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Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse

Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse

Titel: Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lonnie Barbach , Linda Levine
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Badezimmer zu marschieren und ebenso, wenn ich mitten in der
Nacht wach werde und erneuten sexuellen Kontakt wünsche. Ich kann niemals für
acht, nicht einmal für sechs Stunden weggehen, ohne den Sack zu leeren.
    Ein anderes planerisches
Problem ist jenes, daß die Ileostomie die Möglichkeiten für mich verändert hat,
mit anderen Menschen sexuell zu verkehren. Seither kann ich einfach nicht mehr
spontan mit jemandem ins Bett gehen. Ich muß mit ihm erst ein ernsthaftes
Gespräch führen. So ein schneller kleiner Fick oder ähnliche Scherze sind für
mich nicht mehr möglich. Irgendwann zu einem sehr frühen Zeitpunkt habe ich
mich entschlossen, mit niemandem mehr ins Bett zu gehen, wenn ich ihm gerade
zuvor erst erzählt habe, daß ich einen künstlichen Darmausgang habe, um mich so
vor Enttäuschungen zu schützen. Ich wollte ihnen erst alles erzählen und sie
dann erneut wiedersehen, ehe ich mit ihnen Geschlechtsverkehr haben wollte. Auf
diesem Wege hoffte ich sicher zu sein, daß sich nicht irgendeiner von der
Leidenschaft des Augenblicks hinreißen ließe, um dann von dem Anblick
zurückgeschreckt zu werden. Mir schien es besser, ihnen Zeit zu geben, um
darüber nachzudenken und ihre eigene Einstellung dazu zu finden, ehe ich mich
selbst einer verletzenden Situation aussetzte. Eines der Probleme bei dieser
Art der Annäherung ist das, daß viele Leute, denen ich mit der Information über
meine Krankheit entgegentrat, sich scheuen, mir klar zu sagen, daß sie sich
davor ekeln. Schließlich bin ich zu dem Punkt gelangt, an dem ich eventuellen
Partnern vorher nicht nur davon erzähle, sondern ihnen auch die Sache direkt
zeige, ehe wir zusammen ins Bett gehen. Ich beschreibe ihnen auch ganz klar und
eher mit ein wenig Übertreibung einige der für mich daraus entstehenden
Probleme, wie sie auch während des Geschlechtsaktes auftreten können, etwa daß
der Sack sich öffnen kann. Das war für mich vor allem in der Zeit wichtig, in
der ich meine eigene Sexualität erneut erforschte und es dringend nötig hatte,
mich freier zu fühlen. Die Ileostomie machte alle Dinge sehr ernst, und das war
natürlich schwierig .«
    Einige durch Krankheit
hervorgerufene Veränderungen im Körper, zu denen die multiple Sklerose gehört,
führen oft zu einer verminderten Fähigkeit, einen Orgasmus zu erleben. Zuweilen
kann ein Vibrator in einer solchen Situation hilfreich sein, aber vielleicht
ist es noch viel wichtiger, einen Wechsel der eigenen inneren Einstellung zum
Sex herbeizuführen.
    Jill, die seit sechzehn Jahren
an den Rollstuhl infolge einer multiplen Sklerose gefesselt war, beschrieb uns
den Weg, auf dem sie für sich den Sex wieder wünschenswert und erfreulich
werden ließ:
    »Manchmal dauert es länger, bis
ich komme, und ich brauche mehr Stimulierung. Es kann aber auch sein, daß ich
unter gar keinen Umständen zum Orgasmus kommen kann. Aber ich habe es gern,
sehr viel zu küssen. Ich versuche immer daran zu denken, daß der Genuß beim
Liebemachen nicht von mir allein, sondern auch von meinem Partner kommt. Ich
versuche auch, alles was ich tue, selbst zu genießen, indem ich mich auf die
Gegenden meines Körpers konzentriere, die noch ausreichend sensitiv sind. Im allgemeinen denken wir, daß nur die Genitalien erotisch sind
und bemühen uns deshalb, diese in erster Linie zu stimulieren. Gegenwärtig gibt
es an meinem Körper eine Reihe anderer Gegenden, die sehr ansprechbar sind und
mir immer erotischer zu werden scheinen, je mehr Aufmerksamkeit ihnen gewidmet
wird. Das Größte ist aber, daß
ich mir selbst keinen Orgasmus mehr Vorspiele. Mein Partner und ich genießen
es, uns gegenseitig zu liebender Genuß des Liebemachens als solchem ist das,
was bei uns zählt. Man muß nicht immer einen Orgasmus haben. Liebemachen ist
viel mehr als nur Orgasmus. Es ist der Genuß des Liebemachens, das
Beieinandersein, sich gegenseitig etwas geben, sich lieben und liebkosen. Schon allein die gegenseitige Berührung und das Schmusen sind
ganz einfach großartig .«
    Es erscheint uns absolut klar,
daß die Frauen alles Mögliche unternahmen, um Probleme zu lösen, die ihren
Genuß am Sex zu beeinträchtigen schienen. Sie scheuten auch vor den denkbar
größten Umständen keineswegs zurück, um zum Ziel zu gelangen, wenn sie
ausreichend motiviert waren. Da unsere Befragungen von Frauen mit ernsthaften
körperlichen Problemen recht begrenzt waren, konnten wir hier nur einen kleinen
Ausschnitt möglicher Lösungen anbieten. Unsere

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