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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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Kinder.«
    Inzwischen hüllte die Dunkelheit das Lager ein. Ein Köhler, der das Gespräch überhört hatte, mischte sich ein: »Eine Frau schenkt einem Mann Kinder. Das ist ihre Bestimmung.«
    »Puha! Was für ein Unsinn«, lallte die Muhme mit schwerer Zunge und stellte die Schnapsflasche ab. »Als ob wir nur auf der Welt wären, um euch Kinder zu
schenken
. Sollen wir sie vielleicht auch noch hübsch verpacken? Mit Schleifchen und Seidenpapier?«
    Der Köhler sah sie erbost an.
    Maleen lächelte in sich hinein.
    »Im Grunde hast du recht«, sagte die Muhme zu ihr. »Zum Teufel mit diesen Prinzen. Sie bringen meist Unglück. Wenn du allein bleiben willst, dann bleibst du eben allein. Basta!«
    »Das ist gegen die Gesetze der Natur«, polterte der Köhler. »Außerdem ist die Kleine zu niedlich, um zur alten Jungfer zu verkommen.«
    Die Muhme lief rot an. »Zur alten Jungfer verkommen? Was soll das heißen?«, grollte sie. »Noch ein Wort, und ich ziehe dir die Schnapsflasche über den Hohlkopf!«
    »Es gibt nur ein Naturgesetz: Innerhalb gewisser Grenzen ist jedes Geschöpf frei«, sagte Maleen leise.
    »Richtig«, erwiderte die Muhme. »Innerhalb der Grenzen des Anstands. Und nicht …« – sie sah den Köhler finster an – »… innerhalb der Grenzen dummer Konventionen.«
    Der Mann wollte gerade aufbrausen, als im Lager Unruhe aufkam. Im nächsten Moment trabten Meister Grimbart und Reineke Fuchs ans Feuer. Die Muhme wollte aufstehen, fiel aber sofort wieder auf ihr Hinterteil. Die Tiere setzten sich und hechelten erschöpft.
    Maleen, die Böses ahnte, fragte: »Was ist passiert?«
    Der Dachs sah betrübt zu ihr auf. »Die Gefährten sind in die Fänge von Kultknechten und Karontiden geraten«, sagte er.
    »Sie sind Opfer einer Zangenbewegung geworden«, ergänzte der Fuchs.
    »Ka … Karontiden?«, stieß ein Köhler hervor.
    »Und was geschieht jetzt mit ihnen?«, fragte die Muhme.
    »Tja«, antwortete der Dachs. »Wenn ich das nur wüsste …«
     
    Die Gefährten wurden von ihren Häschern durch gewundene Tunnel geführt. Die Jungfer verschlang die vier Männer mit Blicken und redete unablässig auf sie ein.
    »Hu-hah-haaaaach!«, kreischte sie, wobei ihr Sabber aus den Mundwinkeln lief. »So frisch und knackig! So blutvoll und unverbraucht! Das wird eine Lust! Haah-huuh!«
    Nach einer Weile gelangten sie in eine Grotte – und hielten den Atem an, denn im Zwielicht war die Esche zu erkennen, der heilige Baum Pinafors. Ihre dicht belaubten Äste ragten weit in die Grotte, und sie warf ihre Wurzeln wie Fangarme aus. Die Gefährten hatten sie endlich entdeckt, nur leider auf andere Art als erhofft. Und sie wurden schon erwartet, dieses Mal von Barbera, Grimm, Eisenhans und einer Eskorte aus Kultknechten.
    »Da ist ja die Verräterin«, sagte Kunz.
    Eine Karontide schlug ihn nieder, riss ihn dann wieder hoch, als wollte sie ihn auf ihre hornigen Brustfortsätze spießen, und knurrte wütend.
    »Er gehört mir!«, kreischte die Jungfer. »Lass ihn los!«
    Die Karontide ließ Kunz zu Boden plumpsen.
    Die Jungfer half ihm auf. »Nur nicht frech werden, Süßer«, murmelte sie und strich mit rissigen Fingernägeln über seine Kehle. »Oh-ah«, stöhnte sie. »So weiche Haut …«
    Kunz wischte sich ihren Sabber aus dem Gesicht. »Fass mich nicht an, du Bohnenstange«, fauchte er.
    »Hooooh-haah!«, keifte sie. »Wie hast du mich genannt?« Sie schloss die Finger um seinen Hals. »Möchtest du, dass ich dir die Kehle gleich durchbeiße?« Sie sah über die Schulter zur ungeduldig wartenden Barbera. »Du hast Glück«, zischte sie. »Denn die Schlampe will euch lebend.«
    »Sicher nur vorerst, hm?«, fragte Kunz.
    »Ja-huh-haach! Vor-hoor-erst«, kicherte die Jungfer, die sich fast am eigenen Speichel verschluckte.
    Man trieb die Gefährten weiter.
    »Hübsches Empfangskomitee«, sagte Horn.
    »Wer ist der Typ mit Ganzkörperfrisur?«, fragte Hardt.
    »Sicher Eisenhans«, antwortete Sanne.
    »Ruhe!«, brüllte der Oberknecht. Er fiel vor Barbera auf ein Knie und verkündete: »Auftrag ausgeführt, Herrin.«
    »Der hat bestimmt schon Hornhaut auf den Knien«, wisperte Kunz.
    Eine Karontide schlug ihn gegen den Hinterkopf.
    Barbera ließ ihren Blick über die Gefährten gleiten. »So sieht man sich wieder«, sagte sie lächelnd.
    »Leider«, erwiderte Sneewitt, die kerzengerade dastand und dem weisen Weib direkt in die Augen sah.
    »Ihr werdet noch Demut lernen«, sagte Barbera. »Vor eurem Tod.«
    »Ich

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