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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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der anderen Seite des Hofs, wo ein anderer Lastwagen inzwischen mit gefesselten libyschen Soldaten beladen war. Carl warf die Kanister auf die Ladefläche und hielt nach Mouna Ausschau, die gerade dabei war, den letzten Libyer auf den Hof zu führen.
    »Wir haben da drinnen zwei libysche und fünf westliche Doktor Strangeloves«, sagte er mit einem Seufzer. »Die Libyer genießen in diesem Zusammenhang natürlich arabische Immunität, aber was sollen wir mit den anderen machen? Was meinst du?«
    Mouna antwortete zunächst nicht, sondern führte ihren letzten Gefangenen zur Ladefläche des Lastwagens und gab Carl mit dem Kopf ein Zeichen, er solle ihr helfen. Als sie den Soldaten gemeinsam hochgewuchtet hatten, packte sie Carl am Ärmel und ging ein Stück vom Lastwagen weg. Sie blickte nachdenklich zu Boden und erweckte den Eindruck, als grübelte sie tatsächlich über das Problem nach.
    »Erschieß sie«, sagte sie dann kurz und wandte sich um, als wollte sie weggehen.
    »Tu es selbst!« sagte Carl, ergriff sie am Uniformärmel und zeigte auf ihre schallgedämpfte amerikanische Automatikwaffe. »Ich habe versprochen, es nicht zu tun, du aber nicht.«
    Sie warf ihm einen ironischen Blick zu, zuckte die Achseln und ging mit energischen Schritten auf die zivile Baracke zu. Einige Augenblicke später hörte er das gedämpfte Rattern ihres Verschlusses, der vor und zurückglitt, sowie den klingenden Laut der Geschoßhülsen, die zu Boden fielen, als sie ihre Salven abfeuerte.
    Danach wurde die restliche Arbeit sehr schnell organisiert. Zwei Mann nahmen einen Jeep und beluden ihn mit Frischwasser aus dem Vorrat im Labor. Ein Mann machte sich bereit, den Lastwagen mit den libyschen Gefangenen wegzufahren, und Mouna ging an die Ladefläche und hielt den Libyern einen kurzen Vortrag. Gleichzeitig kam einer der Palästinenser mit zwei gefesselten und unter schwerem Schock stehenden Libyern heraus, die er vor sich her schob und zum Lastwagen brachte; Mouna hatte die beiden Libyer also nicht erschossen und sie nur der Hinrichtung ihrer Kameraden beiwohnen lassen.
    Als der Lastwagen mit den Gefangenen losrumpelte, fuhr auch der Jeep mit dem Wasservorrat weg, während Carl, Göran Karlsson und Mouna zur Basis hinaufgingen.
    Zwanzig Minuten später war alles bereit. Alle waren zur Basis zurückgekehrt, und der Jeep war inzwischen zurückgefahren worden.
    Sie gingen zu ihrem Beobachtungspunkt hinauf. Carl nahm seinen Sender, zog die Antenne heraus und aktivierte das Gerät. Die roten Digitalzahlen teilten mit, daß er jetzt nur den Knopf zu drücken brauchte. Es lag etwas Feierliches und Erschreckendes in diesem Augenblick, das schwer zu begreifen war.
    »Du bist sicher, daß es nicht das Letzte wird, was wir sehen?« fragte Mouna in dem reichlich verwegenen Versuch, über die Situation zu scherzen.
    »Du bist unser kommandierender Offizier. Du sollst die Ehre haben«, sagte Carl amüsiert und reichte ihr den Sender.
    Mouna nahm ihn wie selbstverständlich entgegen, betrachtete den roten Knopf, holte einmal tief Luft und drückte.
    Sie sahen die Flammen und das Dach, das sich bei der Explosion in die Luft erhob, ein paar Sekunden früher, als sie das Donnern hörten. Explosionsreste flogen Hunderte Meter in die Wüste, und gleichzeitig begann ein heftiger Brand. Die Flammen waren so grell, daß sie ihre Nachtbrillen abnehmen mußten, um nicht geblendet zu werden.
    »Gentlemen«, sagte Mouna auf englisch, wie es einem CO anstand, »wir haben soeben einen Augenblick der Weltgeschichte miterlebt. Jetzt sollten wir uns aber schnellstens aus dem Staub machen, damit wir auch die Chance haben, irgendwann davon zu erzählen.«
    Sie gingen schnell zur Basis hinunter, wo das meiste schon abfahrbereit war. Während die beiden Russen auf je ein Dromedar gewuchtet wurden und ein paar schnelle, notdürftige Anweisungen erhielten, von denen sie nicht viel zu begreifen schienen, rannten Carl und Göran Karlsson zu ihrem Sender hinauf und schalteten ihn ein. Göran Karlsson saß an der Tastatur bereit, doch Carl schien zu zögern.
    »Was soll ich senden?« fragte Karlsson erstaunt. Er schien sich nicht bewußt zu sein, daß es da verschiedene Alternativen gab.
    »Sende folgendes«, wies ihn Carl nachdenklich an. »Trident an Basis. Ziel zerstört. Folgenden Code weiterbefördern: Green Dragon Dead. Position zum Abholen wird in vierundzwanzig Stunden mitgeteilt. Mitteilung bestätigen. Ende.«
    »Sollen wir nichts darüber sagen, wo sie uns abholen

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