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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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waren, gesellten sich zu ihr. Sie schrie.
    Am Kopf des Zuges, die mächtige Faust gegen den Feind schüttelnd, war Thick Shanks. Er schaute zu den dicht geschlossenen Reihen der Milizarmee in der Ferne. Um seinen geöffneten Mund lag ein Lächeln. Neben ihm ein lachender Mann, dem der Fahrtwind einen Speichelfaden vom Mund riss. Der Zug umgeben von reglos in der Luft hängendem Staub. Der Kopfscheinwerfer war golden verschleiert, der Lichtschein still und stet. Ann-Hari tobte und versuchte, Thick Shanks und den Eisernen Rat zu erreichen, und vermochte es nicht, vermochte es nicht.
     

     
    Cutters Blick hing gebannt an dieser Unmöglichkeit. Er zuckte zusammen, als Judah ihm die Hand auf den Arm legte.
    »Komm«, sagte der Somaturg mit einer Stimme, die nicht Judahs war. Ein zerrissenes Krächzen, das vermischt mit Blut und Speichel aus seiner Kehle drang, aus seinem immer noch lächelnden Mund. »Lass uns gehen. Ich habe sie gerettet. Komm.«
    »Wie lange? Wird das so bleiben?« Cutter hörte seine eigene Stimme zittern.
    »Weiß nicht. Vielleicht, bis die Welt bereit für sie ist.«
    »Die da sind tot.« Cutter deutete zum Zugende, auf die entgleiste Lokomotive. Judah drehte den Kopf zur Seite.
    »Schicksal. Ich habe getan, was ich konnte. Götter. Ich habe sie gerettet. Du hast es gesehen.« Er stand auf, er hielt sich den Bauch. Er stöhnte. Er verteilte torkelnd schaumige Kleckse erbrochener Galle auf der Erde. Das Sonnenlicht schien ihm neue Kräfte zu verleihen. Er streckte die Hand aus, und Cutter ergriff sie, und zusammen stiegen sie nach unten, Judah immer wieder einknickend wie eine Marionette an schlaffen Fäden, zwischen die Felsen, wo man sie von der Strecke aus nicht sehen konnte. Ein Lärmen in großer Entfernung verriet ihnen, dass die Miliz im Anmarsch war. Auf dem Gelände des TRT hatte man gesehen, dass etwas Außergewöhnliches geschehen sein musste, und kam, um die Lage zu sondieren.
    Cutter und Judah gingen weiter. Gingen fort.

 
Zehnter Teil

     
Monument

 
Kapitel 34
     
     
    Auf schmalen Wildwechseln entlangstolpern, Judah festhalten, wenn er trocken würgte, und ihm das schweißverklebte Haar aus dem gealterten Gesicht streichen – auf eine verquere Weise war Cutter glücklich. An einem kleinen Bach wusch er Judah das Blut aus dem Gesicht. Judah schenkte ihm keine Beachtung, doch er atmete und spreizte die Finger. Solange es dauerte, konnte Cutter sich vormachen, sich einreden, dass er glaubte, alles werde ein gutes Ende nehmen.
    Auf umständlichen Schleichwegen wanderten sie sehr langsam in Richtung New Crobuzon. Cutter hielt großen Abstand zur Route der Miliz, aber sie konnten hören und beobachten, wie sie sich dem in der Zeit gefangenen Zug näherten. Er dachte an die vielen Dirimisten, die jetzt um ihr Leben liefen, in die Felsen kletterten oder den Marsch zum Fenn antraten. Brüderlich vereint mit den Flüchtlingen aus der Stadt. Die Klüfte und Schluchten, Nischen und Höhlen mussten wimmeln von angstvoll Schutzsuchenden.
    »Judah«, sagte er. Tonlos. Er wusste nicht, mit welcher Empfindung er den Namen aussprach. Er musste an diejenigen denken, die als Folge von Judahs Tat ihr Leben verloren hatten. »Judah.«
    Sie bewegten sich nicht besonders umsichtig oder verstohlen, im Gegenteil hinterließen sie wahrscheinlich, dachte Cutter, eine nicht zu übersehende Fährte aus Fußabdrücken, Blut und geknickten Zweigen. Er legte sich Judahs Arm um den Nacken, stemmte sich unter das Gewicht des hoch gewachsenen Mannes. Auch noch andere Dirimisten mussten aus der Schlucht geklettert sein und auf der anderen Seite hinunter in das offene Land, doch auf Grund irgendeiner Laune von Ort oder Zeit war weit und breit keine lebende Seele zu erblicken, schleppten nur sie sich durch Ginster und durch trockenes, winterliches Buschwerk. Sie waren allein auf weiter Flur. Geister.
    Als sie die offene Ebene erreichten, sahen sie weit, weit weg die Marschkolonne der Miliz. Einmal ermöglichte eine Erhebung Cutter einen Blick auf den Ewigen Zug. Er sah ihn, um Haaresbreite außerhalb der Welt, als hätte die Wirklichkeit nachgegeben unter seinem Gewicht, als befände er sich auf dem Grund einer Senke. In voller Fahrt, doch unbeweglich, eingegossen in einen Block gläserner Zeit.
    An dem langsamen Wandern der Schatten sah Cutter den Wintertag zur Neige gehen. Er wusste, die Welt bewegte sich, die Zeit strömte an dem Zeitlosen vorbei und weiter. Ich bin hier, ich stütze Judah. Ich bringe ihn heim

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