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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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diese Tropfen nicht so hallen würden …«
    »Das sind bestimmt die Kultknechte«, murmelte Hardt. »Ich wusste, dass sie uns irgendwo auflauern.«
    Hans überlegte kurz. »Wenn sie im Hinterhalt liegen«, sagte er schließlich, »dann dicht vor dem Ausgang. Am besten, wir teilen uns auf und bewegen uns in einer Zangenbewegung auf sie zu. Vielleicht können wir sie umgehen. Und wenn nicht, greifen wir sie von zwei Seiten an.«
    »Zangenbewegung …«, wisperte der Fuchs. »Das klingt gut!«
    »Ich schleiche mich mit Horn, Sanne und Meister Grimbart von links an«, erläuterte Hans seinen Plan. »Hardt, Sneewitt, Kunz und Reineke Fuchs kommen von rechts. Und dann …«
    »Dann nehmen wir diese einarmigen Banditen in die Zange«, vollendete der Fuchs den Satz. »Ein Geniestreich. Hah! Der Sieg ist unser.«
    »Nur nicht übermütig werden«, grunzte der Dachs.
    Die Gefährten teilten sich wie besprochen auf. Sie pirschten stumm durch das Stalagmitengewirr. Nach einer Weile sahen sie das dunkle Halbrund des Ausgangs. Aber die Kultknechte blieben verborgen.
     
    In der Grotte der Heiligen Esche setzte die Jungfer ihre zwei Dutzend Karontiden in Marsch.
    »Möge die Sonne euren Geist erhellen! Möge der Mond euch Weisheit schenken!«, rief Barbera und raffte den Hermelin vor ihrer Brust. »Dass ihr mir ja diese Heldenschar besiegt.«
    Die Jungfer warf ihr über die Schulter einen so bösen Blick zu, als würde sie die Worte als Beleidigung auffassen.
    »Die Biester sind intelligenzresistent«, sagte Grimm und stülpte sich den Helm über.
    »Mag sein«, erwiderte Barbera. »Aber im Kampf kann ihnen niemand widerstehen.«
    Die Karontiden trotteten schwerfällig hinter der Jungfer her. Bei jedem Schritt peitschten ihre Schwänze den Boden. Nach kurzer Zeit waren sie im Dunkel der Grotte verschwunden.
    »Nun müssen wir nur warten«, sagte Eisenhans. »Ah, wie ich mich auf die Frauen freue!« Er schob sich eine Assel in den Mund.
    Barbera zog die Mundwinkel nach unten. »Ihn wirst du auch töten, sobald der Eiserne König wieder auf dem Thron sitzt«, flüsterte sie Grimm zu. Sie sah sich nach Eisenhans um, aber er schien wieder nichts gehört zu haben, denn er zerkaute genussvoll den Gliederfüßer. »Andererseits freue ich mich auch auf diese Trottel«, fügte sie hinzu. »Was werden sie leiden!« Sie lachte schrill auf.
    Grimm versuchte, in ihr Lachen einzustimmen, brachte aber nur ein hohles »Ho, ho, ho!« zustande. »Ich hätte die Jungfer begleiten sollen«, sagte er.
    »Oh, nein, du bleibst hier, mein Galan«, widersprach Barbera. »Du wirst erst von meiner Seite weichen, wenn du dich dem Kampf des Eisernen Königs um die Herrschaft über Pinafor anschließt.«
    »Wie Ihr wollt, Herrin«, erwiderte Grimm.
    In der Ferne verhallten die Tritte der Karontiden.
     
    »Achtung!«, hauchte Meister Grimbart. »Ich wittere einen Kultknecht.«
    Die drei Gefährten hockten sich hin.
    »Wo?«, fragte Hans fast unhörbar.
    »Direkt vor uns. Er versteckt sich hinter den Stalagmiten. Und …« – er witterte wieder – »… er ist nicht allein.«
    »Können wir sie umgehen?«, flüsterte Horn.
    Der Dachs sah sich um. »Wir müssten ein Stück zurück und dann in einem großen Bogen zum Ausgang«, sagte er.
    »Wir versuchen es«, wisperte Sanne. »Los, kommt.«
    Sie kehrten um und bogen unter Führung Meister Grimbarts nach rechts ab. Da sie hinter jedem Stalagmiten einen Feind vermuteten, waren sie nervös und angespannt. Sie hielten den Atem an und bewegten sich im Schneckentempo, um ja kein Geräusch zu verursachen. Als sie die rückwärtige Wand der Tropfsteinhöhle erreichten, schien eine Ewigkeit vergangen zu sein. Sie pirschten nach rechts in Richtung Ausgang, der als pechschwarzes Loch in der Höhlenwand gähnte. Hans sah Kultknechte, die ihnen hinter Stalagmiten auflauerten, aber sie huschten unbemerkt hinter ihnen vorbei. Der Dachs bog zuerst in den Ausgang ein; Hans, Sanne und Horn folgten eilends. Nach wenigen Schritten gingen alle vier hinter einem Felsvorsprung in Deckung.
    »Wo sind die anderen?«, flüsterte Sanne.
    »Ich hoffe, sie haben genauso viel Glück wie wir«, erwiderte Meister Grimbart.
    Hans drehte sich um: Der Ausgang war ein finsterer Tunnel, aber er meinte, kleine Lichter in der Ferne zu erkennen. War es ein Durchbruch? Wuchs Gebüsch vor dem Schlupfloch ins Freie? Führte der Weg zur Esche? Auf jeden Fall waren sie den Kultknechten so gut wie entwischt. Nun fehlten nur noch Kunz, Sneewitt,

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