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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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Feindes tippen muss, damit der Kopf zu Boden purzelt.« Er ließ die Messerklinge über den Stein sirren. Funken sprühten. Dann reckte er ihn noch einmal. »Na?«, rief er. »Im Vergleich dazu sind die Teile, mit denen ihr eure Schwertarmklingen schärft, nur versteinerte Hoden von Ziegenböcken.« Er lachte schrill.
    Da strichen die Elstern von der Krüppeleiche ab. Sie sausten direkt auf Grimm zu und hackten im Flug mit den Schnäbeln nach ihm. Er schrie erschrocken auf. Eine Elster entriss ihm den Wetzstein und floh mit eiligen Flügelschlägen, gefolgt von ihren Artgenossen.
    »Mein Stein!«, brüllte Grimm. »Mein wunderbarer Wetzstein aus einem Vulkan des Südlands!« Er starrte seine leere Hand an. »Vögel …«, zischte er. »Vögel! Vögel! Vögel!« Er drehte sich nach der gefesselten Maleen um. »Die Hexe befiehlt den Vögeln. Gerbt ihr das Fell. Klopft sie weich.« Er stapfte zu einem Kultknecht und nahm dessen Wetzstein. Während er zornig sein Messer schärfte, droschen Knechte mit Gerten auf Maleens Rücken ein. Der Knebel erstickte ihre Schreie.
    Die Dame in Weiß sah von oben ungerührt zu.
     
    Meister Grimbart schnüffelte sich durchs Unterholz. Die Zeit drängte, und er wurde unruhig. Tief im Wald fand er endlich, was er suchte – eine frisch aufgewühlte Suhle. Er nahm die Witterung auf und folgte der Spur der Rotte bis zu einem Kessel, an dessen Rand Eichen ihre Wurzeln auswarfen, als wollten sie sich aus dem Erdreich befreien. Zwei Keiler, etliche Bachen und ein gutes Dutzend angehender Schweine lagen auf dem matschigen, laubigen Boden und grunzten im Halbschlaf. Ein Keiler mit schlammverkrusteter Schwarte, wuchtigem Wurf und mit Gewaff und Gewehren, die den tapfersten Jäger das Fürchten gelehrt hätten, drehte sich zum Dachs um, der am Rand des Kessels verharrte.
    »Nanu?«, fragte er schläfrig. »Meister Grimbart?«
    Der Dachs trabte zu ihm. »Sei gegrüßt, Schwarzborste«, sagte er. »Immer noch der alte Vielweiberer?«
    Der Keiler lachte heiser. »Man muss für Nachwuchs sorgen«, erwiderte er. »Was treibt dich hierher?«
    »Um offen zu sein …« Meister Grimbart räusperte sich. »Ich brauche … Nun, ich brauche dringend Hilfe, und wir beide waren doch Kampfgefährten. Weißt du noch?«
    »Oh, ja«, brummte Schwarzborste. »Die Schlacht gegen die Schwarzen Wölfe. Wenn du mir nicht den Rücken gedeckt hättest …«
    »Fang ja nicht wieder damit an, Männe«, grunzte die älteste Bache.
    »Ich weiß auch nicht, warum sie immer nostalgisch werden, wenn sie an diese Gemetzel denken«, sagte eine andere.
    »Erzähl uns noch einmal, wie du damals den Oberrudelführer der Schwarzen Wölfe besiegt hast!«, riefen die angehenden Schweine und wackelten mit dem Purzel. »Bitte, bitte!«
    Der Dachs stutzte. »
Du
willst damals den Oberrudelführer der Schwarzen Wölfe besiegt haben?«, fragte er.
    Schwarzborste hüstelte und zwinkerte ihm zu. »Ja, natürlich. Du warst doch
dabei
, oder?«
    »Ich … äh …« Meister Grimbart merkte, wie bewundernd die Jungschweine ihren Erzeuger anstarrten. »Ja, gewiss«, beeilte er sich zu sagen. »Euer Vater ist ein Held.«
    »Na, lassen wir das«, murmelte Schwarzborste. »Du brauchst also Hilfe. In welcher Angelegenheit? Und wann?«
    Der Dachs entschloss sich, mit der Tür ins Haus zu fallen. Er antwortete: »Jetzt gleich. Beim Wolfsfelsen soll ein Mädchen bei lebendigem Leib gehäutet werden.«
    »Klingt unappetitlich«, erwiderte der zweite Keiler, der auf den Namen Grauklaue hörte.
    »Was ist das für ein Mädchen?«, fragte Schwarzborste.
    »Die Zeit drängt«, sagte der Dachs, der seine Ungeduld nicht mehr bezähmen konnte. »Ich erkläre euch alles später. Aber wir müssen sofort handeln.«
    »Sofort?«, fragte Schwarzborste träge. »Tja, weißt du …«
    »Da schwelgen sie immer in ihren Kriegserinnerungen«, rief die älteste Bache erzürnt, »aber wenn es zur Tat zu schreiten gilt, ziehen sie den Purzel ein, diese Speckschwarten!«
    »Na, na«, brummte Schwarzborste.
    »Sehr richtig«, rief eine andere. »Ob Mädchen oder Bache – wir müssen helfen, denn wir tragen alle Frischlinge aus.«
    »Ja«, fügte eine dritte Bache hinzu. »Wir dulden keine Häutung. Wir möchten unsere Schwarte auch behalten.«
    »Wir wollen dich kämpfen sehen, Vater!«, schrien die jungen Wildschweine.
    Schwarzborste kam mürrisch auf die Beine. »Schaff dir nie eine Familie an«, flüsterte er Meister Grimbart ins Ohr. Dann sagte er laut: »Na,

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