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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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fürchte den Tod nicht«, sagte Sneewitt.
    »Nein?«, fragte Barbera. »Und was ist mit dem Sterben?«
    Sannes Augen wurden noch kugelrunder, und ihre Unterlippe zitterte.
    Grimms Blick ruhte auf Hans. »Ich kenne dich«, murmelte er. »Wer bist du?«
    Hans schwieg mit gesenktem Kopf.
    »Lass das«, geiferte die Jungfer. »Er ist mein.«
    Grimm sah sie abfällig an und sagte: »Gieriges, blutsaufendes Luder.«
    »Hört auf, euch zu streiten«, befahl Barbera.
    »Und die zwei Täubchen sind mein«, seufzte Eisenhans. Er musterte Sneewitt und Sanne von Kopf bis Fuß. »Oh, wie ich euch beglücken werde …«
    »Du zeugst doch nur Wechselbälger«, spottete Sneewitt.
    Wieder schlug eine Karontide zu.
    »Genug!«, schrie Barbera, die mit ihrer Geduld am Ende war. »Werft sie in den Kerker neben den Feen.«
    »Ooh-hoooch«, jaulte die Jungfer enttäuscht.
    »Lasst mir wenigstens die Brünette da«, bettelte Eisenhans und zeigte auf Sanne.
    Barbera fuhr zu ihm herum. »Du kannst beide haben. Aber erst, wenn
wir
mit ihnen fertig sind«, sagte sie und gab den Kultknechten einen Wink.
    Die Gefährten wurden durch das Wurzellabyrinth zur anderen Seite der Grotte geführt und vor dem Kerker noch einmal nach Waffen durchsucht.
    »Was ist das?«, fragte ein Kultknecht und zeigte auf Horns Ranzen.
    »Das ist ein leerer Ranzen«, antwortete Horn. »Darf ich ihn als Kopfkissen behalten?«
    »Solange du deinen Kopf noch hast«, erwiderte der Knecht und lachte.
    »Und das?«, fragte ein anderer Kultknecht, der den Knüppel aus Hardts Sack holte.
    »Das ist mein Stock«, antwortete Hardt. »Ich habe mir beim Kampf den Fuß verrenkt.« Er hinkte drei Schritte. »Darf ich ihn als Gehhilfe behalten?«
    »Diesen Zahnstocher?«, knurrte der Knecht. »Meinetwegen. Solange du noch gehen kannst …« Er steckte den Knüppel in den Sack und warf ihn Hardt vor die Füße.
    Man stieß die Gefährten in einen hohen, fast runden Kerker und schlug die Tür zu. Mehrere Riegel rasteten klackend ein.
    Sneewitt ließ ihren Blick über die Felswände und das faulige Stroh gleiten; auf einmal wirkte sie mutlos. »Wir sitzen ganz schön in der Patsche, oder?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte Hans und sank vor eine Wand. »Ich fürchte, das ist unser Ende.«
    Sie hörten, wie Karontiden mit schweren Schritten vor der Kerkertür Aufstellung nahmen.
     
    »Unmöglich«, brummte Harlung. »Wir müssen uns um unsere Meiler kümmern. Außerdem haben schon zu viele Brüder den Tod gefunden.«
    Die Muhme starrte in das Feuer, die Hände auf den Schläfen; sie versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen.
    »Unsere Brüder haben einst im Heer der Freien gegen die Nachfolger des Eisernen Königs gekämpft«, sagte einer der Köhler. »Wir sind keine Feiglinge. Aber wir sind zu wenige, um etwas gegen die Karontiden ausrichten zu können.«
    »Gut gesprochen!«, riefen die Köhler.
    »Damit ist die Sache entschieden«, sagte Harlung. Er kam auf die Beine, nickte der Muhme zu und ging zu seinem Meiler.
    Die Köhler zerstreuten sich.
    Der Fuchs betrachtete den Hirsch, der noch etwas Fleisch auf den Knochen hatte. »Schneidest du mir ein Stück ab?«, bat er Maleen.
    Sie kam seiner Bitte nach. Während er fraß, fragte der Dachs, der die Sterne betrachtete: »Und was nun?«
    Die Muhme rieb ihre Schläfen. »Sehen wir den Tatsachen ins Gesicht«, sagte sie. »Wir können Hans und den anderen nicht helfen.«
    »Aber das bedeutet ihren Tod«, rief Maleen.
    »Ich weiß …«, murmelte die Muhme. Ein Windstoß ließ die Flammen flackern; Funken stoben auf. Die Köhler liefen im Lager hin und her, rußbedeckt und stumm.
    »Der Grottenolm hat uns gedrängt, mit den Welsen Kontakt aufzunehmen«, sagte der Dachs, der weiter zu den Sternen aufsah.
    »Wir sollen die Gografen befreien«, rief der Fuchs zwischen zwei Bissen. »Ein guter Witz, wie?«
    Die Muhme griff nach dem Schnaps, aber Maleen kam ihr zuvor und goss die Flasche aus. Als sie die letzten Tropfen ins Gras schüttelte, sagte die Muhme: »Das Komplott richtet sich gegen die Wurzeln unseres Daseins. Wenn der König erwacht, bricht eine Zeit an, die alle Werte auf den Kopf stellt – was gut ist, gilt als böse, und was böse ist, gilt als gut.«
    »Die Menschen sind schwach«, klagte Meister Grimbart.
    »Nein«, sagte Maleen, »aber verführbar und denkfaul.«
    »Wenn das nicht schwach ist, was ist es dann?«, erwiderte der Dachs.
    Sie drückte den wunden Rücken durch und blitzte die Muhme aus grünen Augen an. »Wenn wir

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