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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Seite, nicht so weit auseinander!« Sie bemühten sich, den Lichtgolem wieder zusammenzufügen.
    Die Hetzpeitschen der Miliz reichten weiter, als die Schnüre eigentlich lang waren. Hoch oben kreischten die Luftgeister böse, als die Elementarii sie mit schnalzenden Hieben zum Angriff ermunterten. Unsichtbar fuhren sie herab. Sie legten sich auf die Gesichter der Dirimisten, die ins Leere schossen und stachen, zwängten sich in Mund und Nase, in ihre Lungen und zerfetzten sie.
    Eine Artilleriesalve, Bomben, ein magerer Schwall Thaumaturgie von der Seite der Dirimisten, und die Miliz formierte sich neu. Einer war verwundet, nur einer tot. Die Yags trafen auf den ersten der Golems, ein Koloss aus Steinen und Schienenstümpfen. Die Yags rangen mit ihm, umschlangen ihn. Ihre feurigen Leiber hüllten den Golem ein, zerstörten das Gefüge seiner Gestalt und begannen mit der Macht ihrer Hitze, seine stählernen Glieder zu schmelzen. Unerschütterlich kämpfend, versank er in einem Tümpel seiner eigenen Substanz, schlängelte sich über den Boden: Rinnsale verflüssigten Golems.
    Die Dirimisten wehrten sich nach Kräften, aber die Elementargeister hielten unter ihnen blutige Lese, zerflederten ihre Reihen mit dem Mutwillen junger Hunde, der Keckheit spielender Kinder. Die Strategie der Miliz, sich dieser Wesen als Handlanger zu bedienen, barg unabsehbare Gefahren: Die Essenz der launischen Elemente, einmal in corpore herbeigerufen und losgelassen, war nicht auf Dauer zu versklaven, konnte sich jederzeit auch gegen die wenden, die glaubten, ihre Herren zu sein. Jedoch die Elementarii brauchten sie nur für diesen einen kurzen Überfall.
    Die Yags und Luftgeister eilten, feurige Fußabdrücke und eine Spur aus verwirbelter Luft hinterlassend, zu dem Ewigen Zug hin. Die Golems versuchten, sie aufzuhalten – Interventionen, das Prinzip bewusster Kontrolle gegen die Animalisierung roher Naturgewalten. Die Elementargeister gewannen die Oberhand.
    Die Luftgeister mochten wenig Mühe haben, die Substanz von Erdgolems zu einem Staubregen zu zerblasen, doch mit den Luftgolems hatten sie einen formidableren Gegner. Sie waren fast der letzte Trumpf in Judahs Arsenal. Einen seltsamen, fast unsichtbaren Kampf trugen sie aus. Schroffe Böen unnatürlicher Winde fuhren unter die Luftgeister, und ein diffuser Orkan entstand, wo sie aufeinander prallten. Das Geschaffene und das Wilde, die Intervention und das kaum Gebändigte, rangen miteinander und gaben kein Pardon.
    Brocken einer Substanz fielen vom Himmel und wühlten bei ihrem Einschlag den Boden auf, unsichtbar, selbst nur Verdichtungen von Luft, Zeugnisse der erbitterten Schlacht über den Köpfen der Kontrahenten auf der Erde: Stücke aus dem Leib eines Ariels, von einem Luftgolem abgerissen und weggeworfen, die Hand eines Golems, von einem Luftgeist abgebissen. Das tote Luftfleisch lag auf dem Boden und verging spurlos.
    Die Yags spien Flammen. Die Proasmae wanderten über das Schlachtfeld, schlürften letzte Atzung aus leeren Hautschläuchen, labten sich an dem Fleisch der Toten. Cutter hatte große Angst.
     

     
    Aus einem tief eingeschnittenen Flussbett in einiger Entfernung, an der Flanke der Miliz, kamen Reiter zum Vorschein. An ihrer Spitze erkannte Cutter unschwer Rahul, den Echsenmann, mit seinem kraftvollen, weit ausgreifenden Laufschritt, und auf seinem Rücken, eine Bola schwingend, den Hut tief in die Stirn gezogen, Drogon, der Vaquero, der Wisperschmied.
    Götter, dachte Cutter, da kommt die Kavallerie, um uns zu retten. Ein hysterisches Lachen kitzelte ihn in der Kehle.
    Die Scharfschützen auf ihren Pferden, manche Remade, die sich ungesehen in der Deckung der von Wasserläufen gegrabenen Schluchten genähert hatten, nachdem sie von New Crobuzon oder wer weiß wo hierher geritten waren, schwärmten aus und begann mit geübter Präzision zu schießen. Einige Minuten lang erfolgte keine Reaktion, war die Miliz zu überrascht oder konnte den neuen Feind nicht ausmachen.
    Die Langreiter waren nicht zahlreich. Sie suchten wie Jäger einen geeigneten Punkt im Gelände und nahmen die Miliz aus der Deckung heraus unter Feuer. Ihre Gewehre verschossen behexte Kugeln, die heulten wie Risse im Äther, raunten auf ihrem Flug. Zwei, drei, vier, eine Hand voll Elementarii waren im Nu niedergestreckt, und die Dirimisten, die es sehen konnten, jubelten.
    Schnell jedoch, viel zu schnell, hatten die Miliz-Magi sich besonnen und schwangen die Peitschen. Die Schnüre schnellten durch

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