Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
Vom Netzwerk:
Klaps auf den Kopf.
    »Bringt den Pflock zum Unkengrund«, sagte die Muhme, die abwechselnd Tee trank und an der Pfeife zog. »Nehmt zwei Ersatzpferde mit, dann geht es schneller.«
    Sneewitt linste durch die vor das Gesicht gelegten Finger. »Und ihr?«, fragte sie.
    »Sanne will bei Maleen bleiben. Alwine ist zu jung, um in die Schlacht zu ziehen. Und ich bin zu alt«, sagte die Muhme.
    »Ich bin auch zu jung und zu alt!«, keckerte der Fuchs.
    Meister Grimbart verdrehte das eine Auge.
    Sneewitt sprang auf, um Rumpenstünz zu wecken. Als sie außer Hörweite war, sagte die Muhme zu Maleen: »Schau nach, was in der Mulde wächst. Wer weiß? Vielleicht haben Sneewitts Tränen Wunder gewirkt – denn Tränen wahrer und tief empfundener Trauer sind selten.«
    Bald darauf galoppierten Rumpenstünz und Sneewitt in den anbrechenden Tag. Beide führten ein Ersatzpferd am Zügel. Vor Sneewitt lag Meister Grimbart im Sattel, Rumpenstünz hatte sich den motzenden und meckernden Fuchs aufgeladen. Sie ritten, was das Zeug hielt, denn die Entscheidung stand kurz bevor.
     
    Ob die Unken in Zukunft noch rufen würden?, fragte sich Hans, der auf eine Salweide gestiegen war, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Die Schilfwälder waren großflächig verbrannt. Rauch schwelte in den Morgen. Dunst wölkte aus Sumpfteichen, waberte über der Fusel, kroch auf das Ufer, wo Verwundete im Halbschlaf stöhnten. Zwischen Fluss und Hügel standen nur noch Binsen, tote Pappeln und Erlen. Der Feind hatte freie Bahn. Hans zählte ein Dutzend Katapulte auf dem Hügel. Sie feuerten nicht mehr. Vielleicht glaubte Blaubart, seine Gegner demoralisiert zu haben.
    Aber das Heer der Gografen hatte sich nach dem nächtlichen Chaos gefangen. Die aus allen Teilen Pinafors zu den Fahnen geeilten Männer erfüllte eine grimmige Entschlossenheit, und sie lagen kampfbereit in ihren Stellungen längs der Fusel. Hans sah die Gografen, die in Begleitung ihrer Ritter von einer Verteidigungslinie zur nächsten eilten, mit Anführern sprachen, Männern auf die Schulter klopften und ihnen Mut zusprachen.
    Da zog ein Tumult auf dem Hügel seine Aufmerksamkeit auf sich. Ein Reiter bahnte sich einen Weg durch das Gewimmel der Krieger und Karontiden, strebte zu einem Zelt, über dem das Wappen mit Kreis, Quadrat und Dreieck wehte. Als sich das Pferd aufbäumte, zuckte Hans zusammen – es war ein Rappe, und der Reiter war Grimm. Dieser Verräter wechselte wieder die Seite! Hans bekam einen Schreck, als er an seine Gefährten im Greting dachte, und er stieg vom Baum, um den Gografen Bericht zu erstatten.
     
    Grimm ritt kaltblütig, ja regelrecht unverfroren in das Lager der Streitmacht. Er nickte den Wächtern kumpelhaft zu. Sie erkannten ihn zwar, waren aber so verdutzt, dass sie ihn nicht aufhielten. Er trabte durch die Reihen der Krieger, die sich für die Schlacht rüsteten, preschte dann auf den Hügel und lenkte den Rappen zum Zelt des Eisernen Königs, das von bis an die Zähne bewaffneten Karontiden bewacht wurde. Man trat ihm erst in den Weg, als er sein Ziel fast erreicht hatte. Er musterte die Kultknechte spöttisch, dachte daran, wie er im Haus der weisen Weiber ihre Kameraden erschlagen hatte.
    »Was grinst du, Bratröhrenfratze?«, blökte Blaubart, der vor sein Zelt getreten war. »Hier hast du mich durchbohrt«, schrie er und hämmerte gegen seine Brust. »Doch Barbera hat mich geheilt.«
    »Da ist mir leider die Hand ausgerutscht«, erwiderte Grimm. »Aber mal ganz ehrlich und von Mann zu Mann: Wollen wir uns wirklich wegen eines Weibsstücks streiten?«
    »Holt ihn von seinem hohen Ross und führt ihn vor unseren Herrn!«, befahl Blaubart den Kultknechten. »Da wird ihm das Lachen schon vergehen.«
    Grimm trat den Kultknecht weg, der nach ihm greifen wollte, und saß ab. Die Karontiden machten schwerfällig Platz, als er in das Zelt geführt wurde. Der Eiserne König saß auf einem hölzernen Thron, Barbera vor sich, die ihren Kopf in seinen Schoß gebettet hatte. Asseln und Spinnen wogten auf ihrem Körper wie ein lebendiges Kleid. Bei Grimms Anblick kniff sie die Lippen zusammen, verengte die Augen. »
Du
«, zischte sie.
    Grimm zuckte mit den Schultern, nahm den Helm ab, fuhr mit einer Hand über seinen kahlen Schädel. »Ja, ich«, sagte er und richtete seine Rubinaugen auf den Eisernen König, der Barberas Kopf mit einem Panzerhandschuh tätschelte.
    Der König erwiderte den Blick. Seine eisblaue Iris leuchtete vor Kraft und Kälte. Er

Weitere Kostenlose Bücher