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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Gremiums ihn immer erfüllt hatten. Er wollte diese Leute vor ihrer eigenen verzweifelten Sehnsucht retten.
    »Dummköpfe«, brüllte er. Er wusste, es wäre klüger, sich zu beherrschen, aber er konnte es nicht. »Gottsdammich, sperrt die Ohren auf. Ihr werdet verfolgt. Von einer Milizeinheit, die euch durch den ganzen verfluchten Malakornukopischen Fleck hindurch auf den Fersen geblieben ist. Einmal den ganzen Kontinent entlang und wieder zurück, um euch zu töten. Und in New Crobuzon warten Tausende von ihrem Kaliber auf euch. Ihr müsst umkehren.« Er überschrie den aufgebrachten Protest. »Ich bin euer Freund, nicht euer Feind. Habe ich nicht, um euch zu finden, die verfluchte Wüste durchquert? Ich bin gekommen, um euch verdammt noch mal zu retten. Ihr könnt sie nicht besiegen, und erst recht nicht ihre Zahlmeister.«
     

     
    Ein Schwarm Wyrmen wurde ausgesandt, um die Lage zu sondieren. Die Dirimisten beratschlagten, aber es war eine einseitige Diskussion, wie Cutter zunehmend aufgebracht feststellte.
    »Wir haben die Miliz schon einmal geschlagen, damals.«
    »Nein, habt ihr nicht«, hielt er ihnen entgegen. »Ich kenne die verdammte Geschichte. Ihr habt sie lange genug aufgehalten, um euch zu verdünnisieren – das ist nicht ganz dasselbe. Hier sind wir in der Steppe. Wohin wollt ihr fliehen? Wenn ihr euch zum Kampf stellt, hier, schlachten sie euch ab.«
    »Wir sind jetzt stärker, und wir haben unsere eigenen Kadabras.«
    »Ich weiß nicht, was die Miliz an Kriegsgerät mit sich führt, aber glaubt ihr wirklich, eure lächerliche Moosmagie wird eine Eliteeinheit der Crobuzoner Miliz aufhalten? Vergesst euer Vorhaben. Lasst den Zug stehen. Nehmt, was ihr tragen könnt, und sucht euch anderswo einen Platz zum Bleiben. Sonst seid ihr so gut wie tot.«
    »Was ist mit Judahs Spiegeln?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß nicht einmal, ob ich es hinkriege, dass sie funktionieren.«
    »Dann probier’s aus«, sagte Ann-Hari. »Mach dich bereit. Wir sind nicht bis hierher gekommen, um jetzt wegzulaufen. Wenn wir sie nicht abschütteln können, stampfen wir sie in den Boden.«
    Cutter hatte verloren.
    »Das Kollektiv versichert euch seiner Solidarität, seiner Liebe«, rief der Pilot. Seine Stimme klang tränenerstickt. »Wir brauchen euch. Wir brauchen eure Verstärkung, lieber heute als morgen. Euer Kampf ist unser Kampf. Kommt, und wir streiten gemeinsam gegen die Tyrannei!«, rief er.
    Cutter brüllte: »Ihr Kampf ist längst verloren«, aber man hörte nicht auf ihn.
    Ann-Hari kam zu ihm. Er weinte fast vor wütender Enttäuschung.
    »Es ist unsere Bestimmung«, sagte sie.
    »Geschichte verläuft nicht nach einem Plan«, erregte er sich. »Ihr werdet sterben.«
    »Nein. Wir werden Verluste haben, aber wir können jetzt nicht einfach klein beigeben und abziehen. Das hast du gewusst.« Sie hatte Recht. Er hatte es von Anfang an gewusst. Gegen Abend kehrten die Wyrmen von ihrem Erkundungsflug zurück.
    »Kaum genug für einen Wagen«, rief einer. Offenbar war die Einheit nur ein paar Dutzend Mann stark. Die Dirimisten kommentierten die Nachricht mit geringschätzigem Johlen. Sie waren um ein Vielfaches in der Überzahl.
    »Vielleicht sind es nur wenige, aber darum geht es doch nicht!«, schrie Cutter. »Bildet ihr euch ein, sie kommen mitleeren Händen?«
    »Erst recht ein Grund, in die Hände zu spucken«, meinte Ann-Hari. »Fang an, mit Judahs Spiegeln zu üben.«
    Die Dirimisten riefen sämtliche waffenfähigen Frauen und Männer zusammen. Die Nachzügler erhielten Order aufzuschließen, zu ihrer Sicherheit. Die Gleisbauer arbeiteten fieberhaft. Man wollte einen Punkt erreichen, wo einige Pfeiler vulkanischen Ursprungs aus der Erde ragten, wo Hügel etwas Deckung versprachen. Mit der im Lauf der Jahre erworbenen Fachkundigkeit bereiteten sie sich auf den Kampf vor.
    »Er hat einen von uns geholt«, sagte ein Wyrmen. Die Rede war von einem seiner Gefährten auf dem Erkundungsflug. »Er hat einen von uns aus der Luft geholt. Irgendwas ist gekommen und hat ihn aus der Luft gekrallt, einfach so.«
     

     
    Keine Gelegenheit, das zu tun, was Cutter sich vorgenommen hatte, keine Zeit, um die Geschichte des Kollektivs zu erzählen, sich anzuhören, was die Dirimisten zu berichten wussten. Alles musste schnell gehen, Hals über Kopf. Erfüllt von Ingrimm und Verzweiflung sah er zu, wie die Dirimisten sich darauf vorbereiteten zu sterben. Ebenso stark war das Gefühl, Judah im Stich gelassen zu haben. Du hast

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