Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
Vom Netzwerk:
Diese Männer sind Nomaden, Cutter. Sag ihnen Danke, gib ihnen, was du an Geld entbehren kannst, mehr wollen sie nicht.«
    »Wir wussten, dass die Miliz euch einholt«, sagte Rahul. »Es war ein Gewaltritt.«
    »Ihr seid aus dem Nichts aufgetaucht.«
    »Wir sind auf den geheimen Pfaden geritten. Drogon kennt sie. Wir sind geritten wie der Wind. Ich habe noch nie solche Pferde gesehen, wie diese Männer sie haben. Wo ist der Mönch? Da wir von geheimen Pfaden sprechen. Qurabin. O nein – Götter. Und Ori? Ist er …? Ori? O Jabber, Jabber. Und …«
    »Elsie.«
    »Nein. Nein. O Götter, welches Elend.«
     

     
    »Ich habe nicht geglaubt, dass ihr sie besiegen könnt«, sagte Cutter zu den Führern des Rats. »Ich gebe es zu. Ich habe mich geirrt. Glücklicherweise. Aber das genügt nicht. Ich habe euch erzählt, weshalb Judah nicht mitgekommen ist – er trifft irgendwelche Vorbereitungen. Für den Ernstfall. Aber es ist zu verdammt spät. Es ist zu spät. Er versucht zu retten, was zu retten ist.
    Hört mir zu.
    Das Kollektiv ist erledigt. Still, nein, hört zu … Das Kollektiv war ein – ein Traum, nur ein schöner Traum. Es hat nicht funktioniert. Wenn es nicht jetzt schon zerschlagen ist, dann in wenigen Tagen. Habt ihr verstanden? In wenigen Tagen.
    Bis wir die Stadt erreicht haben, ist das Kollektiv wie nie gewesen. Wir kommen in ein New Crobuzon im Ausnahmezustand. Und was dann? Man hat Stem-Fulcher ermordet, und was hat es genützt? Nicht ein bisschen. Das System ist nicht zu schlagen – seht mich nicht so an, mir gefällt das ebenso wenig wie euch. Und wenn ihr angedampft kommt, Hallo, wir sind’s, die Seele der Revolution, lasst euch inspirieren, wisst ihr, was passiert. Ihr wisst, was euch erwartet.
    Die gesamte Miliz von New Crobuzon. Jede verdammte Kriegsmaschine, jeder Karzist, jeder Thaumaturg, jedes Konstrukt, jeder Spitzel und Wendehals. In Sichtweite der Stadt wird man euch den Garaus machen, und die Hoffnung, dass es euch gibt – immer noch gibt –, stirbt mit euch.
    Hört zu. Ich sage euch noch einmal, was Judah mir aufgetragen hat zu sagen.
    Ihr müsst umkehren. Der Eiserne Rat muss umkehren. Oder verlasst den Zug. Weiterzufahren nach New Crobuzon ist Selbstmord. Ihr werdet sterben. Sie werden euch wegfegen, in Grund und Boden stampfen. Und das darf nicht sein. Das darf nicht geschehen. Der Eiserne Rat muss umkehren.«

 
Kapitel 32
     
     
    »Sie werden euch vernichten«, sagte er. »Wollt ihr sterben?«, sagte er. »Ihr schuldet euch der Welt, wir brauchen euch.«
    Natürlich ließen sie sich nicht überzeugen. Sie setzten ihre Fahrt fort, weiter und weiter durch das hügelige Terrain, ließen die Verwüstungen der Schlacht hinter sich zurück. Cutter predigte tauben Ohren, mit wachsender Verzweiflung, aus der er kein Hehl machte, doch im Grunde hatte er nichts anderes erwartet. Er leistete Missionsarbeit, hielt Leute an, sprach mit einzelnen, mit Gruppen, beschwor und argumentierte und erhielt unterschiedliche Antworten.
    Manchmal begegnete ihm die Sorte von stupidem Triumphalismus, die ihn in Rage brachte. »Wir haben New Crobuzon einmal geschlagen, wir können es wieder tun!«, hieß es zum Beispiel. Cutter hätte sich die Haare raufen mögen, denn sie wussten, dass sie sich selbst belogen, er las es in ihren Gesichtern. Sie wussten, dass es kein zweites Wunder geben würde.
    Andere hatten tiefer geschürft. Sie machten ihn nachdenklich.
    »Was wären wir denn?«, fragte Thick Shanks. Der Kaktusmann schnitzte mit einem Tierzahn eine Tätowierung in die Haut der Arminnenseite, eine Schlange. »Was soll deiner Meinung nach aus uns werden? Strauchdiebe? Wir haben als Freie in einer Republik nach unserer Fasson gelebt. Das soll ich aufgeben und durch die Wildnis zigeunern? Lieber sterbe ich, Cutter.«
    »Wir tragen eine Verantwortung«, sagte Ann-Hari. Cutter fühlte sich nie wohl in ihrer Gegenwart. Ihre Inbrunst beunruhigte ihn – sie machte ihn müde, verursachte ihm Zweifel, ein Gefühl der Unsicherheit, als könnte es ihr gelingen, ihn gegen seinen Willen von ihrem Standpunkt zu überzeugen. Er wusste, er war eifersüchtig – niemand hatte einen so großen Einfluss auf Judah wie Ann-Hari.
    »Wir sind ein Traum«, sagte sie. »Der Traum der kleinen Leute. Von Anfang an hat alles zu diesem Punkt geführt, hat uns zu diesem Punkt geführt, zu unserem Platz in der Geschichte, sei es eine Fußnote, sei es ein Kapitel, und von diesem Weg können wir nicht abweichen.«
    Was soll das

Weitere Kostenlose Bücher