Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
herausfindet?«
    »Im Augenblick gering. Sie haben in Örebro zwei Lastwagenfahrer festgenommen, die der Polizei zufolge nicht wissen, was sie geschmuggelt haben. Außerdem fahnden sie nach einem Russen, von dem sie den vollständigen Namen haben, und nach einem Finnen, von dem sie den Vornamen kennen. Das sind die mutmaßlichen Täter, also die Mörder. Diese Herren dürften sich kaum noch im Land aufhalten. Nein, die Polizei wird schon Mühe haben.«
    Der Ministerpräsident sah auf die Uhr, nahm die Brille ab und rieb sich eine Zeitlang die Nasenwurzel, während er nachdachte. Carl spürte intuitiv, daß er jetzt zuschlagen mußte.
    »Wenn du entschuldigst… Im Hinblick auf die große Bedeutung der Angelegenheit würde ich vorschlagen, daß du schon heute abend eine Konferenz einberufst, denn ich nehme an, daß wir diese Sache nicht zu zweit diskutieren können«, sagte Carl weich, während er zum Scherz die Daumen drückte.
    »Das halte ich nicht unbedingt für angebracht, auch nicht für notwendig angesichts der Zeit, die schon verstrichen ist. Morgen früh um acht Uhr. Hier!«
    Carl verriet mit keiner Miene, daß er zufrieden war.
    »Soll ich schon heute abend oder heute nacht bestimmte Kontakte herstellen?« fragte er.
    »Nein, warte mit all diesen Dingen, bis wir wissen, in welcher Reihenfolge wir vorgehen sollen. Wenn du jetzt entschuldigst …«
    Der Ministerpräsident machte eine Handbewegung, die erkennen ließ, daß er mit dem Ankleiden fortfahren wollte. Carl nickte und stand auf.
    »Wie gesagt, da liegt ein Memorandum für dich. Es gibt keine Kopie, und den Text im Computer habe ich gelöscht, und alle Aufzeichnungen sind vernichtet«, sagte Carl, nickte und verließ den Raum.
    Die Sekretärin des Ministerpräsidenten deutete Carls muntere Miene vollkommen falsch, als er an ihr vorbeiging.
    »War wohl lustig da drinnen, was!« rief sie fröhlich hinter dem flüchtenden Carl her, der schon die Ecke vor dem Wartezimmer umrundete und Kurs auf sein Zimmer nahm, während er erneut auf seine Armbanduhr blickte. Er sollte Tessie in einer Viertelstunde abholen. Zwar herrschte wenig Verkehr, aber er würde sich trotzdem ein paar Minuten verspäten. Es hätte immerhin viel schlimmer kommen können.
    Nachdem der vorläufig Festgenommene nunmehr achtundvierzig Stunden geschmort hatte, ohne verhört zu werden, ohne jeden menschlichen Kontakt und ohne zu wissen, wieviel die Polizei wußte oder wessen man ihn beschuldigte, mußte er inzwischen bedeutend weicher geworden sein.
    »So«, sagte Rune Jansson absichtlich zögernd, als er die formelle Einleitung des Verhörs hinter sich gebracht hatte.
    »Das hier sieht für dich gar nicht gut aus. Du hast doch nichts dagegen, daß wir du sagen?«
    »Nein, nur zu«, sagte der Mann. Er hatte einen Zwei-Tage-Bart und machte einen ziemlich resignierten Eindruck.
    »Gut, dann legen wir los«, erklärte Rune Jansson müde und warf seinem Kollegen einen fragenden Blick zu, der mit einem kurzen Kopfnicken beantwortet wurde. »Für den Anfang wollen wir wissen, was ihr geschmuggelt habt.«
    »Wir haben gar nichts geschmuggelt, sondern nur eine Fuhre von Örebro nach Varberg gebracht. Das kann doch kein Schmuggel sein.«
    »O doch, das kann es sehr wohl. Die Fracht sollte außer Landes gebracht werden, das ging ja aus den Papieren hervor. Eure Bezahlung bewegte sich ja auch in einer solchen Größenordnung, daß euch bekannt sein mußte, daß es keine beliebige Fuhre war. Bei allem Respekt vor Überstundenbezahlung zu Weihnachten und so. Aber das muß euch klar gewesen sein.«
    »Und wenn wir es nicht gewußt haben? Es ist doch kein Verbrechen, dumm zu sein.«
    »O doch, das ist es wohl. Wenn du mir für fünfzig Kronen eine goldene Uhr abkaufst, ist das unerlaubt dumm, und dann nennt man das Verbrechen Hehlerei. In deinem Fall heißt es schwerer Waffenschmuggel. Also, was waren es für Sachen?«
    »Habe keine Ahnung.«
    »Keine Ahnung?«
    »Nee, nicht mal den Anflug eines Schimmers. Wollte es übrigens gar nicht wissen, spielte ja keine Rolle.«
    »Wenn du an dieser Einstellung festhältst, riskierst du eine ziemlich lange Gefängnisstrafe, und zwar allein für diesen Schmuggel.«
    »Wieso allein?« fragte der Festgenommene besorgt, genau wie Rune Jansson vorhergesehen hatte.
    »Nun, es gibt noch einen weiteren Verdacht, den ich dir hiermit mitteilen muß: Du bist der Mittäterschaft an einem Mord verdächtig.«
    Die beiden Polizeibeamten betrachteten interessiert, wie die Worte in

Weitere Kostenlose Bücher