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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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spuckte Blut aus. Geraume Zeit sagte niemand etwas.
    »Ich wünschte, wisst ihr, ich wünschte wirklich, ihr wärt hier gewesen, als es losging.« Er richtete den Blick zur Decke. »Wir wussten nicht, wie uns geschah. Die Leute auf der Straße kamen viel schneller auf Trab als das Gremium. Sogar Milizzer schlugen sich auf unsere Seite. Wir mussten uns sputen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten.
    Zu unseren Vorträgen kamen hunderte Zuhörer. Die Kaktusleute stimmten dafür, Besuchern ihr Glashaus zu öffnen. Ich will nicht behaupten, dass alles großartig war, denn das wäre übertrieben. Aber wir haben uns bemüht.«
    Wieder Schweigen. Madeleina hielt die Augen auf sein Gesicht gerichtet.
    »Chaos. Konzessionisten wollten sich mit der Munizipalität zusammensetzen, Bücklinge wollten Frieden um jeden Preis. Die Ewiggestrigen zeterten, wir müssten Tesh zerschmettern: die glorreichen alten Zeiten, gibt es nur noch Memmen in dieser Stadt und so weiter. Ein Kern aus Gremisten. Und Provokateure.« Er lächelte. »Wir hatten Pläne. Wir machten Fehler. Als wir die Banken übernahmen, verhandelte das Gremium nicht entschlossen genug oder wir argumentierten falsch, denn zu schlechter Letzt pumpten wir uns hier und da ein paar Kröten mit Hochdero freundlicher Erlaubnis. Nichts davon, dass es im Grunde genommen unser Geld war.«
    Er schwieg so lange, dass Cutter glaubte, er wäre gestorben.
    »Damals, da ging es anders zu«, sagte er. »Ich wünschte, ihr hättet es erlebt. Wo ist Rahul? Ich wollte ihm davon erzählen.
    Tja, er oder seine Leute werden etwas zu sehen bekommen, nehme ich an. Sie kommen doch, oder? Die Götter wissen, was sie bei ihrer Ankunft hier vorfinden.« Ein lautloses Lachen schüttelte ihn. »Die Miliz muss wissen, dass der Eiserne Rat kommt. Es ist gut, dass sie kommen. Leider später als uns lieb gewesen wäre. Wir haben an sie gedacht bei allem, was wir taten. Ich hoffe, sie werden stolz auf uns sein.«
     

     
    Gegen Mittag lag er im Koma. Madeleina wandte den Blick nicht von seinem Gesicht.
    Sie sagte: »Er war es, der dem Mob entgegentrat, als sie ihre Wut an den Geiseln ausließen. Er hat versucht, sie aufzuhalten.«
    »Hör zu«, sagte Judah zu Cutter. Sie standen im Flur. Judahs Unschlüssigkeit war verflogen. Er war hart wie einer seiner Eisengolems. »Das Kollektiv ist gestorben. Nein, sag nichts, hör zu. Es ist gestorben, und wenn der Eiserne Rat hierher kommt, ist er ebenfalls tot. Sie haben keine Chance. Die Miliz wird an der Stadtgrenze aufmarschieren, um den Zug zu empfangen. Sie brauchen nur zu warten. Bis der Rat hier eintrifft – in, lass mich schätzen, wenigstens vier Wochen? – ist das Kollektiv Geschichte. Und die Miliz wird alle Kräfte darauf verwenden, den Eisernen Rat zu vernichten.
    Cutter, ich werde das nicht zulassen. Ich kann es nicht zulassen. Hör zu, was ich dir sage. Du musst ihnen die Nachricht bringen. Du musst zurückgehen und sie warnen. Sie dürfen nicht herkommen. Findet eine Route nach Norden hinauf, in die Berge, ich weiß nicht. Vielleicht müssen sie den Zug aufgeben, fReemade werden. Egal. Aber sie dürfen nicht herkommen.
    Sei still.« Cutter hatte zum Sprechen angesetzt, aber jetzt kniff er die Lippen fest zusammen. So hatte er Judah noch nie erlebt, die ganze sanftmütige Abgeklärtheit war fort und geblieben ein steinharter Kern. »Sei still und hör zu. Verlier keine Zeit. Du musst die Stadt verlassen, egal wie, und sie finden. Falls Rahul oder Drogon oder sonst einer auftaucht, schicke ich ihn dir hinterher. Aber Cutter, du musst sie daran hindern, dass sie hierher kommen.«
    »Und was ist mit dir?«
    Judahs Gesicht wurde ernst. Er schaute ihn fast wehmütig an.
    »Du könntest scheitern, Cutter. Für den Fall habe ich, vielleicht, wenn alles gut geht, noch etwas in der Hinterhand, um das Schlimmste zu verhindern.«
     

     
    »Du weißt, wie man die Spiegel benutzt? Du erinnerst dich, was ich dir erklärt habe? Weil diese Soldaten – sie haben dem Malakornu getrotzt. Sie werden den Rat einholen. Ich könnte es nicht beschwören, aber ich wette ich weiß, womit wir es zu tun haben, von welcher Art sie sein müssen, damit sie für die Schlacht gegen uns gerüstet sind und gleichzeitig schnell und leicht vorankommen, wie sie es tun. Wenn ich Recht habe, wirst du dein Bestes geben müssen, Cutter. Du musst es ihnen klar machen, dem Rat. Lass mich nicht im Stich, Cutter.«
    »Und du? Was wirst du tun? Während ich in deinem Auftrag unterwegs bin,

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