er wie vermutet einen französischen Paß in der Hand, schob den Mann vor sich ins Fernsehzimmer zurück und fesselte ihn mit ein paar Lederriemen. Anschließend wiederholte er die Prozedur mit den anderen, die nacheinander an die Reihe kamen.
    Wie sich herausstellte, bestand die Gruppe aus zwei Libyern, zwei Franzosen, einem Briten und zwei Deutschen. Die reine Fremdenlegion, dachte Carl sarkastisch und knallte die Pässe gegen die Handfläche. Dann erklärte er kurz, was geschehen würde. Man werde sie zusammen mit den libyschen Soldaten etwa einen Kilometer weit transportieren. Sie würden gefesselt sein, aber das werde kaum größere Probleme aufwerfen. Mit etwas Geduld und den Zähnen des Nachbarn könne der erste Mann sicher schon im Lauf einer Stunde freigenagt werden. Der Lastwagen sei vollgetankt und imstande, sie sechs bis sieben Stunden in nördliche Richtung zu fahren. Dort könnten sie damit rechnen, auf den ersten libyschen Militärposten zu stoßen.
    »Wir haben die Absicht«, fuhr er fort, »wie die Herren vielleicht schon erkannt haben, die Bombe im Laboratorium zu sprengen.«
    Als er die besorgten Gesichter der Männer sah und hörte, wie sie miteinander zu diskutieren begannen, brüllte er sie an, sie sollten schweigen. Er erklärte, man werde sie vor der Explosion natürlich in Sicherheit bringen. Anschließend fragte er in lässigem Tonfall, ob jemand eine Frage habe.
    »Sie sind sich der wahrscheinlichen Konsequenzen einer solchen Maßnahme bewußt?« fragte der Franzose, dem er als erstem den Paß abgenommen hatte.
    »Ja«, erwiderte Carl im Brustton der Überzeugung. »Dieses Gebiet und die allernächste Umgebung werden für lange Zeit stark kontaminiert sein. Aber Sie und wir sollten es schaffen können, oder?«
    Unter den gefesselten Wissenschaftlern brach eine wilde Diskussion aus, doch soweit Carl folgen konnte, gaben sie ihm in der Sache recht. Keiner von ihnen schien jedenfalls an eine Kernwaffenexplosion zu glauben, was deutlich zu merken war. Das war die Hauptsache.
    Er ging hinaus und sah auf die Uhr. Noch fünf Stunden bis zum Morgengrauen. Die Männer sollten möglichst bald auf den Weg gebracht werden. Carl entdeckte im Laborsaal einen Wasservorrat. Göran Karlsson hatte mit dem Fotografieren aufgehört und hielt jetzt nur an der Tür Wache. Das Wasser wurde in einem großen Kühlschrank aufbewahrt, der mit Zehn-Liter-Kanistern aus Kunststoff gefüllt war.
    Carl wuchtete fünf Kanister auf einen kleinen Bollerwagen und zog sie zu einem Lastwagen auf

Weitere Kostenlose Bücher