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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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dieser Tür?«, fragte Zinken. »Wie sollen wir sie aufbekommen?«
    Grimm knurrte tief in der Kehle wie ein Raubtier. Dann sagte er: »Wir brauchen etwas, das als Rammbock dienen kann.« Er schob die brennenden Teppiche vor die Tür. »Und noch mehr Teppiche!«, brüllte er Zinken nach. »Und Pech!«
    Die Räuber rannten mit einer langen Bank gegen die Tür an, während sich die Flammen in die Eichenbohlen fraßen. Sie husteten trotz der Tücher vor Mund und Nase, ihre Augen tränten, und sie lösten sich immer rascher ab. Oben brannten die Gemächer mit Knarren und Ächzen, Balken barsten, und Fußböden stürzten ein. Das Haus schien zu platzen; es war, als wollten sich seine wahren Ausmaße Bahn brechen. »Wollt ihr etwa aufgeben, ihr Schlappschwänze?«, schrie Grimm die erschöpften, keuchenden Räuber an. »Weitermachen!« Er ließ die Bank gegen die Tür donnern. »Barbera! Du wirst büßen! Die weisen Weiber werden bluten!« Da erreichte das Feuer die Scharniere; die Tür stöhnte wie ein gequältes Tier und sackte aus der Zarge. »Zieht sie raus«, brüllte Grimm, der die qualmenden Teppiche wegschob. Sofort sprangen Räuber auf, zwängten Äxte durch den Spalt und zerrten mit aller Kraft. Als die Tür in den Gang rumpelte, ertönte hoch oben ein dumpfes, sausendes Geräusch – als hätte jemand eine gewaltige Fuhre Mehl oder Getreide abgeladen.
    »Das Dach ist eingestürzt«, schrie Zinken und kletterte über die Tür in das Gewölbe.
    Grimm folgte ihm auf dem Fuß, und auch die übrigen Räuber sputeten sich. Nachdem sie ihre tränenden Augen gerieben hatten, staunten sie nicht schlecht über den Anblick, der sich ihnen bot: Da standen Hunderte von Spinnrädern in Reih und Glied, aber bis auf ein halbes Dutzend toter Kultknechte war alles verwaist.
    »Gold!«, jubelten die Räuber. »Die verfluchte Tür war mit Gold versperrt.« Sie schnitten die Säcke auf und ließen die Münzen auf den Boden klirren. »Er hat nicht gelogen.«
    Grimm folgte dem Säulengang, der das Gewölbe umschloss, und entdeckte die Münze. Beim Eintreten sah er die im Gold gefangenen weisen Weiber. Ihre Gewänder hingen in Fetzen, sie wankten und stöhnten. Teils waren sie nicht mehr bei sich, teils brabbelten sie vor sich hin oder weinten haltlos. Grimm betrachtete die Apparate zum Stanzen und Prägen, dann fiel sein Blick auf den in der Wand verkeilten Tiegel. Er grinste unter dem Helm – hier hatte jemand ganze Arbeit geleistet.
    »Na, Mütterchen?«, fragte er und drückte dem ältesten Weib die Schwertspitze in den Hals. »Was macht die Liebe?«
    Das Weib verwandelte sich wie auf Kommando in eine Hexe. Das geschah so überraschend, dass sogar Grimm erschrak. Er wich zurück, während die geifernde, mit Amuletten behängte Alte ihre Krallen nach ihm auswarf. Drei Herzschläge später war sie wieder sie selbst und schwankte hin und her wie ein Gras im Wind.
    »Ihr gleicht eurem Haus«, sagte Grimm, »außen unscheinbar und innen voller Geheimnisse. Aber das Haus bricht über euch zusammen, und mir scheint, dass ihr es auch nicht mehr lange macht, wie?«
    Die Weiber schlugen die Augen auf und starrten ihn an. »Das ist Grimm«, flüsterte eine.
    »Grimm, Grimm, Grimm«, wiederholten die anderen.
    »Hilf uns, Grimm«, jammerte eine, die aus Verzweiflung ihre Brust zerkratzt hatte. »Bitte.«
    »Bitte, bitte, bitte«, flehten die anderen im Chor.
    »Die Gefährten haben den Bart des Eisernen Königs«, rief eine. »Er muss hier auf der heiligen Schale verbrannt werden. Wenn unsere Feinde ihn bei Neumond in einem Bleikästchen verschließen und danach unter der Esche in mit Ochsenblut, Ebersaft und Ziegenmilch benetzter Erde begraben, wird das unseren Herrn und Meister so sehr schwächen, dass er wieder im ewigen Schlaf versinkt. Hilf uns.«
    »Hilf uns, hilf uns, hilf uns«, erklang das Echo.
    »Interessant«, erwiderte Grimm. »Hochinteressant. Ich werde euch natürlich helfen. Das ist Ehrensache. Ach – bevor ich es vergesse: Schöne Grüße von Barbera.«
    »Barbera, Barbera, Barbera«, murmelten die Weiber.
    »Wie … wie geht es ihr?«, fragte das älteste Weib, das kurz aus seiner Benommenheit erwachte.
    »Bestens«, antwortete Grimm. »Sie leckt Blaubarts Wunden. Aber sie hatte ja immer schon großen Appetit auf Blut.« Er lachte schallend. Dann ging er zur Tür der Münze und brüllte: »Zinken? Hier gibt es noch mehr Gold! Kommt her!«
    Kurz darauf kamen die schwerbepackten Räuber angetrabt.
    »Wer sind die

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