Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
Vom Netzwerk:
Hand. Was nur heißen kann, dass wir in die Hände spucken und handeln sollen.«
    Reineke Fuchs starrte sie pikiert an. »Man nimmt mich nicht ernst«, fauchte er. »Man macht sich über mich lustig. Ab jetzt sage ich gar nichts mehr.«
    »Dieser Fuchs ist doch klüger, als ich dachte«, brummte der Dachs.
    Hans starrte in die Flammen, obwohl ihm die Hitze Tränen in die Augen trieb: Das Feuer schien lebendig zu sein. Die Worte, die Maleen im Traum gesprochen hatte, wichen in seinem Geist zurück wie Wolken, die einen strahlend blauen Himmel zurückließen, und das Gespräch der anderen glich dem Flüstern des Windes im Laub. Nachdem Hans lange in die Flammen gestarrt hatte, rastete in seinem Inneren etwas ein – wie ein Schlüssel, der in das passende Schloss glitt. »Die Vögel«, murmelte er. »Ich brauche deine Vögel, Maleen.«
    Sneewitt drehte sich nach ihm um. »Wie bitte?«, fragte sie.
    »Mücke, Ameise, Maulwurf …«, flüsterte Hans. Er legte den Kopf in den Nacken, und die Nachtluft kühlte sein vom Feuer erhitztes Gesicht. »Kleinvieh macht auch Mist …«
    »Was redest du da?«, wollte Sneewitt wissen.
    Die Muhme beugte sich vor und sah ihn fragend an.
    Hans schwang den Kopf aus dem Nacken und ließ ihn auf die Brust fallen. »Verlasst Rottland«, befahl er mit einer Entschiedenheit, die ihn selbst erstaunte. »Der Eiserne König setzt bald seine Streitmacht in Marsch. Weicht ihr aus. Reitet kleine Attacken, zieht euch wieder zurück. Reizt und ärgert ihn, bis er vor Wut alles auf eine Karte setzt. Wir müssen den Ort der Schlacht selbst bestimmen. Ich hole währenddessen Hilfe.« Er horchte in sich hinein – seine Worte standen im Einklang mit dem, was er fühlte; sie waren echt, sie waren richtig.
    »Woher nimmst du diese Gewissheit?«, fragte Sanne.
    »Ach, weißt du«, sagte der Reineke Fuchs. »Wenn man zwei Tage am Grab seiner Schwester gehockt hat, kommt man auf die absonderlichsten Ideen.«
    Die Muhme verengte die Augen und biss auf ihre Pfeife. Sie sah zu den Gografen, die eher verblüfft als verärgert wirkten.
    »
Wir
erteilen hier die Befehle«, sagte Helmdag. »Was maßt du dir an?«
    Sein Zwillingsbruder legte ihm eine Hand auf den Arm. »Er hat recht. Wir sind immer noch zu schwach für eine offene Schlacht. Eine Hinhaltetaktik in Verbindung mit raschen Attacken ist keine üble Idee. Aber«, fragte er Hans, »wer soll helfen? Weder Tiere noch Ragnarökk stehen uns bei, und was mit dem Bart des Eisernen Königs zu tun ist, wissen wir auch nicht.«
    »Gebt mir mein Pferd«, bat Hans und kam auf die Beine. »Ich breche sofort auf. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    »Ich begleite dich«, sagte Sneewitt.
    »Ich auch!«, rief Rumpenstünz.
    »Nein. Ich muss allein reiten«, erwiderte Hans. Aber als er zu den Ställen gehen wollte, taumelte er. »Oh …«, murmelte er und sank wieder zu Boden.
    »Du brauchst Schlaf und etwas zu essen«, sagte die Muhme. Und an die Gografen gewandt, fügte sie hinzu: »Ich bin sicher, dass er weiß, was er tut. Er wird von einer inneren Stimme geführt.«
    »Ich kenne das«, brummte Harlung. »Wenn ich im Greting am Feuer sitze, tritt alles, was mir durch den Kopf geht, nach einer Weile zurück – wie aufgewühlter Schmutz, der in einer Pfütze auf den Grund sinkt. Ringsumher und in mir selbst wird alles still. Dann spricht die Stimme des Inneren. Und sie spricht meist wahr.«
    Die Flammen loderten auf, als würden sie zustimmen.
     
    Im Osten glomm das erste Licht am Horizont, als Grimm sein Ross nach einem nächtlichen Gewaltritt auf einem Hügel zügelte. Er wurde nicht verfolgt. Man hatte ihm nicht einmal die Wilde Jagd hinterhergeschickt. Man schien ihm so wenig Bedeutung beizumessen, dass man ihn laufen ließ, obwohl er Blaubart einen Bratspieß in den Rücken gerammt hatte. Welch ein Hohn! Welch eine Demütigung! Grimm tätschelte den Hals des schweißnassen Rappen. »Hooh«, sagte er mit mühsam unterdrückter Wut. »Wir rasten jetzt, mein Alter.« Unter ihm lagen die nebeligen Auwälder der Usse. Dort hatte alles begonnen. Dort hatten sie das Mädchen mit den grünen Augen aufgegriffen; dort waren seine Männer in ihrem Feuer umgekommen; dort war er brennend in den Fluss gerannt, um von Barbera wieder zum Leben erweckt zu werden. Aber wozu? Nur um benutzt und erniedrigt zu werden? Seine roten Augen loderten im Sehschlitz des Helms. Er zog an der Brünne, als müsste er um Atem ringen, und führte das müde Ross am Zügel den Hügel

Weitere Kostenlose Bücher