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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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zurückverfolgen ließ.
    Noch am selben Tag, an dem Carl diese Lockvögel abschlachten ließ, wurden gleichzeitig Kernwaffen mit etwas so Trivialem wie einem Multbeerentransport von Murmansk nach Haparanda gebracht.
    Der Mord hätte nie entdeckt werden sollen. Und ein Multbeerendiebstahl hätte nie sonderlich großes Aufsehen erregt.
    Einer der Schmuggler war Amerikaner gewesen, außerdem mit einer Vergangenheit bei der CIA. Auch er war wie die anderen Teilnehmer der Expedition verraten worden.
    In Murmansk saß jemand oder saßen einige Leute, die all das organisiert hatten. Es waren wahrlich keine Amateure. Man konnte getrost davon ausgehen, daß es keine gewöhnlichen russischen Gangster waren. Dazu war alles viel zu gut gemacht worden. Außerdem hatten sie mit einer der Spezialmethoden des KGB gemordet.
    Sie hatten Kernwaffen durch Schweden geschmuggelt.
    Sie genossen in Moskau politischen Schutz, genau wie Jurij Tschiwartschew angedeutet hatte.
    Die Bande, die Kernwaffen aus Rußland herausschmuggelte, hatte Zugang zu Spezialisten sowohl von der CIA wie vom KGB. Und diese Männer hatten Erfolg gehabt. Vor fast einem Monat war ein kleiner Frachter von Varberg an der schwedischen Westküste ausgelaufen. An Bord hatte sich eine Ladung im Wert von mehreren hundert Millionen Dollar befunden.
    Kolja. Carl erinnerte sich plötzlich und messerscharf an das Gesicht des jungen Kolja in den Minuten vor dessen Tod. Kolja hatte gesagt, nur zwei Teilnehmer der Expedition, er selbst und der Amerikaner, wüßten, was sie außer Landes schmuggelten, nämlich drei Atomsprengköpfe. Kolja hatte aber auch gesagt, die Waffen sollten zu »den Arabern«. Das hätte eine Vermutung sein können, konnte aber genausogut stimmen. Irak, Libyen oder Syrien?
    Carl schrieb plötzlich inmitten seiner Kritzelei das Wort Trinidad hin, starrte es an und unterstrich es nachdenklich zweimal.
    Dieser Lastwagenfahrer, der in Haparanda ermordet worden war, hatte eventuell auf Trinidad Weihnachten feiern wollen. So hatte es sich jedenfalls angehört, als Rune Jansson es ihm erzählte. Warum gerade Trinidad, warum ausgerechnet der Ort, an dem sich Åke Stålhandske über Weihnachten aufhielt?
    Carl kam zu dem Schluß, daß es ein Zufall sein mußte. Und daß es ein Zufall war, den er unter die Lupe nehmen mußte.
    Dann schaltete er seinen Computer ein und schrieb ein zweiseitiges Memorandum an den Ministerpräsidenten. Zunächst die relevanten sachlichen Informationen, danach einen Vorschlag zur Deutung der Angaben, eine schlimmste denkbare Version und eine beste denkbare Version.
    Er las seinen Text nochmals durch, nahm einige Korrekturen vor, druckte das Ganze aus und löschte dann den Text im Computer. Dann nahm er seine hingekritzelten Notizen und zwei darunter liegende Blätter des Notizblocks und trug sie zum Reißwolf. Er sah auf die Uhr. Er hatte noch einige Minuten Zeit.
    Wenn er jetzt mit unangenehmen Nachrichten, die überdies mit konkreten Vorschlägen verbunden werden mußten, zu Samuel Ulfsson hätte gehen sollen, wäre das kein großes Problem gewesen.
    Erstens hätte er vorgeschlagen, mit größeren Konferenzen bis zum nächsten Tag zu warten, da er diesem Zeitplan aus rein privaten Gründen den Vorzug gebe. Überdies habe man schon so viel Zeit verloren, daß zwölf Stunden mehr oder weniger ohnehin keine Rolle mehr spielten.
    Zweitens hätte er vorgeschlagen, mit den Polizeibehörden in Murmansk Verbindung aufzunehmen. Ferner hätte er vorgeschlagen, mit Rune Jansson hinzufahren, um gemeinsam mit der russischen Polizei die rückwärtige Front aufzurollen. Dort irgendwo in Murmansk war der Hintergrund der ganzen Geschichte zu finden.
    Drittens hätte er vorgeschlagen, möglichst schnell Verbindung mit den amerikanischen Behörden aufzunehmen. Das ließ sich am schnellsten und am praktischsten erreichen, wenn man die üblichen nachrichtendienstlichen Kanäle benutzte, ohne Politiker und Beamte hineinzuziehen.
    Viertens hätte er vorgeschlagen, sofort Verbindung mit dem russischen oder vielleicht noch sowjetischen Nachrichtendienst aufzunehmen. Der richtige Kontaktmann war Generalleutnant Jurij Tschiwartschew.
    Keiner dieser Vorschläge wäre sonderlich problematisch gewesen, wenn Samuel Ulfsson zu ihnen hätte Stellung nehmen sollen. Der Grund war einfach. Es waren, wie man es auch drehte und wendete, die besten Vorschläge und im Grunde die einzig denkbaren.
    Carl sah auf die Uhr, nahm sein Memorandum an sich und begann seinen

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