Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse
Gesicht
hinein gesagt. Es kam sozusagen wortlos aus der mich umgebenden
gesellschaftlichen Atmosphäre. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß
irgendein Mensch mich zum Ziel seiner Wünsche machen, mich anziehend finden
könnte. Als ich in der höheren Schule war und begann, sexuelle
Erregungszustände zu bekommen, vertrat ich den Standpunkt, daß ich nicht dazu
bestimmt sei, solche Gefühle zu haben. Ich sah zwar, daß Gleichaltrige auch
solche Zustände hatten, und das empfand ich als in Ordnung, nur für mich durfte
es sie nicht geben, denn ich war anders als andere.
Was mir am meisten geholfen
hat, war die Trennung von meinem Elternhaus und ein größeres Maß an
Selbständigkeit. Daheim hatte ich nicht die Möglichkeit zu soviel
Abgeschlossenheit, daß ich dort hätte masturbieren können. Es bedeutete für
mich den Wendepunkt, als ich eine eigene Wohnung bekam und damit fertig zu
werden hatte, mit mir allein zu sein. Auch lernte ich eine Frau kennen, mit der
ich mich eng befreundete. Neue Freunde zu gewinnen und auf eigenen Füßen zu
stehen, das war das, was meine Selbsteinschätzung erhöhte und mir half,
positive soziale Beziehungen zu gewinnen. Und das wiederum half mir dann, auch
sexuelle Begegnungen herbeizuführen und zu wirklichen Partnerschaften zu
entwickeln .«
Wenn eine behinderte Frau
energisch genug ist, gegen die gesellschaftlichen Vorurteile anzugehen und sich
selbst nach Sexualpartnern umzuschauen, findet sie natürlich nur ein ziemlich
begrenztes Feld von Interessenten vor. 1st sie an den Rollstuhl gefesselt, ist
Beweglichkeit für sie ein Problem, und der Weg vom Rollstuhl auf eine Couch
oder ein Bett kann sehr störend wirken. Ist sie dann erst im Bett, kann auch da
ihre Beweglichkeit nur begrenzten Umfang haben, was von Schwierigkeiten mit
gewissen Stellungen oder beim Wechsel von einer Stellung zur anderen herrühren
kann. Lorraine teilte uns mit, wie sie mit derlei Problemen fertig wird:
»Meine Hüfte ist ziemlich
steif. Das Gelenk ist inzwischen abgenutzt, und das bedeutet, daß mir gewisse
Sexpositionen Schmerzen bereiten. Meine Behinderung hat auch für das Spreizen
meiner Beine Grenzen gesetzt. Nicht nur das Einnehmen entsprechender
Sexstellungen, sondern auch die Bewegung auf schmalem Raum ist für mich
schmerzhaft.
Wenn man mit so vielen Dingen
gleichzeitig beschäftigt ist, wie der Versuch des Sichbewegens beim
Geschlechtsverkehr, wobei man gleichzeitig noch den Partner stimulieren möchte,
kann es vorkommen, daß der Partner dabei seine Erektion verliert. Dann müssen
sich beide gemeinsam bemühen, wieder in die richtige sexuelle Erregung zu
kommen. Das ist mehr als jemandem zu verzeihen und zu lachen, um sich wieder
wohlzufühlen und sich zu entspannen. Es ist mir schon passiert, daß ich einem
Partner mit dem Ellbogen ins Auge gestoßen habe, weil ich zu jeder Lageveränderung
die Arme zu Hilfe nehmen muß. Meine Beine können kein Gewicht tragen, deshalb
sind meine Bewegungen ziemlich ungeschickt. Ich habe zwar ein ausreichendes
Selbstbewußtsein aber bei weitem nicht mehr so ausgeprägt wie früher. Wenn ich
mit einem Mann zusammen bin, für den das Aussehen wichtig ist, kann ich zwar
mein eigenes Erscheinungsbild zur Kenntnis nehmen, aber ich bin heute an dem
Punkt angelangt, an dem mir bewußt ist, daß das sein Problem ist und nicht
meines. Man hat ihnen ein sehr enges Bild von dem eingeprägt, was Schönheit
ist, während ich gelernt habe, weit darüber hinauszugehen. Zuweilen mag es mich
zwar noch überkommen, daß ich denke: >Himmel, ich möchte doch gern so oder
so aussehen .< In der Regel fühle ich mich aber als
eine sehr anziehende Frau. Nur wenn ich mich eingeengt fühle, wünsche ich mir,
eine Athletin oder wunderschön zu sein, aber wenn ich nicht gerade das Gefühl
habe, ein Bleiklotz zu sein, mache ich mich in keiner Weise mehr mit solchen
Gefühlen verrückt .«
Lydia, eine 21 Jahre alte
Studentin, die mit Kommilitoninnen das Zimmer teilt und allein steht, erläutert
die Faktoren, deren sie bedarf, um ein gutes sexuelles Erlebnis zu haben:
»Ich habe eine
Rückenmarkverletzung vom Quadriplex her als Folge eines Tauchunfalls, bei dem
ich vierzehn Jahre alt war. Durch meine Behinderung kann ich mich nicht frei
bewegen und muß sehr vorsichtig sein in bezug auf die Sexpositionen, die ich
brauche und die mir Freude bereiten. Daher muß ich immer um diese bitten. Mein
Partner darf sich nur in ganz bestimmter Weise bewegen oder mich nur so
hinlegen,
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