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Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse

Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse

Titel: Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lonnie Barbach , Linda Levine
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Situation hervorbringt, kann einen völlig unfähig machen, eine Lösung
herbeizuführen.
    Die Zusammenstellung dieses
Kapitels bereitete uns außerordentliche Schwierigkeiten, sowohl wegen der Fülle
des vorhandenen Materials als auch von der Herkunft der vielfältigen Probleme,
die hier zu besprechen waren. Infolgedessen haben wir uns entschieden, das
Material in folgender Reihenfolge darzustellen: Zunächst wird die Wirkung von
Arbeit und familiärem Streß auf die Sexualität betrachtet, danach folgen
Behinderungen oder Hemmungen bei der sexuellen Praxis (Oralsex, Nacktheit).
Weiter behandeln wir sexuelle Funktionsstörungen (Ausbleiben des Orgasmus,
fehlendes sexuelles Interesse, Erektionsprobleme, zu rasche Ejakulation). In
der zweiten Hälfte des Kapitels werden verschiedene medizinische Probleme
angesprochen sowie deren Folgen für das Geschlechtsleben. Dazu gehören Fragen
der Empfängnisverhütung, das Vorhandensein einer relativ kleinen Vagina sowie
Blaseninfektionen und schließlich ernsthaftere, medizinische Fragen.
     
     

Zu wenig Zeit
     
    Fast alle Frauen, die wir
interviewt haben, hatten Schwierigkeiten, neben der drängenden Vielfalt ihrer
Pflichten genügend Zeit zu finden, um ihr Geschlechtsleben in Ruhe genießen zu
können. Für Uns schien dieses Problem eigentlich mehr eine Frage unserer
Zivilisation als des sexuellen Geschehens zu sein. Feststeht aber, daß es in
jedem Fall die Entwicklung einer guten sexuellen Partnerschaft behindert.
    Infolge der Zeitzwänge in ihrem
Leben erkannten die Frauen zu ihrem Mißbehagen, daß auch der Sex zuvor
eingeplant werden muß. In der Ehe oder einer ständigen Lebensgemeinschaft, in
denen die Zeit Vorrang vor vielem hat, jeder der beiden Partner auch eine
Mehrzahl von Rollen zu erfüllen bereit sein muß, berichteten die Frauen
oftmals, daß der Sex bald schon am untersten Ende der Wertskala landete,
verdrängt von Arbeit, Mahlzeiten, der Sorge für die Kinder, den
Haushaltspflichten, die zunächst erfüllt werden mußten. So kam es zu
Geschlechtsbeziehungen nur dann, wenn alles andere für sie Zeit und Energie
übrigließ. Infolgedessen wurde der Sex oftmals ganz unterlassen oder nur selten
ausgeübt, weil einer oder auch beide Partner zu müde oder gedanklich zu weit
weg davon waren. Die Behinderung des Geschlechtslebens durch die Arbeit und den
Streß spielten in beinahe allen Interviews immer wieder eine wesentliche Rolle.
Anna, 28 Jahre alt und verheiratet, berichtete:
    »Wir pflegen mit der Tür ins
Haus zu fallen, weil wir so wenig Zeit dazu haben. Wir sind einfach müde, aber
wenn wir das enge Zusammensein des Liebemachens spüren möchten, dann machen wir
eben Liebe. Er will dann seinen Orgasmus haben, und ich masturbiere, solange er
noch in mir ist, denn ich will ja auch meinen Orgasmus. Und das ist dann schon
alles. Viel Vorspiel oder Zärtlichkeit ist da nicht drin. Das ist schrecklich
wenig, vor allem, wenn — unsere Tage sehr hektisch waren .«
    Viele Menschen haben ernsthafte
Schwierigkeiten, sich damit abzufinden, daß sie auch Zeit für ihr Geschlechtsleben
in ihre Planung einbeziehen müssen, weil sie immer noch mit der Annahme leben,
Sex müsse etwas ganz Spontanes sein. Jede andere Form von Aktivitäten darf
geplant werden, nur der Sex nicht. Sie tendieren zu der Annahme, daß es während
der Zeit des Kennenlernens immer ganz natürlich zum Geschlechtsverkehr gekommen
sei. Erst wenn sie sich dann zum Zusammenleben entschlossen oder geheiratet
hatten, begann die Zeit für das Geschlechtsleben zu einem Problem zu werden.
Dem steht die Tatsache gegenüber, daß der Sex in Wirklichkeit nie so ganz
spontan passierte. Während der Zeit des noch freien Ineinanderverliebtseins
wurden durchaus, bewußt oder unbewußt, bestimmte Zeiten für den Sex eingeplant
und auch gewisse Vorbereitungen getroffen, damit die Zeit des Zusammenseins
besonders gut werde. Die Zeit wurde so geplant, daß keine äußeren Störungen zu
befürchten waren, die Unterwäsche wurde sorgfältig ausgewählt, daß sie im Falle
abendlichen Geschlechtsverkehres gut passen würde, man duschte und parfümierte
sich, legte Spirale oder andere Verhütungsmittel bereit und putzte zuweilen
auch noch das ganze Haus. Hat aber ein Paar erst einmal beschlossen, seine
Beziehungen zueinander auf Dauer abzustellen, sie enger zu gestalten, werden
solche Vorbereitungen häufig unterlassen.
    Immerhin konnten wir
feststellen, daß Frauen, die früher viel Energie zur Vorbereitung und

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