Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse
untersuchen
ließ, weil ich mir Sorgen machte. Er führte eine Reihe verschieden großer
Spiegel ein, sagte mir aber, alles sei völlig normal. Meine Vagina sei eng und
das sei gut, und er könne absolut keine Anzeichen feststellen, die einen
Schmerz begründen könnten. Und das half mir. Ich kam mir wirklich vor, als ob
ich verletzt sei. Was mir wieder Sicherheit gewährte, waren die Untersuchung
und der körperliche Befund, daß meine Vagina völlig in Ordnung sei. Aber da ich
so eng war, mußten wir für längere Zeit neue Sexstellungen einnehmen.
Positionen, bei denen die Vagina nicht zu sehr gedehnt wurde und dadurch zu
schmerzen begann. Auf der Seite zu liegen, was früher für mich nie gut gewesen
war, erwies sich nun als hilfreich. Eine andere gute Stellung war die, wenn wir
beide auf der Seite lagen und uns dabei anschauten. Die Rückenstellung, bei der
ich auf dem Bauch liege und er mich von hinten nimmt, bereitete große
Schmerzen. Wir probierten alle möglichen Stellungen aus und versuchten, was am
besten ging. Dabei mußte ich absolut ehrlich zu ihm sein, denn die Scheidelinie
zwischen Genuß und Schmerz ist hauchdünn. Zuweilen, wenn ich auf hohen Touren
war, wollte ich lieber noch weiter machen und mehr Sex haben, obwohl es mir
Schmerzen bereitete. Im allgemeinen wollte ich aber
lieber Sex ohne Schmerzen genießen, und mein Mann erwies sich dabei als
außerordentlich verständnisvoll. Natürlich haben wir uns immer wieder etwas
Neues einfallen lassen, um uns gegenseitig Freude zu machen, ohne daß wir
direkten Geschlechtsverkehr hatten, und das genießen wir auch heute noch in
vollen Zügen .«
Eine Brustamputation hat in
vielfältiger Weise auf das Gefühlsleben und das sexuelle Selbstbewußtsein bei
einer Frau sehr viel ernsthaftere Auswirkungen als die Totaloperation. Eine
Frau, der eine Brust entfernt werden mußte, fühlt sich zwangsläufig sehr viel
stärker entstellt, als das bei einer Totaloperation der Fall ist, deren Folgen
ja weit weniger sichtbar werden. Es bedarf häufig einer erheblichen Zeit, ehe
die Frau sich mit der äußeren Veränderung des Körpers abgefunden hat. Zeit und
ein liebevoller Partner erschienen als die zwei wesentlichsten Faktoren für die
Frauen, mit ihren Gefühlen nach der Operation fertig zu werden. Bernice, 67
Jahre alt und seit 42 Jahren verheiratet, berichtete uns dazu:
»Ich hatte vor fünfzehn Jahren
eine Mastektomie. Vor diesem Zeitpunkt waren mein Mann und ich sexuell sehr
frei miteinander. So schlief ich zum Beispiel niemals mit einem Nachthemd.
Danach aber hatte ich das Empfinden, daß mein Körper nun nicht mehr attraktiv
sei. Ich hatte einfach den Wunsch, die Tatsache zu verstecken, daß ich nur noch
eine Brust hatte. Also zog ich jetzt plötzlich nachts Schlafanzüge an und trug
sie etwa die nächsten zwei oder drei Jahre lang in jeder Nacht. Auf meinen Mann
wirkte das wie eine Zurückweisung. Er war wirklich besorgt um mich und fragte wohl auch einmal: >Was
ist denn los ?< In dieser ganzen Situation war er
einfach wunderbar. Nie hat er mich in irgendeiner Weise spüren lassen, daß er
mich nun für entstellt hielte. Für ihn spielte das offensichtlich überhaupt
keine Rolle. Nur ich hatte solche negativen Gefühle. Immerhin war ich in der
Lage, mit meinem Mann über die Brustamputation, über meine Ängste und Sorgen zu
sprechen. Natürlich in der üblichen Form: >Warum mußte das ausgerechnet mich
treffen? Weshalb mußte ich gerade Krebs bekommen ?< Es hat Jahre gedauert, bis ich die abschreckende Tatsache verdaut hatte. Aber
mit der Zeit und der Hilfe meines Mannes fühlte ich mich langsam besser. Heute
kann ich sogar darüber lachen. Nach alldem bin ich so hart wie ein Spielbrett —
ob Cäsar, Totaloperation oder Brustamputation, mich bringt nichts mehr aus der
Ruhe .«
Die 72jährige Glenn beschrieb uns,
wie sie mit den physischen und psychischen Auswirkungen ihrer beiderseitigen
Brustampution so fertig geworden sei, daß diese ihr Sexualleben nicht
beeinträchtigt hätten:
»Ich entdeckte bei mir den
ersten Brustkrebs, als ich knapp 50 Jahre alt war. Fünf Jahre später mußte mir
auch die zweite Brust entfernt werden. Damit bin ich damals nur schwer fertig
geworden, denn zu damaliger Zeit war diese Operation noch eine sehr, sehr
entstellende Angelegenheit. Ich hatte scheußliche Narben, und zwar nicht nur
vorn, sondern auch unter den Armen, weil auch dort Muskeln und Lymphdrüsen
entfernt worden waren, wodurch die Oberarme schlaff wurden, der
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