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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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Wald verdrängten und näher zusammenrückten.
    »Wann kehren wir um?«, fragte Maleen. »Ist die Eskorte jetzt vollzählig?«
    Niemand antwortete. Der Weg wand sich um einen dicht am Ufer stehenden Felsen, der an einen gewaltigen, versteinerten Wolf erinnerte. Sie hatten ihn kaum umrundet, da wieherten und scheuten die Pferde der vordersten Reiter.
    Ein Rappe stand mitten auf dem Heerweg. Im Sattel saß ein Mann in eisgrauer Rüstung und mit einem Helm, der das Gesicht ganz umschloss; im Sehschlitz funkelten rote Augen. Er zog blank und reckte das Schwert.
    Die Kultknechte grüßten ihn mit geballter Faust.
    »Na, endlich«, sagte Grimm. »Ihr habt lange gebraucht.« Als er das Schwert in die Scheide gleiten ließ, fiel sein Blick auf die schreckensstarre Maleen. »Na, meine Kleine?«, sagte er. »Erinnerst du dich an unsere erste Begegnung? Damals hast du meine Männer getötet. Freust du dich schon darauf, dass ich dir bei lebendigem Leib die Haut abziehe? Ich freue mich
sehr
darauf.« Er gab den Kultknechten einen Wink und saß ab.
    Maleen schlug und strampelte, konnte sich aber nicht aus dem Griff der Kultknechte befreien. Man riss sie vom Pferd und band sie zwischen Fluss und Felsen bäuchlings auf einen umgestürzten Baumstamm.
    Grimm zerriss das Kleid auf ihrem Rücken und musterte die Karte. »Ach, wie hat man dich entstellt, du Arme«, murmelte er und fuhr mit den Fingerspitzen über ihre Haut. »Aber keine Angst. Du bist bald wieder so wunderschön wie früher. Ich muss nur noch das Messer schärfen.«
    Ein Kultknecht riss Maleens Kopf an den Haaren zurück, ein anderer stopfte ihr einen Knebel in den Mund.
    Hoch über dem Welsfluss stand eine weiße Gestalt auf den Felsen und beobachtete das Geschehen.
     
    »Was?«, schnaufte der Dachs. »Grimm?« Er starrte die Vögel ungläubig an. »Die Kultknechte sind mit diesem Unhold im Bunde?«
    Zeisig und Sperling zwitscherten aufgeregt.
    »Zecke und Zicke!«, fauchte der Dachs. »Verflucht, verflixt, verdammt! Wo bleibt Reineke mit seiner Heldenschar?« Er sah nach Westen – der Heerweg wand sich am Fluss entlang und verschwand dann hinter einem Felsvorsprung.
    Der Sperling flatterte tschilpend vor seiner schwarz-weißen Schnauze auf und ab.
    »Ja. Sicher. Klar.« Meister Grimbart zog eine Schnute. »Das Messer wetzen. Die Haut abziehen. Verstehe, verstehe.« Nun war guter Rat teuer, und er zerbrach sich den Kopf über eine rasche Lösung. »Hah!«, rief er schließlich. »Ohne Wetzstein keine scharfe Klinge. Bittet die Elstern um Hilfe. Ich suche inzwischen im Wald nach Verstärkung.« Mit diesen Worten schlug er sich ins Unterholz von Isarnho.
    Sperling und Zeisig flogen davon, um die Elstern zu suchen.
     
    Grimm drückte die Messerklinge in Maleens Haut. »Merkst du das?«, fragte er freundlich. »Sehr stumpf. Aber ich werde das Messer schärfen. Keine Sorge. Ich werde es schärfen.«
    Maleen spürte, wie Blut aus dem Schnitt sickerte. Sie riss an den Stricken, mit denen sie an den Stamm gefesselt war. Sie versuchte, die grüne Kraft anzuzapfen, aber die Angst trübte ihr Bewusstsein.
    »Ja, was denn?«, brüllte Grimm dem Kultknecht zu, der in der Satteltasche des Rappen kramte. »Suchst du die Eier der goldenen Gans?«
    »Ich finde den Wetzstein nicht«, antwortete der Mann.
    »Hat auch keinen Verstand, der Idiot!«, schimpfte Grimm. Er ging zu seinem Pferd, stieß den Mann beiseite und sah selbst nach. »Wo ist das Ding?«, murmelte er.
    »Ich habe hier einen Wetzstein«, rief ein anderer Kultknecht, der emsig seinen Säbelarm schärfte. »Ihr könnt ihn haben, wenn Ihr wollt, Herr.«
    Grimm sah ihn finster an. Während er in der Tasche wühlte, hob er den Kopf. Oben auf den Felsen stand die Dame in Weiß, und das wiedererweckte Herz ging ihm auf: Für sie würde er einem schnaubenden Auerochsen bei lebendigem Leib die Haut abziehen. Für sie würde er zehn ausgeschüttete Säcke Hirse auflesen, ehe die Sonne hervorkam, und wenn er versagte, würde er sich willig zur Hinrichtung führen lassen. »Wo ist mein Wetzstein?«, fluchte er. Der Welsfluss brauste durch sein Bett. Auf einer Krüppeleiche, die auf halber Höhe der Klippen in einem Felsbrocken wurzelte, landeten mehrere Elstern und putzten ihr Gefieder.
    Endlich fand Grimm, was er gesucht hatte. »Da!«, rief er und reckte den Wetzstein. »Seht her, ihr Halunken! Dieser Stein stammt aus den Klüften eines Vulkans im Südland. Er schärft die Klinge so gut, dass man nur gegen den Hals eines

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