Der Eiserne Rat
Kandidaten auf den Schild gehoben hatte – zu grün, zu unerfahren, eine Null – und wo falsch verstandene Loyalität ihn auf seinem Posten hielt, wurde ihm diskret ein Ex-Soldat zur Seite gestellt, in beratender Funktion.
Luftschiffe sammelten sich, Aasfischen gleich, an der Grenze des vom Parlament beherrschten Luftraums, außerhalb der Reichweite explosiver Harpunen oder Granaten oder der Wyrmen des Kollektivs. Die für den südlichen Abschnitt eingeteilten Späher hielten Ausschau nach Anzeichen, die vermuten ließen, dass die Aerostate sich zu einem Luftangriff rüsteten.
Das gegenseitige Belauern nahm seinen Fortgang. Bei der Einheit aus Dog Fenn argwöhnte man ein Ablenkungsmanöver, um die Kräfte des Kollektivs hier zu binden, während der eigentliche Angriff an einem anderen Punkt erfolgte. Man schickte Läufer zur Sheer Bridge, zu den Barrikaden südlich von Bonetown und Mog Hill, den Barackensiedlungen im Osten der Grand Calibre Bridge, aber es fand sich keine Bestätigung für diesen Verdacht. Der halbe Vormittag war verstrichen, da hörte man das an Händeklatschen gemahnende Geräusch explodierender Granaten, und es begann die Bombardierung aller drei Ortsgruppen des Kollektivs.
»Heute fällt Howl Barrow.« Durch die Isolation der drei Sektoren war ihre Handlungsfähigkeit erheblich eingeschränkt. Nach den im Begeisterungstaumel der ersten Wochen errungenen Erfolgen hatte die Miliz die Verbindungswege zwischen Flyside und Howl Barrow gekappt und, durch die Einnahme von Kinken, Howl Barrow von Skulkford und der Ortsgruppe Smog Bend abgeschnitten. Mehrere Versuche, Luftkorridore einzurichten, scheiterten daran, dass die Aerostate des Kollektivs der Flotte des Parlaments in allen Punkten unterlegen waren. Die drei aufständischen Bezirke kämpften nun jeder für sich; Kommunikation erfolgte auf lebensgefährlichen und unzuverlässigen Wegen.
»Howl Barrow ist verloren.« Dieses Viertel bildete die kleinste Ortsgruppe, ohne Industrie, ohne Fabriken, ohne Arsenale. Howl Barrow war der Aufstand der Boheme, und mochte der Eifer der Bewohner noch so groß sein, sie besaßen außer ihrem Enthusiasmus und etwas minderer Thaumaturgie kaum irgendwelche Mittel, um sich gegen die Miliz zu behaupten. Zu Anfang hätte Dog Fenn auf dem Weg durch die Kanalisation und die geheimen Pfade der Unterstadt Verstärkung geschickt, doch einen solchen Luxus konnte man sich in der gegenwärtigen Situation nicht mehr erlauben. Man konnte nur dem Pfeifen der Granaten lauschen, den krachenden Einschlägen in Mauerwerk und: »Vielleicht kommen die Smogger ihnen zu Hilfe«, meinten einige, aber eine wirkliche Hoffnung war das nicht. Smog Bend konnte keinen Mann entbehren. Das Künstlerviertel war dem Untergang geweiht.
Kurz vor Mittag kam einer von denen, die sich der Evakuierung der Brücke widersetzt hatten, eine weiße Fahne schwenkend aus seinem Keller gestiegen und wurde von der Miliz erschossen. Aus den übrigen Häusern ertönten dünne Schreckensschreie. »Wir müssen sie da herausholen«, brummten die Kollektivisten. Sie trugen die Verantwortung für diese Leute.
Möglicherweise versuchte die Miliz, das Kollektiv auf die Brücke zu locken. Möglicherweise hatten die aus Trotz oder Dummheit zurückgebliebenen Hausbewohner ihr Recht auf Schutz verwirkt. Nichtsdestotrotz bemühten sich die Offiziere, einen Rettungsplan zu entwerfen.
Eine Ordonnanz kam mit Befehlen vom Generalstab. Die Befehlshaberin von Wynion Way war eine verwegene junge Frau und trug wie die anderen Befehlshaber einen Schild, auf den die abgerissene Blechplakette der Straße genagelt war, die ihrer Einheit den Namen gab. Sie ließ ihre Männer und Frauen mit der betagten Haubitze gegen die Brücke vorrücken, und die Miliz gegenüber vollführte das gleiche Manöver. Von Süden kamen die Glashaus-Grenadiere, ein Zug Kaktuskämpfer.
Diese endlosen Debatten über rassereine Kampfgruppen! Als die Kheprischwestern gekommen waren und sagten, sie wollten für das Kollektiv kämpfen, als die Kaktusmanipel sich als schwere Infanterie anboten, hatten etliche Offiziere ihr striktes Veto eingelegt. »Wir sind Kollektivisten!«, hatten sie gesagt, »nicht Kakti oder Menschen oder Vodyanoi oder was immer! Wir kämpfen Seite an Seite, ohne Ansehen von Rasse oder Geschlecht.«
Sicherlich war dies ein ehrenwerter, moralisch beeindruckender Standpunkt, bedauerlicherweise in der Praxis nicht unbedingt sinnvoll. »Möchte der Chaver mich vielleicht begleiten«,
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