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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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ihr denn so weit gekommen ohne uns? Wie denn, wenn nicht auf unserem Buckel, meinem und dem der Mädchen, wurde diese Strecke gebaut? Wir sind Geschichte. Von diesem Punkt gibt es kein Zurück mehr. Keine Umkehr. Ihr wisst, was wir tun müssen. Wohin unser Weg führt.
     

     
    Als sie fertig ist, herrscht sekundenlang völlige Stille, bis jemand etwas Respektvolles murmelt.
    - Brüder, lasst uns abstimmen.
    Uzman vertritt die Ansicht, dass, egal wie man es dreht und wendet, Ann-Hari ihnen nahe legt, den Schwanz einzukneifen und wegzulaufen. Das ist nicht die Lösung. Haben sie Angst?
    - Das ist kein Weglaufen, hält Ann-Hari ihm entgegen. – Wir sind fertig hier. Wir sind etwas Neues.
    - Es ist Weglaufen, beharrt er. – Vor der Entscheidung weg und Hirngespinsten hinterher.
    - Es ist etwas Neues. Wir sind etwas Neues, sagt sie, und Uzman schüttelt den Kopf.
    - Weglaufen, nichts anderes, sagt er.
     

     
    Sie demontieren den Geschützturm und führen den Zug in den Tunnel. Hinter dem letzten Waggon sammeln sie die Schienen wieder ein. Aus dem Innern des Bergs ertönt immer noch das Dröhnen von Sprengungen und der Lärm der Pickel und Brecheisen. Auch an der Brücke wird weitergebaut. Alles geschieht in fieberhafter Eile.
    In der Hitze des Vormittags hören sie das Klingen anderer Hämmer, das Schnaufen einer anderen Lokomotive. Der Zug der Gendarmen. Rauch steigt über die hitzetoten Bäume.
    Die Arbeiter sammeln sich im Tunnel, zwischen den Graten der Spaltungsebenen, geringfügigst unterschiedlich facettierte Flächen. Licht wirft Schatten, wo Vektoren des Gesteins sich treffen.
    Uzman, der Volksgeneral, erteilt Befehle, die zu befolgen man sich entschließt. Eine mehrere hundert Köpfe starke Armee aus Remade und den Freien, die nun ganz dazugehören: Schreiber, Wissenschaftler, Bürokraten, die nicht weggelaufen sind, Geoempathen minderer Ordnung, ein paar andere – die Marketenderei, die Verrückten und Untauglichen und die Prostituierten, deren Erschöpfung den Stein ins Rollen gebracht hat. Kampfbereit marschieren sie in die Nacht hinaus. Der Zug bleibt im Tunnel verborgen.
    In der Kühle vor Tagesanbruch schwärmen die Gendarmen über Hügelkämme und um die Bergschulter. Sie kommen zu Fuß, in gepanzerten, von Remade-Pferden gezogenen Wagen. In Ein-Mann-Aerostaten, die durch die Luft schnurren und über den Schanzen der Schienenleger Granaten abwerfen.
    Die Überraschung ist perfekt. Die Kämpfer des Zugs schreien. Sie sind taub, sie bluten, sie können nicht glauben, dass so die Schlacht eröffnet wird. Damit fängt es an. Lehmsplitterkaskaden und rußiges Feuer.
    Wer eine Schusswaffe hat, schießt. Ein, zwei Gendarmen pendeln, ihr Blut tropft vom Himmel. Sie bringen sich mit ihrem seltsamen Fluggerät außer Schussweite oder hängen tot in ihrem Geschirr, weitertreibend oder erdwärts trudelnd, wie der Zufall es will. Ungeachtet der Gegenwehr dringen sie vor. Ihre Flammenwerfer setzen die Luft in Brand.
    - Macht sie fertig, drängt Uzman, und seine Truppen lassen Baumstämme und Felsblöcke den Hang hinunterrollen. Die Gendarmen formieren sich, antworten mit einem Hagel von Armbrustbolzen. Um Thaumaturgen auf beiden Seiten oszilliert die Luft. Sie lassen aus dem Nichts graue Flecken emporschwimmen und die Wirklichkeit trüben, versenden Energiepfeile, die zischen wie Wasser in Fett und treffen und seltsame Dinge bewirken. Chaotisches Kampfgetümmel. Ein andauerndes Stakkato von Schüssen und Schreien, und Gendarmen fallen, aber die Streikenden in erheblich größerer Zahl.
    Es gibt einzelne Höhepunkte. Eine Gruppe Kakti setzt sich in Marsch und zuckt nur, als Kugeln ihre Haut durchschlagen. Sie marschieren gegen die Gendarmen, die vor der wild gewordenen Vegetation die Flucht ergreifen, doch zwar sind die Soldaten nicht mit Köpfern ausgerüstet, dafür setzen sie Ätzmittel ein, welche die Kaktushaut zerfressen.
    - Wir sind nur ein Haufen primitiver Schlagetots, sagt Uzman verzweifelt. Ann-Hari schweigt. Ihr Blick geht über die Gendarmen hinweg, sucht etwas hinter der Rauchsäule des sich nähernden feindlichen Zugs.
    Judah hat einen Golem gebaut. Er setzt ihn in Richtung der Gendarmen in Bewegung. Er ist ein Produkt der Eisenbahn, gebaut aus Handkarren, dem Zubehör von Schienen und Schwellen. Seine Hände sind Zahnräder. Als Gebiss dient ein Gitterrost. In den Augenhöhlen blinken undefinierbare Artikel aus Glas.
    Der Golem schreitet aus dem Tunnel. Er ist unverwundbar. Er setzt die Füße mit

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