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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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die Luft, in schier endlosen Windungen, als wären sie schlangenähnliche Wesenheiten, und für einen Moment zum Leben erweckt, spielten sie mit den Gesetzen des Raums. Sie schmitzten über die Leiber der Yags, die fauchten wie vom Wind angefachte Flammen und parierten und rasend schnell auf die Neuankömmlinge zustürmten. Die Schützen des Eisernen Rats, die Kanoniere und Thaumaturgen taten, was sie konnten, aber die Yags näherten sich wie Wildfeuer.
    »Wir müssen ihn dirigieren. Dorthin, dorthin«, schrie Cutter und deutete mit dem Kopf auf die Miliz. Zusammen mit Thick Shanks neigte er den Spiegel gegen den Widerstand des störrischen Lichtgolems. Komm, dachte Cutter zähneknirschend. Komm, verdammt noch mal.
    Er versuchte, den halb geborenen Golem zu lenken, und beobachtete dabei, wie die Yags sich die unerwartete Verstärkung der Dirimisten zum Ziel nahmen. Wer sind die?, dachte er. Drogon und seine Langreiter? Dann sah er, wie Drogon sich auf Rahul in die Höhe reckte und die Hand an den Mund legte und wahrscheinlich etwas flüsterte. Einer der Elementarii holte plötzlich mit der Peitsche aus und traf die Yags mit voller Wucht, und der Schrei, den sie diesmal ausstießen, war nicht verspielt, sondern empört.
    Wieder flüsterte Drogon, und ein anderer Miliz-Magus folgte dem Beispiel seines Kameraden, züchtigte die angreifenden Elementargeister, und die Yags gerieten ernsthaft in Rage. Sie taumelten grell auflodernd durcheinander, machten Anstalten umzukehren, spuckten ihren Meistern Klumpen brennenden Speichels entgegen. Drogon flüsterte, flüsterte, sandte diesem und jenem Elementarius einen Befehl, bis die Magi schließlich gezwungen waren, sich selbst mit geübten Peitschenhieben gegen ihre erbosten Helfer zu verteidigen.
    Der Lichtgolem war geboren. Er existierte. Plötzlich. Cutters Spiegel erbebte, als das neue Geschöpf sich erhob und aufrecht stand, ein Mann oder eine Frau, ein Riese aus Licht, vor dessen Glanz man die Augen niederschlagen musste, doch verbreitete er keine Helligkeit, sondern schien alle Helligkeit in sich einzusaugen. Er leuchtete in einem stählernen, harten Glast, der allerdings nicht über die Umrisse seiner Gestalt hinausging. Der Lichtgolem stand aufrecht und tat einen Schritt vorwärts und zog die Spiegel mit. Cutter und Thick Shanks waren halb seine Sklaven, halb seine Lenker.
    »Dort«, befahl Cutter, und sie drehten ihre Spiegel so, dass der Golem mit den ruckartigen Bewegungen einer Maschine durch die Reihen der Dirimisten stapfte, die aufschrien. War dies ein Seraph, gekommen, um sie zu erretten? Sie schauten einander an, mit Augen, die für einen Moment blind waren von seinem Glanz, schauten auf seine Fußspuren, die einen Rest davon bewahrten. Der Lichtgolem erreichte die Yags. Er reckte sich ein wenig, wie etwas, das aus Teig gemacht ist, ergriff die Feuergeister und begann zu leuchten.
    Cutter fühlte sich schwach. Der Golem kämpfte mit ihnen, und ihr Feuer vermochte nichts gegen seinen Glanz. Heller und heller wurde er, ein Stern in menschlicher Gestalt, verbreitete ein kaltes Strahlen, das die Hitze der Yags auslöschte und viel zu grell war, als dass man hineinsehen konnte. Dann waren die Yags, die mit ihm gerungen hatten, verschwunden, und er war stärker. Er bewegte sich mit einer absoluten Lautlosigkeit, in einer Aura vollkommener Stille.
    Die übrigen Yags gerieten in Panik. Einige von ihnen ergriffen die Flucht, hüpften und tanzten über die Ebene, andere sammelten sich und stürzten sich wieder in den Glanz des Lichtgolems und vergingen darin. Einige Elementarii gebrauchten mitleidlos die Peitsche gegen die verängstigten Feuergeister, um sie an der Flucht zu hindern. Diese jedoch schnappten im Vorbeihuschen ärgerlich und Feuer atmend nach ihren Peinigern und verbrannten sie zu Asche.
    Die Miliz sammelte ihre Kräfte zu einer neuen Attacke. Luftgeister, klein und dünn wie Pfeile, machten Jagd auf die Langreiter, drangen in sie ein und tranken ihr Blut. Drogon flüsterte seine Befehle, und die Magi konnten nicht anders, sie mussten ihm gehorchen, wenn er sie zwang, mit Peitschenhieben ihre eigenen Verbündeten gegen sich aufzubringen. Inzwischen hatten sie erkannt, dass er ihr gefährlichster Feind war. Sie hetzten die Proasmae auf ihn.
    Cutter und Thick Shanks dirigierten den Golem in Richtung der Miliz, zu einer Gruppe, die sich um etwas versammelt hatte, das wie eine Kanone aussah. Sie schlachteten Tiere. Was haben sie vor?
    Sie saugten etwas aus der

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