Der Eiserne König
ihnen reitender Räuber. »Sie haben Zauberkräfte, und sie werden von Kultknechten beschützt. Das wird nicht einfach.«
»Das wird kinderleicht«, sagte Grimm, der sich ins Fäustchen lachte. »Glaubt mir.«
Regen setzte ein, als sie auf den Wolkenberg ritten. Beim Anblick der Stelen mit den Bildern der Wilden Jagd erschraken die Räuber. Grimm saß ab und stieß eine Stele um, setzte einen Panzerschuh darauf, als wäre sie ein erlegtes Wild, und rief: »Habt ihr Angst vor Bildern? Dort oben …« – er wies auf das Haus – »… wartet Gold auf euch. Viel Gold!« Er saß auf und ritt durch den immer heftiger werdenden Regen, gefolgt von den zögernden Räubern.
Beim Erreichen der Hügelkuppe schüttete es wie aus Kübeln, der Himmel war schwarz. Grimm pochte gegen die Tür des Häuschens. Das Wasser strömte nur so von den Traufen, und man konnte keine zehn Ellen weit sehen.
»Wir sind klitschnass«, klagte ein Räuber.
»Das gefällt mir nicht«, brummte ein anderer. »Wir befinden uns hier auf verzaubertem Grund.«
»Lasst uns umkehren«, rief ein dritter.
Endlich wurde die Tür einen Spalt geöffnet, und ein haariges Geschöpf äugte in den strömenden Regen. »Was wollt ihr?«, schniefte es. »Unsere Herrinnen sind … unpässlich.«
»Dann wünsche ich rasche Genesung«, erwiderte Grimm und verneigte sich höflich. Im nächsten Moment trat er die Tür so krachend auf, dass das Geschöpf zurückgeschleudert wurde, und stürmte in das Haus. Als er wieder zum Vorschein kam, troff sein Schwert von Blut. »Kommt«, befahl er. »Jetzt holen wir uns das Gold.«
Die Räuber sahen sich staunend in der weiten Eingangshalle um, während das Wasser von ihren Hüten tropfte. Einige schlugen Abwehrzauber, einer pustete auf seine Hasenpfote, und Zinken flüsterte: »Meinst du wirklich, dass es hier mit rechten Dingen zugeht?«
Grimm sprang die Treppe hinauf. Seine Panzerschuhe hallten in den Fluren. Er würde Barberas Heimstatt plündern und in Schutt und Asche legen! Nichts sollte mehr an sie und die übrigen weisen Weiber erinnern. Im Gehen riss er Schränke und Truhen auf. Die meisten waren leer, aber in manchen schliefen haarige, männliche Geschöpfe wie jenes, das ihm die Tür geöffnet hatte. »Wer seid ihr?«, brüllte Grimm. »Die Bastarde der Weiber? Kobolde? Wechselbälger?« Sobald die Geschöpfe die großen, feuchten Augen und Mäuler öffneten, durchbohrte er sie mit dem Schwert und ging weiter.
Die Räuber konnten ihm kaum folgen, fassten beim Anblick der schwachen Gegner aber Mut. Sie durchkämmten die Säle und Gemächer und kehrten mit Armen voller Silber zurück.
»Lasst den Mist hier!«, brüllte Grimm, der sich in Blutrausch und Raserei steigerte. »Im Gewölbe wartet Gold auf uns!«
Nun schnappten auch die Räuber über. Sie verwüsteten und erschlugen alles, was ihren Weg kreuzte. Sie rissen Schränke um und zerhackten die Wandvertäfelung. Dann schleuderten sie die im Flur hängenden Lampen in die Gemächer, in denen Wandteppiche und Möbel zu brennen begannen. Grimm fand den Weg zum Gewölbe, als wäre es sein Zuhause – sein Hass schien ihn zu führen. Als er um die letzte Ecke lugte, sah er Kultknechte, die sich vor der mit Goldsäcken versperrten Tür versammelt hatten. Er drehte sich zu Zinken um und flüsterte: »Da sind Kultknechte. Ein gutes Dutzend. Holt Teppiche aus den Gemächern. Schnell!«
Sobald die Teppiche da waren, entzündete Grimm sie mit einer Fackel und schob sie in den zum Gewölbe führenden Gang. Die Kultknechte, die gegen die Tür anrannten, um ihre Herrinnen zu befreien, bemerkten das Feuer erst nach einer Weile. »Was ist da los?«, rief einer und rannte mit zwei Kameraden zum Brandherd. Im dichten Qualm wurden sie ohne viel Federlesens von den Räubern niedergemacht.
»Angriff!«, schrie Grimm. Er gab den Teppichen einen Stoß, und der brennende Haufen schlitterte über den Steinboden in Richtung Tür. Der Gang war sofort voller Qualm, und die Räuber stürmten brüllend los. Von Beutegier und Blutrausch beflügelt, wüteten sie erbarmungslos unter den Kultknechten, die nicht wussten, wie ihnen geschah, und deren Widerstand rasch gebrochen war. Während man die Erschlagenen aus dem Weg schaffte, untersuchte Grimm die Tür: Im Schloss steckte ein goldener Schlüssel; andere Riegel waren nicht zu sehen. Er rüttelte am Griff und hämmerte gegen das massive Holz, das trotz der Bemühungen der Kultknechte kaum eine Delle aufwies.
»Ist das Gold hinter
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