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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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Raunen.
    Während Harlung die Köhler ermahnte, Ruhe zu bewahren, robbte Hans zu den Gografen, die mit einigen Rittern hinter einer dicken Salweide hockten.
    »Wieso gibt es keine gemütlichen Kriege?«, fragte Hilck von der Usse und rieb die Hände über einem eingebildeten Feuer. »Mit Wein, Weib und Gesang? Da würde man doch sofort in die Schlacht ziehen.« Er sah sich nach Hella um.
    Weiter vorn ertönten wieder Rasseln und Klatschen.
    »Irgendwann werden sie treffen«, prophezeite Helmdag.
    »Irgendwann gehen ihnen die Geschosse aus«, sagte einer der Ritter. »Im Unkengrund gibt es keine Felsbrocken.«
    Die anfangs rasch aufeinanderfolgenden Einschläge ließen tatsächlich immer länger auf sich warten. Dann wurden auf dem Hügel weithin hallende Kriegsgesänge und Spottlieder angestimmt.
    »Sie wollen uns zermürben«, sagte Hans, der seinen Mantel um die Rüstung schlang.
    »Mit diesem Gegröle?«, brummte Hilck. »Das klingt nach sternhagelvollen Jungmännern. Wenn ich da an Hammel vom Himmel denke –
der
konnte singen.«
    »Und kämpfen konnte er auch«, ergänzte Helmdag.
    »Oh, ja. Das war ein ganzer Kerl«, sagte Hans-mein-Igel, der Knappe.
    »Im Saufen war er allerdings auch nicht schlecht«, meinte ein Ritter.
    »Und erst die Frauen«, fügte ein anderer Ritter hinzu. »Die hat er der Reihe nach – na, ihr wisst schon …«
    »Hoho!«, lachte Hilck. »Hammel vom Himmel!«
    Der Einzige, der diesen Hammel nicht kannte, war Hans. Er wollte gerade fragen, als ein Geschoss durch das Astwerk der Weide fegte und in die Fusel klatschte. Es regnete Zweige, und ein Späher, der oben im Baum gesessen hatte, stürzte vor ihnen auf den Boden, wo er reglos liegenblieb. Er starrte ins Leere, Blut lief aus einem Mundwinkel.
    »Genickbruch«, stellte ein Ritter fest und schloss die Augen des Toten.
    Danach schwiegen alle. Der Feind grölte weiter, manchmal pfiff ein Geschoss über sie hinweg. Die Eulen segelten immer noch heulend über den Unkengrund.
    So verging die Nacht. Unruhig und schlaflos. In den frühen Morgenstunden wurde Alarm gegeben. »Feuerpfeile!«, brüllte ein Späher, der im Wipfel einer Esche saß.
    Im nächsten Moment schlug ein loderndes Geschoss ein und entfachte das Schilf. Mehrere Krieger sprangen auf, um die Flammen zu löschen. »Unten bleiben!«, brüllte ihr Anführer, aber auf dem Hügel spannten Karontiden schon ihre Bögen und ließen mit Widerhaken versehene Pfeile von der Sehne schnellen. Drei Männer wurden getroffen und meterweit zurückgeschleudert.
    »Trottel!«, schrie Hilck von der Usse, drückte sich den Helm auf den Kopf und griff nach Schild und Schwert. »Ich muss nach vorne.« Er rannte los, begleitet von drei Rittern, die ihm als Leibgarde dienten.
    Helmdag wollte ihm nach, blieb aber stehen, weil weitere Geschosse folgten. Die Flammen knatterten im Flug, die Pfeile schlugen mit dumpfem Wummern ein. Bald gab es vier oder fünf Brandherde. Der Nordwind schürte die Feuer, die den Nachthimmel über dem Unkengrund rötlich schimmern ließen. Die Schilfwälder, bisher eine hervorragende Deckung, brannten nicht nur lichterloh, sondern erwiesen sich als Falle. Viele Krieger sprangen auf und verrieten ihre Stellungen so dem Feind, der besser Ziel nehmen konnte. Das in mehreren Verteidigungsreihen gestaffelte Heer der Gografen geriet in Verwirrung. Schon bald gab es zahlreiche Tote. Verwundete schrien, Flammen fraßen sich knisternd durch das Schilf, von den Katapulten geschleuderte Felsbrocken klatschten in den Sumpf, auf dem Hügel erschallten weiter Kriegsgesänge und Spottlieder.
    Der Gefahr nicht achtend, lief Hilck von der Usse im Schein der Brände von einer Stellung zur nächsten. Versengte Blätter und Ascheflocken wirbelten durch die Luft, die Sicht wurde von Qualm getrübt, in den sich der Gestank verdunstenden Sumpfwassers mischte. Die von Harlung befehligten, an Feuer, Ruß und Rauch gewöhnten Köhler übernahmen in vorderster Front das Kommando, stauchten panische Krieger zusammen, brachten sie brüllend und mit blanker Waffe zur Besinnung. Dann zog sich das Heer zurück und schlug dabei mit den Schwertern eine breite Schneise ins Schilf, damit sich die prasselnden Flammen nicht weiter zur Fusel fraßen.
    »Ist kein Fleisch mehr in den Töpfen, kochen wir Suppe aus euren Köpfen!«, grölten die Kultknechte auf dem Hügel. Sie waren so zahlreich, dass sie das Knistern und Knattern des Feuers übertönten.
    Die Gografen standen zwischen den Verwundeten, die man

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