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Der eiserne Gustav

Der eiserne Gustav

Titel: Der eiserne Gustav Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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…«
    »Ick tu, wat ick kann, Herr Jrundeis. Valassen Se sich bloß uff mir …«
    Den Gäulen zwar nicht, aber beiden Fahrern wird ein Glas Champagner gereicht. Sie winken sich zu, von Bock zu Bock geben sie sich noch einmal die Hand. Grasmus beschnuppert neugierig seinen Gegner. Ach nein, nicht so neugierig wie gefräßig. Er will dem Schimmel die Girlande abfressen. Der Schimmel legt die Ohren nach hinten und zeigt drohend seine langen gelben Zähne …
    Brausender Jubel.
    Der Startschuß ertönt. »Na, denn man los, Grasmus!« sagt Hackendahl und hält die Zügel stramm, damit der Braune nicht gleich zu sehr losgeht …
    Der andere hat auch, eingedenk seines Ehrenwortes, den Schimmel zurückgehalten. Achtsam das Auge auf den anderen, um ihm nicht voranzukommen, aber auch nicht hintennach zu bleiben, beginnen sie das Rennen – im langsamsten Schritt!
    Gelächter, Rufe … Anfeuerungen …
    Ick trau ihm nich, sagt Hackendahl zu sich, immer das Auge auf den anderen gerichtet. Nachher legt er los, und ick bin zweiter Sieger! Immer langsam voran …
    Der Feind denkt nicht anders, es wird eine Langsamkonkurrenz …
    Rufe … Geschrei …
    »Nu aber los! Schiebung!«
    Grundeis taucht, rot im Gesicht, neben der Droschke auf: »Los, Hackendahl, Sie müssen doch fahren! Fahren, Mensch!!«
    »Ick trau mir nich. Wenn Grasmus erst läuft …«
    »Trab, nur Trab, Hackendahl, ich beschwöre Sie …«
    »Da jeht er hin!«
    Ein erzürnter Student, von Nationalstolz fiebernd, hat dem Schimmel seine Mütze gegen die Augen geschleudert. Der Schimmel hat einen überraschenden Satz getan und jagt los, in voller Karriere …
    »Schuft!« schreit Hackendahl. »Betrüger!«
    Jetzt bekommt Grasmus die Peitsche zu spüren. Aufrecht steht Hackendahl. »So haben wir wiederum nicht gewettet. Besiegen lassen wir Deutsche uns noch lange nicht von euch! Los, Grasmus!«
    Schlag auf Schlag, hier wie dort! Vergessen sind alle Ehrenwörter. Die Kutscher treiben, die Menschen treiben. Grundeis schreit: »Los, Hackendahl! Deutschland voran!«
    Und sein Kontrahent, der Vertragspartner mit dem Ehrenwort, schreit ihm wütend ins Gesicht: »Vive la France, en avant la France!«
    »Deutschland!«
    »Frankreich!«
    »Los!«
    »Schneller doch, Hackendahl, Mensch! Gib ihm!«
    Wie die alten Droschken rütteln und schütteln, wie sie wacker dahinbrausen! Die Pferde springen im Geschirr, die Peitschen schwingend, stehen die Kutscher aufrecht, der Braune holt auf, der Schimmel bleibt zurück …
    »Siehste woll, du wortbrüchijet Aas!« schreit Hackendahl zornig.
    Er ist jetzt auf der Höhe des anderen, nahe ist das Ziel … Der Schimmel will nicht mehr, der Braune wird es schaffen, Deutschland macht das Rennen …!
    Und ein Krachen!
    Die beiden Kutscher, die nur füreinander Augen hatten,nicht für den Weg, sind mit ihren Wagen zusammengefahren. Rad hängt im Rade, die Kutscher wanken, wollen fallen, einer greift um Halt nach dem anderen …
    Und so gehen sie durchs Ziel, eng sich umschlungen haltend, gleichzeitig, getreu dem gegebenen Worte!

14

    Es ist Herbst geworden, als Gustav Hackendahl sich wieder seiner Heimatstadt nähert. Sein rotgelber Bart wurde grau, der bei der Abfahrt weiße Zylinder ist von Namenszügen und Stempeln völlig bedeckt, schmutzigschwarz ist er.
    Kaum wiederzuerkennen ist der ganze Mann, der junge Grundeis geht staunend um ihn herum. »Mensch, Justav, wat haste dir verändert! Ordentlich mager sind Sie geworden!«
    »Zweiundzwanzig Pfund ha’ick abjenommen. Mutter wird uff mir schimpfen. Mutter war immer jejen die Fahrt!«
    »Aber wieso denn? Am Essen kann’s doch nicht gefehlt haben, Hackendahl! Sie sind doch überall wie ein Fürst empfangen!«
    »Ach, Essen! Aber die ewigen Leute! Jott, Herr Jrundeis ick kann Ihnen jar nich sagen, wie leid mir de Leute sind. Ick kann se jar nich mehr sehen, ick bin schon immer hintenrum jefahren, wo’t irjend jing. Immer Jubel und immer eiserner Justav … Und wat is schließlich mit einem los? Jar nischt is mit einem los! Bruch is et!«
    »Na, erlauben Sie mal, Hackendahl!«
    Grundeis wird eifrig, der Berliner Empfang, die Krönung der Fahrt, scheint bedroht. So müde ist der alte Mann, so mißvergnügt, so verbraucht!
    Er redet ihm gut zu. Er sei eben reisemüde, das sei ja zu verstehen. Aber er habe doch immerhin etwas geleistet, er solle nur in die Zeitung schauen. Ganz Berlin freue sich auf seinen Empfang.
    »Jott, die Balina, die wollen ooch imma wat Neuet sehen. Wenn Se denen ’nen

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